Aufmacher_Waschmittelflaschen

Sollte eine Flasche einmal nicht richtig verschlossen sein und umkippen, ist die Anlage geschützt nach IP65. (Bild: Bluhm Systeme)

  • Kennzeichnungstechnik ist wichtig und wird immer wichtiger. Weshalb sich viele Betreiber in einem Zwiespalt sehen: Einerseits müssen sie Etikettiertechnik nachrüsten, anderseits fehlt ihnen der Platz für die teils recht sperrigen Geräte.
  • Auf Basis dieser Problemstellung hat der Hersteller einen Etikettierer entwickelt, der aus 65 einzelnen Modulen besteht. Aus diesen können sich Betreiber ein System bauen, das sich optimal an ihren jeweiligen Platz- und Kennzeichnungsanforderungen ausrichtet.
Zitatgeber_Björn Schneider Bluhm Systeme

Björn Schneider, Produktmanager fürEtikettenspender bei Bluhm Systeme,"Beim Alpha HSM umfasst die Modularität alle vier Hauptbestandteile des Spenders, weil an jedes einzelne Element kundenspezifische Anforderungen gestellt werden können."

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Der Etikettierer besteht aus 65 Modulen und lässt sich so anwendungsspezifisch anpassen. Bild: Bluhm Systeme

Etikettierer können ganz schön sperrige Geräte sein. Und in feuchten oder staubigen Produktionsumgebungen brauchen sie oftmals noch mehr Platz, weil Unternehmen sie mit einer aufwendigen Einhausung schützen müssen. „Viele Kunden wollten jedoch ‚einfach nur‘ ihre Produkte etikettieren, ohne dafür die halbe Produktion umstellen zu müssen“, erklärt Björn Schneider, Produktmanager für Etikettenspender bei Bluhm Systeme: „Und manche unserer Kunden haben schlichtweg nicht viel Platz. Daher haben wir uns vor zwei Jahren dazu entschieden, den Spieß einfach rumzudrehen und einen Etikettenspender zu entwickeln, der sich an die örtlichen Gegebenheiten anpassen kann!“

Etikettenspender wird zum Chamäleon

Herausgekommen ist ein kompakter und flexibler Etikettierer, der sich aufgrund seines modularen Konzepts an die vorhandene Produktionsumgebung anpassen lässt und gleichzeitig immun gegen Schmutz und Feuchtigkeit ist. Alpha HSM (High Speed Modular) nennt der Hersteller das Ergebnis. Schneider erklärt: „Um die Maschine möglichst flexibel einsetzbar zu machen, haben wir uns zunächst überlegt, in welche Module wir sie zerlegen könnten. Denn wenn ich einzelne Bausteine habe, die relativ ortsunabhängig voneinander funktionieren, dann kann ich die Anlage an die Gegebenheiten anpassen und die verschiedenen Module dort montieren, wo genug Platz ist.“

Der Etikettierer besteht im Wesentlichen aus vier Modulen: Neben dem Grundmodul mit der Antriebseinheit zählen dazu die Spendeeinheit sowie der Ab- und der Aufwickler für die Etikettenbahnen. Herkömmlicherweise treibt das Grundmodul die Ab- und Aufwickler an. Durch eigene Antriebe und spezielle Adapter funktionieren die Wickler der Applikation jedoch auch ortsunabhängig vom Grundmodul. „Denn manchmal ist auch nach oben hin nicht ausreichend Platz. Bisher war das dann ein echtes Problem. Aber mit einem Adapter kann der Wickler bei diesem System auch einfach nach unten und hinten versetzt werden“, freut sich Schneider: „So ist es uns möglich, das Grundmodul mit der Spendeeinheit direkt in die Linie zu integrieren, während die Wickler außerhalb montiert werden können. Dort nehmen sie nicht nur weniger Platz weg, sondern lassen sich gleichzeitig besser bedienen.“

Modularität umfasst alle vier Hauptelemente

Es entstand ein Etikettenspender, der sich aus etwa 65 verschiedenen Modulen zusammensetzen lässt. „Beim Alpha HSM umfasst diese Modularität alle vier Hauptbestandteile des Spenders, weil an jedes einzelne Element kundenspezifische Anforderungen gestellt werden (können)“, erklärt Björn Schneider. Je nach Etikettenbreite und Etikettiergeschwindigkeit sind beispielsweise Grundmodule mit unterschiedlich leistungsstarken Antrieben erhältlich. Und auch die Ab- und Aufwickler sind mit ihren verschiedenen Modulen auf unterschiedliche Etikettenbreiten und Etikettiergeschwindigkeiten ausgelegt. Zwischen Spendezunge und Grundmodul können Anwender verschiedene Thermotransferdrucker, thermische Inkjet-Drucker und Laserbeschrifter montieren, sodass sich der Etikettierer auf Wunsch kurzerhand in einen Etikettendruckspender umrüsten lässt.

IP65-Schutz für Industrieanwendungen

Neben der flexiblen Montage war auch ein erhöhter IP-Schutz des Etikettenspenders Ziel der Entwickler. Schneider erinnert sich: „Ein Waschmittelhersteller berichtete uns von einem ‚worst case‘ in seiner Produktion: Eine Flasche war nicht richtig verschlossen, das Kopfband bekam den Deckel nicht zu fassen, die Flasche kippte um und der Inhalt lief nicht nur über das Förderband und die Anlage, sondern auch in den Etikettierer.“ Solche Unfälle können in der chemischen Industrie genauso passieren wie bei Kunden aus dem Nahrungsmittelsektor und der Baustoffbranche.

Daher sollte das System eine Schutzklasse von IP65 erreichen. Um dies zu erreichen, schützt der Hersteller die komplette Anlage mit speziellen Dichtungen gegen Spritzwasser und Staub – und kann so auf die sonst übliche, aufwendige Einhausung verzichten. Flexibilität und IP-Schutz dürfen natürlich nicht zu Lasten der Leistung gehen. Der Etikettierer kann daher nicht nur sehr breite Etiketten verarbeiten, sondern diese zudem noch in einer besonders hohen Geschwindigkeit aufspenden: Das Gerät fasst Etikettenrollen mit bis zu 320 mm Breite und 500 mm Durchmesser und bringt rund 33 Etiketten/s auf.

Individuelle Konfiguration

Alle justierbaren Geräteteile heben sich ähnlich wie bei einem Kopierer farblich ab. So erkennt der Bediener auf einen Blick, was er alles verstellen kann, und kann sich die Anlage auf seine Ansprüche hin einrichten. Zudem lassen sich bei dem Etikettierer bis zu 10.000 verschiedene Parametereinstellungen abspeichern und auf Knopfdruck aufrufen. Und auch das Thema Stillstand war ein Schwerpunkt bei der Konstruktion: Bei jedem Produktwechsel entstehen im Durchschnitt Rüstzeiten von etwa drei Minuten. Bei Betreibern mit Dutzenden verschiedener Produkte und sehr kleinen Chargen summieren sich diese dann schnell auf. Diese kann der Anwender auf der mechanischen Seite durch das modulare System reduzieren. Aber auch fehlerhafte Etikettierungen durch ungenaue Einstellungen lassen sich vermeiden. Kunden können individuelle Datamatrix-Codes jeder einzelnen Parameterkombination generieren und diese auf die Innenseiten ihrer jeweiligen Etikettenrolle drucken. Scannen sie den Code ein, stellt sich der Etikettenspender automatisch auf die entsprechenden Parameter ein.

Maschine mit Zukunft

Den Etikettierer kann der Betreiber entweder direkt vom Gerätedisplay aus steuern oder über eine kundenspezifische SPS, an die er sich mithilfe verschiedener Bausteine anbinden lässt. Ein Vorteil, von dem auch Maschinenbauer profitieren, wenn sie den Spender in ihre Anlage integrieren. Daneben ist auch eine webbasierte Steuerung möglich: Nach Scan des auf dem Spender angebrachten QR-Codes durch ein Smartphone oder Tablet lässt sich das Endgerät mit dem maschineneigenen Wifi verbinden. Hierüber lässt sich das System nicht nur steuern, sondern der Bediener kann auch direkt auf ein individuelles Serviceportal zugreifen. Ein Vorteil für Kunden mit einem großen Maschinenpark: Neben Bedienungsanleitungen und Hilfevideos stellt das Unternehmen in diesem Portal Ersatzteil-Dokumentationen und FAQs bereit. Das zeitaufwendige Heraussuchen gedruckter Dokumente entfällt. Zudem können Kunden Produktionsstatistiken abrufen oder bei technischen Problemen mit der Hersteller-Hotline skypen. „In naher Zukunft soll es auch für Kunden möglich sein, hierüber online passende Ersatzteile zu bestellen“, erklärt Schneider abschließend.

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