November 2012

Die Schweiz ist eines der wohlhabendsten Länder der Welt. Bedingt durch ein liberales Wirtschaftssystem, stabile politische Voraussetzungen, eine hohe Beschäftigungsrate, die enge Verflechtung mit anderen Volkswirtschaften sowie ein gutes Bildungssystem hat das Land einen hohen Entwicklungsstand. Daher bietet die Schweiz nicht nur Menschen sondern auch Firmen einen großen Anreiz, sie als Wohnort bzw. Unternehmensstandort auszuwählen. Dabei dominieren kleine und mittelständische Unternehmen die Wirtschaftsstruktur, auch wenn Ausnahmen wie der Pharmariese Novartis mit seinem Hauptquartier in Basel oder der Nahrungsmittelkonzern Nestlé aus Vevey sicherlich zu den weltweit mächtigsten Unternehmen zählen. Von den KMU sind viele noch in der Hand der Gründer bzw. deren Nachfahren und beschäftigen rund zwei Drittel aller Arbeitnehmer der Schweiz.
Die Region bietet den ansässigen Unternehmen nur wenige Rohstoffe, die sich exportieren lassen, jedoch sind die Produkte, die Schweizer Firmen aus den importierten Rohstoffen konstruieren, in der Regel qualitativ sehr hochwertig. „Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk“ – dieser Spruch kommt nicht von irgendwo her. Zwar wird häufig in kleineren Stückzahlen produziert, als beispielsweise bei ähnlichen Firmen im deutschen Nachbarland, dennoch liegt der Anteil der exportierten Waren am Bruttoinlandsprodukt der Schweiz, das in 2010 361,9 Mrd. US-Dollar betrug, mit 54,2 % des BIP in 2010 vergleichsweise hoch (Deutschland: 46,1 % in 2010, USA 11,2 % in 2009). Die Chemieindustrie nimmt hier den größten Posten mit 74,6 Mrd. Franken Umsatz in 2011 ein, wobei Deutschland für Schweizer Firmen generell das wichtigste Exportland ist. Beispielsweise stiegen die Exporte der chemisch-pharmazeutischen Industrie in 2012 bisher um
5,8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum, im dritten Quartal sogar um 12,2 % im Vorjahresvergleich – regelmäßig weist sie den größten Exportüberschuss aller Industriesektoren auf.
In den vergangenen Jahren war eine Tonne exportierter Waren im Durchschnitt gut drei Mal so viel Wert wie eine Tonne importierter Güter. Nicht jede erfolgreiche Volkswirtschaft kann dieses Verhältnis für sich verbuchen. Im internationalen Wettbewerbsfähigkeitsvergleich des World Economics Forum für 2012/2013 belegt die Schweiz, wie auch in den vergangenen Jahren, wieder Platz 1, vor Singapur und Finnland. Noch weitere europäische Staaten wie Schweden (Platz 4) und Deutschland (Platz 6) rangieren dort unter den Top 10, daneben finden sich aber immer mehr asiatische Länder wie Japan und die Sonderverwaltungszone Hong Kong sowie die USA.
Nicht zuletzt die enge Verzahnung von wissenschaftlicher Spitzenforschung mit der Industrie trägt ihren Teil dazu bei, dass die Schweizer Firmen sehr viele Forschungsergebnisse in marktreife Produkte umwandeln, bei gleichzeitig konsequentem Schutz geistigen Eigentums: Weltweit liegt die Schweiz mit der Anzahl an Patenten pro Einwohner auf Platz 2. Die Forschungsausgabe der chemisch-pharmazeutischen entsprechen Jahr für Jahr nahezu 50 % der gesamten privaten Forschungsgelder der schweizerischen Industrie. Zudem beschäftigt sie 29 % des gesamten Forschungspersonals der schweizerischen Industrie. Allerdings hinkt die Schweiz immer noch bei den Einschreibungen an heimischen Universitäten hinter anderen hochinnovativen Ländern hinterher – auch wenn die Zahl der Studenten seit einigen Jahren langsam steigt.

Starker Franken schwächt
Schweizer Wirtschaft

In der Schweiz gehört, ebenso wie in Deutschland, die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen. Und diese leidet bereits im fünften Quartal in Folge unter rückläufigen Auftragseingängen, besonders aus dem Ausland, was voraussichtlich zu einem schwierigen zweiten Halbjahr für die Branche führen  wird: Im 1. Halbjahr 2012 verzeichnetet die MEM-Industrie gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Minus von 11,1 %.
Die schwächelnde Auslandsnachfrage hängt unter anderem mit dem starken Franken zusammen, der  dem Alpenstaat seit inzwischen mehr als einem Jahr zu schaffen macht. Zwar steigt die Kaufkraft der Schweizer im Ausland, jedoch sind gleichzeitig die Inlands-Tourismuszahlen rückläufig – und nicht nur das: Die Exportumsätze- und Gewinne brechen ein. Die Wechselkursverluste, die die Schweizer Nationalbank verbucht, sind immens. Das macht der Schweizer Wirtschaft zunehmend zu schaffen. Der erstarkte Franken schmälert die Einnahmen
mancher Firmen in bisher ungeahntem Maße: Derzeit gibt es für einen Euro
1,20 Schweizer Franken – das ist nahe an der Währungsparität und entspricht genau dem Mindestkurs, den die Schweizer Nationalbank im September 2011 festgelegt hatte. Die Schweizer Notenbank hat in den vergangenen Monaten massiv Euros gekauft, damit der Kurs nicht unter 1,20 Franken sinkt. Im Jahr 2007 gab es für einen Euro noch knapp 1,70 Franken. Der starke Franken verhilft Schweizer Unternehmen wie zuletzt dem Medikamentengroßhändler Zur Rose zwar dazu, Unternehmen wie die Versandapotheke DocMorris vom deutschen Pharmakonzern Celesio günstig zu übernehmen; jedoch bleibt exportorientierten Firmen heute nur noch die Wahl, ihre Produkte für das Ausland zu verteuern, was den Kunden kaum schmecken dürfte, oder eben eine niedrigere Gewinnmarge in Kauf zu nehmen.
Zudem sank im Zweiten Quartal 2012 das Bruttoinlandsprodukt überraschend um 0,1 % gegenüber dem Vorquartal. Investitionstätigkeiten werden zurückgefahren, was sich wegen der schwächelnden Weltkonjunktur voraussichtlich erst einmal nicht ändern wird. Denn die enge Verflechtung mit der Weltwirtschaft bringt nicht nur Vorteile, sondern in schwierigen Situationen wie sie derzeit herrschen auch Nachteile mit sich.

Wirtschaftliche Einflussfaktoren
Top 10 unter Schweizer Firmen

  • Unzureichend ausgebildete Arbeitskräfte 14,1
  • Ineffiziente staatliche Bürokratie 12,8
  • Restriktive Beschäftigungsgesetze 12,7
  • Steuerliche Regelungen 10,5
  • Unzureichende Innovationskapazität 9,8
  • Politische Instabilität 9,6
  • Ausländische Währungsregularien 9,1
  • Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten 7.8
  • Steuern 6,7
  • Niedrige Arbeitsmoral heimischer Angestellter 2,6

Die Schweiz in Zahlen

  • Einwohner: 8,1 Mio.
  • BIP:636.1 Mrd. US-Dollar
  • BIP pro Einwohner:81.161 US-Dollar
  • BIP (KKP) anteilig der Welt:0,43 %

 

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