April 2010

In einem Zementwerk versorgen vier Silobunker einen Brennofen. Zum Befeuern nutzen die Betreiber Kohle und Sekundärbrennstoffe aus Industrieabfällen. Ein Rohrleitungssystem befördert die Kohle pneumatisch aus Silofahrzeugen in die Silobunker. Die Industrieabfälle werden als fein gemahlenes Pulver in Einweg-Big-bags oder als Sackware geliefert und ebenfalls in einem Silobunker gelagert. Dieses Silo hat die IB Verfahrens- und Anlagentechnik um eine kombinierte Entleerstation für Einweg-Big-bags und Sackware erweitert. Eine Drehrohrweiche in der bestehenden Silo-Rohrleitung schaltet dafür zwischen Big-bag- und Silofahrzeug-Entleerung um. Um Fehlbedienungen zu vermeiden wird die Drehrohrweiche vom Leitstand aus gesteuert.

Gut bei Puste durch pneumatische Förderung

Die neue Big-bag-Entleerstation besteht aus einem kompakten Grundgestell, in das ein Big-bag-Entleertrichter mit einer Aufschneidvorrichtung, eine Sackaufgabe, eine Förderschnecke und eine Durchblas-Schleuse mit Leckluftsammler montiert sind. Für Wartungsarbeiten kann ein Gabelstapler die komplette Einheit in eine Werkstatt transportieren. Die Rohrförderschnecke zieht das Schüttgut aus dem Big-bag-Entleertrichter und der Sackaufgabe ab und fördert es in die Durchblasschleuse, die als Eintragsorgan für die pneumatische Förderung dient. Die Fördermenge wird durch die in der Steuerung vorgegebene Drehzahl der Förderschnecke bestimmt; die Durchblasschleuse arbeitet mit einer konstanten Drehzahl. Ein vorhandenes Gebläse erzeugt etwa 11 m3/min Förderluft bei 0,8 bar?(ü). Die Förderluft drückt das Schüttgut aus der freigegebenen Kammer in die angeschlossene Förderleitung aus Edelstahl. Der Grobrechen am Anfang der Leitung filtert größere Gegenstände wie Handschuhe oder Putzlappen aus dem Förderstrom, um das Risiko von Verstopfungen zu minimieren. Bahnt sich trotzdem eine Verstopfung im Förderrohr an, so wird diese durch die kontinuierliche Druckmessung in der Förderluftleitung frühzeitig erkannt und durch die Steuerung selbstständig beseitigt. Sinkt danach der Förderdruck auf einen normalen Wert zurück, geht die Förderung weiter.

Bloß keinen Staub aufwirbeln

Ein Gabelstapler platziert die Big Bags, die an einer speziellen Big-bag-Traverse hängen, über dem Entleertrichter und setzt sie mit einer Abwärtsbewegung auf die Schneideinheit im Trichter. Ihr Eigengewicht drückt die Big Bags in die Schneidvorrichtung. Durch das Aufschneiden klappt der Boden der Bags in vier Segmenten zur Seite, so dass das Schüttgut ausfließen kann. Die Entleerung lässt sich durch mehrmaliges Heben und Senken des Big Bags sowie durch vier pneumatisch angetriebene Walkvorrichtungen, die diagonal am Entleertrichter angebracht sind, unterstützen. Damit kein aufgewirbelter Staub nach außen dringt, schließt eine Gummimembran auf dem Entleertrichter dicht mit dem Big Bag ab. Im oberen Teil des Entleertrichters allseitig angebrachte Entstaubungskanäle saugen den aufgewirbelten Staub ab und führen ihn in eine Entstaubungsanlage. Von hier führt eine Fallleitung zu einer fahrbaren Big-bag-Befüllstation, die ebenfalls von der IB Verfahrens- und Anlagentechnik entwickelt wurde und in der die Big Bags mit dem Staub aus der Entstaubungsanlage befüllt werden. Der gesammelte Staub kann in der Entleerstation wieder entleert und so dem Prozess zugeführt werden.

Die in Säcken gelieferten Sekundärbrennstoffe werden in der Sackschütte, die sich an der Stirnseite der Anlage befindet, entleert. Eine staubdichte Klappe verschließt die Sackschütte, wenn sie nicht in Betrieb ist. Auch die Sackschütte besteht aus einem Entleertrichter, auf dessen Gitterrost ein Aufreißmessersatz montiert ist, der beim Auflegen eines Sackes dessen Unterseite aufreißt. Wird der Sack an den Enden angehoben, reißt er auseinander und das Schüttgut fließt in den Trichter, aus dem es die Förderschnecke abzieht. An der langen Rückwand der Sackschütte ist ebenfalls ein Entstaubungskanal angebracht, der dafür sorgt, dass der Bediener nicht in einer Staubwolke steht.

Die komplette Entleerstation ist im Innenbereich explosionsgeschützt ausgeführt: innen in der Schutzart Ex II 2D c, außen in der Schutzart Ex II 3D c. Die Innenbereiche der Förderrohrleitung und der Drehrohrweiche entsprechen der Schutzart Ex II 1D c.

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