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Bild: Gino Santa Maria – Fotolia

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Zwischen 1990 und 2016 sind die Kohlendioxid-Emissionen der EU um 20 % gefallen – in fast allen anderen Weltregionen stiegen die Emissionen dagegen an. Bild: VCI

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Verbraucher in Großbritannien und Deutschland zahlen innerhalb der EU die höchsten Strompreise (Angaben in ct/kWh). Bild: VCI

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Zwischen 1990 und 2014 konnte die Chemieindustrie in Europa ihre Energieintensität halbieren. Im selben Zeitraum stieg die Produktion um 78 %. Bild: Cefic

Diese fürchtet allerdings, dass die jüngsten Entscheidungen der EU-Politiker künftiges Wachstum beschneiden. Das Industriekommittee des Europaparlaments hatte im vergangenen Jahr entschieden, dass der absolute Energiebedarf bis 2030 gekappt werden soll. Es ist Zeit für eine Zwischenbilanz des bisher Erreichten.

Über viele Jahre hat die europäische Chemie- und Pharmaindustrie große Anstrengungen unternommen, um ihre Energieeffizienz zu steigern und den Einsatz von Treibstoffen und anderen Energien, bezogen auf die Produktion, zu reduzieren. 2015 war die Energieintensität, d. h. der Energiebedarf je produzierter Einheit, bereits 59,7 % niedriger als 1990. Ein deutlich größerer Rückgang als in der restlichen verarbeitenden Industrie erreicht wurde – dort verringerte sich die Energieintensität im selben Zeitraum um 39 %. Während in der Chemie die Produktion um 85 % gesteigert wurde, sank der Einsatz von fossilen Energieträgern und anderen Energien um 26 % auf einen Absolutwert von 51,8 Mio. t Erdöläquivalent.

Einsatz von Energieträgern hat sich verändert

Auch der von der Chemie eingesetzte Energiemix hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich verändert. Nicht nur der Einsatz fester Brennstoffe konnte zwischen 1990 und 2015 um 59 % reduziert werden, sondern auch der Bedarf an gasförmigen und flüssigen Energieträgern sank deutlich (-34 bzw. -29 %). Erstaunlich ist an dem vom Chemieverband VCI erstellten Zahlenwerk allerdings, dass im selben Zeitraum auch der Einsatz von erneuerbaren Energien deutlich (-40 %) zurückgegangen ist. Auch der Stromverbrauch sank um 14 %.

Die Bemühungen der europäischen Chemie in Sachen Energieeffizienz werden außerdem von einer weiteren interessanten Zahl untermauert: In den vergangenen 25 Jahren stieg der Einsatz von Wärmeenergie aus Prozess-Abwärme um 25 %. Im Industrievergleich zeigen sich in der EU allerdings starke Unterschiede: Im Mittel ging die Nutzung von Abwärme als Energieträger um 25 % zurück und verwendet die europäische Industrie heute 63 % mehr Energie aus erneuerbaren Quellen.

Insgesamt sind die Treibhausgas-Emissionen in Europa zwischen 1990 und 2012 um 18 % gesunken, während im gleichen Zeitraum der Anteil erneuerbarer Energien um 14 % gestiegen ist. Bis 2020 wird erwartet, dass die Energieeffizienz in der europäischen Industrie um 18 bis 19 % steigen wird und damit das von der EU-Kommission gesteckte Ziel von 20 % in Reichweite ist.

Obergrenze für Energieeinsatz wird als falsches Signal gesehen

Angesichts der dargestellten Fakten zum Energieeinsatz kritisieren Chemieverbände wie der VCI den politischen Kurs des Industriekommittees des Europaparlaments. „Die geplante neue Obergrenze für den absoluten Energieverbrauch im Jahr 2030 verkennt, welche zentrale Rolle der Produktionsfaktor Energie für die Industrie spielt“, stellt der VCI in einer Pressemeldung zur aktuellen Entscheidung fest. Die Chemielobbyisten argumentieren, dass die Chemieindustrie nicht nur Energie verbraucht, sondern diese dazu einsetzt, wertvolle Produkte zu erzeugen, die zum Teil wiederum dabei helfen, dass andernorts mehr Energie gespart werden kann.

Indem die EU den absoluten Energieverbrauch kappt, begrenzt sie die Produktion in Branchen wie der Chemie. Sie schränkt damit Chancen auf Wachstum ein. Durch die Verschärfung des absoluten Energieeinsparziels nehme die EU die Gefahr in Kauf, dass diese Produkte in Zukunft nicht mehr in vollem Umfang in Europa hergestellt werden könnten.

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