Dezember 2011

Die FFS-Technologie (Form, Fill & Seal – Formen, Füllen & Verschließen) ist eine voll-automatische, kostengünstige Verpackungsmethode für Pulver, Granulat, Flakes und viele andere Schüttgüter. Das Konzept: Auf der Abfüllmaschine werden aus endlosem Kunststofffolienschlauch Säcke gefertigt, die sofort mit dem jeweiligen Produkt befüllt  und dann verschlossen werden. Es wird zunächst die Bodennaht geschweißt, dann der nun entstandene Sack befüllt und nach dem Befüllen die sogenannte Kopfnaht verschweißt. Aufgrund der Vorteile des FFS-Systems für die Wertschöpfungskette haben FFS-Säcke in Westeuropa bei Weitem den größten Marktanteil (63 Prozent) bei hochfesten Transportverpackungen aus Kunststoff (offene Säcke 30 Prozent, Ventilsäcke 7 Prozent).
Bändchengewebe ist ein Verpackungsmaterial aus verstreckten Kunststoffbändchen. Seit seiner Einführung haben sich die Anwendungsbereiche enorm erweitert: Wurde Bändchengewebe früher nur für Industrieverpackungen wie FIBCs oder AD-Star-Zementsäcke verwendet, so ist beschichtetes Bändchengewebe heute das Material der Wahl für Konsumgüterverpackungen und Tragetaschen mit Hochglanzdruck, die mittlerweile in Kaufhäusern und Supermärkten auf der ganzen Welt Einzug gehalten haben.
Bis dato war es nicht möglich, Gewebe aus Kunststoffbändchen auf FFS-Abfüllanlagen zu verwenden. Um dies zu ändern, haben die Firmen Dow, Starlinger und Haver & Boecker nun ein System entwickelt, das die Vorteile der zwei Konzepte – kostengünstiges Verpacken und Stabilität der Verpackung – vereint. Damit ist es zum ersten Mal möglich, Bändchengewebe, das auf Starlinger-Maschinen aus Dow-Granulat produziert wurde, auf FFS-Abfüllanlagen von Haver & Boecker zu verwenden. Die „woven FFS“-Technologie ermöglicht es, den Energie- und Rohmaterialverbrauch zu reduzieren und die Kosten im Schüttgutverpackungsprozess zu senken.

Gewebesäcke effizient im Form-
Fill-Seal-Verfahren verarbeiten

Säcke aus Bändchengewebe sind druckunempfindlich, bruch- und knickfest. Sogar wenn sie mit Haken bewegt oder durch Nägel beschädigt werden, reißen sie nicht auf, und der wertvolle Inhalt bleibt im Sack. Außerdem ist Bändchengewebe im Vergleich zu herkömmlichen Folien sehr dünn, weshalb es leicht, aber trotzdem robust und langlebig ist – und das bei weniger Rohmaterialverbrauch. Hinzu kommt noch, dass es vollständig recycelbar ist.
Der große Vorteil der FFS-Methode liegt darin, dass die Säcke durch Verschweißen geschlossen werden. FFS-Maschinen brauchen weder Nadeln (die leicht brechen können) noch Faden (muss immer wieder nachbestückt werden). Dadurch mischen sich keine Fadenreste unter das Füllgut, und die Säcke sind hermetisch versiegelt, weil keine Stichlöcher entstehen.
FFS-Säcke aus Gewebematerial zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • robustes, aber leichtes Verpackungsmaterial,
  • Schutz der verpackten Güter durch die rundum verschlossene, wasserdichte Verpackung,
  • vollautomatische FFS-Maschinen – die Bedientätigkeiten beschränken sich auf Rollen- und Formatwechsel,
  • optimierte Säcke: Konstante Überwachung der Schüttdichte und entsprechende Anpassung der Sacklänge,
  • saubere Sackoberflächen und höhere Sicherheit beim Transport dank kompakt befüllter Säcke,
  • der geringere Rohstoffverbrauch hilft, Ressourcen und Geld zu sparen.

Von PE-Folie zu Bändchengewebe – Umstellung lohnt sich
Bei der Entwicklung von „woven FFS“ haben die Entwicklungspartner besonderes Augenmerk darauf gelegt, die Umstellung von PE-Folie auf Bändchengewebe für die Abfüller so einfach wie möglich zu machen. Anwender, die bereits FFS-Anlagen von Haver & Boecker haben, brauchen keine großen Umrüstungen vorzunehmen. Um die Vorteile von Bändchengewebe zu nutzen, sind nur geringfügige Änderungen am FFS-System notwendig – und einfach die Verwendung einer anderen Materialrolle.
Auch für Unternehmen, die bis jetzt aufgrund von Kunden- und Marktanforderungen Gewebe verarbeitet haben und dadurch keine FFS-Abfüllanlagen verwenden konnten, ist es nun möglich dieses vollautomatische und dadurch kostengünstige Verpackungskonzept zu nutzen. Die hohe Produktionskapazität dieser Anlagen und die Zeit- und Kostenersparnis bei Bedienung und Wartung führt dazu, dass sich die Investition in dieses neue System in kurzer Zeit amortisiert.

Interview mit Michael Vennebusch, Leiter BU Chemie bei Haver & Boecker
„Gewebe hält Beanspruchungen stand“

CT: In der Chemie ist die automatische FFS-Verpackung von Schüttgütern in PE-Säcke Standard. Warum sollte sich das durch die Möglichkeit, Bändchengewebe einzusetzen, ändern?
Vennebusch: Sie haben Recht, die Chemie verpackt Schüttgüter klassischerweise in PE- und Papiersäcke. In entwickelten Märkten, in denen die Logistikkette weitgehend technisiert und automatisiert abläuft, ist das in der Regel kein Problem. Dennoch kann es auch hier zu Beschädigungen der Sackware kommen, da das Verpackungsmaterial druck-, bruch- und knickempfindlich ist. Aber insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern ist die Beanspruchung durch die vorwiegend manuelle Handhabung sehr viel höher. Die neuen Gewebesäcke überstehen dagegen Fallhöhen bis zu zwei Meter! Dazu kommt der Umweltaspekt: In diesen Regionen werden Gewebesäcke in der Regel mehrfach verwendet, während PE- und Papiersäcke oft nicht fachgerecht entsorgt werden.

CT: Gewebesäcke gab es auch schon vor Ihrer Gemeinschaftsentwicklung. Was ist neu?
Vennebusch: Bislang konnten Gewebesäcke nicht vollautomatisch auf „Form, Fill & Seal“-Maschinen verarbeitet werden. Durch den Einsatz des neuen laminierten Bändchengewebes und in Verbindung mit unserer Maschinentechnik ist das nun möglich. Dazu kommt, dass das System Fehler im Gewebe automatisch erkennen kann und dadurch der Austritt von Produkt verhindert wird.

CT: Wie stellt sich die neue Technik im Kostenvergleich dar?
Vennebusch: Die Kosten sind durchaus vergleichbar zu normalen PE-Säcken. Wir sind momentan dabei, das Verfahren für ein noch dünneres Material mit rund 100 µm zu entwickeln, um noch mehr Material einzusparen. Da wird unser System noch günstiger als PE-Folien sein. Entscheidend ist aber, dass der Anwender Flexibilität gewinnt: Mit vergleichsweise geringfügigen Eingriffen und Modifikationen ist es möglich, sowohl PE-Folie als auch Gewebe zu verarbeiten. Gerade vor dem Hintergrund, dass solche Maschinen oft über Jahrzehnte betrieben werden, ist das ein wichtiger Aspekt.

CT: Welche Rückmeldungen hatten Sie auf der Powtech und auf der K, auf der Sie diese Lösung vorgestellt hatten?
Vennebusch: Das Interesse war sehr groß, vor allem bei Besuchern aus Indien, China und Russland. Wir sind inzwischen in Gesprächen mit potenziellen Endkunden und Herstellern und gehen davon aus, dass die ersten Anlagen zur Produktion von Material für diese Sackware Ende 2012 in Betrieb gehen wird. [AS]

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HAVER & BOECKER Drahtweberei

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