Dezember 2015

Interview mit Dr. Christian Brehm, Krohne
„Jetzt sind sowohl Hersteller als auch Anwender am Zug!“

CT: Wie ist Krohne zum Thema FDI gekommen und was bedeutet das für die Geräteentwicklung?
Brehm: Historisch sind wir zum einen durch unsere Arbeit in den verschiedenen Standardisierungsgremien und Nutzerorganisationen an das Thema gekommen. Zum anderen durch die Anwender in der Chemie und Namur, denen das Thema sehr am Herzen liegt. Von da wurden wir auch gebeten, das Thema auf der Namur-Hauptsitzung zu beleuchten und darzustellen. Wir hatten uns schon frühzeitig darüber Gedanken gemacht, wie wir die neue Technologie in unsere Entwicklungsprozesse integrieren wollen. Dadurch waren wir schon sehr gut aufgestellt – auch wenn die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt und die Entwicklungstools noch reifen müssen. Aber das ist in so einem frühen Stadium ganz normal.

CT: Wie bewerten Sie den Aufwand, um sich als Hersteller auf FDI einzustellen?

Da wir schon Treiber für FDT anbieten, ist der Aufwand für FDI überschaubar. Wir haben unsere EDD sauber geschrieben, so dass wir diese relativ problemlos in ein FDI-Package übernehmen können. Ein User Interface Plugin UIP zu entwickeln bedeutet, dass man erst einmal lernen muss, mit den Werkzeugen der Entwicklungsumgebung umzugehen. Dann ist das nur noch Programmieraufwand, aber da fühlen wir uns aus der DTM-Entwicklungsarbeit zuhause.

CT: Für welche Ihrer Geräte wird es zuerst FDI-Packages geben?
Brehm: Bis auf wenige Ausnahmen wird es für fast jede Anfrage und fast jedes Gerät ein FDI-Package geben. Für die aktuellen Geräte auf jeden Fall. Durch die langen Produkt-Lebenszyklen haben wir zum Teil Geräte, die schon zehn Jahre alt sind und für die es eventuell auch DDs gibt, die aber nicht nach dem harmonisierten Standard entwickelt worden sind. Dann müssen wir natürlich nochmal richtig Aufwand betreiben, und es stellt sich dann die Frage, ob sich das für die alten Geräte lohnt. UIPs werden wir nach und nach für die komplexen Geräte implementieren.

CT: Nehmen wir den Fall, ein Anwender hat eine Anlage mit einem PLS, für das ein FDI-fähiges Release erst in zwei Jahren kommen wird. Er will aber jetzt schon zukunftsfähige Feldgeräte kaufen. Worauf sollte er achten?
Brehm: Er sollte seinen Lieferanten fragen, ob dieser für sein Feldgerät in Zukunft FDI-Packages zur Verfügung stellen wird. Damit die Einführung von FDI gelingt, sind beide Seiten in der Pflicht: Anwender sollten bei der Beschaffung jetzt FDI-fähige Feldgeräte und Host-Systeme verlangen.

CT: Wie wird sich FDI auf die Instrumentierung von Neuanlagen auswirken?
Brehm: Jetzt, wo das Thema an Fahrt gewinnt, gehe ich davon aus, dass die Anwender FDI für Neuanlagen spezifizieren werden. Aber letztlich entscheidet das der Markt.

CT: Glauben Sie, dass ein Anwender für Anlagen mit FDI-fähigem Leitsystem noch FDT-Technik spezifizieren werden?
Brehm: Warum nicht. Aus meiner persönlichen Sicht ist FDT 2 eine ebenbürtige Technologie. Ich denke, dass sich in der reinen Prozessautomatisierung FDI durchsetzen wird, weil es der Standard ist, den die Anwender wollen. Mit dem Zusammenwachsen der Fabrik- und Prozessautomatisierung und für hybride Anwendungen in der Fabrikautomatisierung gelten andere Regeln. Hier ist FDI aufgrund der limitierten Protokollvielfalt nicht geeignet, FDT aber schon.

CT: Bedeutet das also, dass aus EDD+FDT nicht ein neuer Standard FDI wird, sondern drei?
Brehm: Jein. Die Migrationspfade sind ja da. Weil man für FDI sowieso eine EDD braucht, hat man – mit Ausnahme des UIP – auch gleich das FDI-Package. Damit sind diese beiden Technologien abgedeckt. Und über den Migrationspfad mit einem Interpreter-DTM hat man auch den Migrationspfad in die FDT-Welt. Damit ist der Gerätehersteller abgesichert: Wenn er ein FDI-Package anbietet, kann er eigentlich gleich alle drei Standards anbieten. Der Pfad für die Hoffnung, dass aus drei eins wird, ist also da. 

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Krohne Messtechnik GmbH

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