Dämmerung in der Ölindustrie? Die Ausgaben in neue Vorkommen und Projekte liegen so tief wie zuletzt in den 1940er Jahren.

Dämmerung in der Ölindustrie? Die Ausgaben in neue Vorkommen und Projekte liegen so tief wie zuletzt in den 1940er Jahren. (Bild: Argironeta – Fotolia)

Die Entdeckungen neuer Ölvorkommen gingen auf eine Menge von 2,4 Mrd. Barrel zurück, während der Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre noch bei 9 Mrd. Barrel/a lag. Die Menge der konventionellen Reserven, die zum Erschließen freigegeben wurden, fiel um 30 % gegenüber dem Vorjahr auf ein Volumen von 4,7 Mrd. Barrel. Insgesamt stürzte die Zahl der Projekte, in denen eine endgültige Investitionsentscheidung fiel, auf den niedrigsten Stand seit den 1940er Jahren. Grund für diesen historischen Einbruch sind niedrige Investitionen aufgrund der Ölpreiskrise. Die IEA warnt in diesem Zusammenhang vor Risiken für die Sicherheit der  globalen Energieversorgung als auch vor geopolitischen Konsequenzen, wie etwa den derzeitigen Unruhen in Venezuela.

Die IEA schätzt, dass die globale Nachfrage nach Öl in den nächsten fünf Jahren pro Jahr um 1,2 Mio. barrel/d ansteigen wird. Zögerliche Neu-Investitionen könnten bei derart steigendem Bedarf zu Engpässen in der Versorgung führen. Derzeit stellt die konventionelle Ölproduktion mit 69 Mio. Barrel/d den größten Anteil am globalen Output von 85 Mio. Barrel/d. Hinzu kommen 6,5 Mio. Barrel/d aus US-amerikanischen Schiefervorkommen. Den Rest bilden sonstige Quellen wie verflüssigtes Erdgas und unkonventionelle Quellen wie Ölsand.

Für 2017 erwartet die Agentur, dass die Ausgaben in der Exploration neuer Quellen erneut fallen, bereits das dritte Jahr in Folge. Der Stand soll demnach auf weniger als die Hälfte der Ausgaben von 2014 sinken, was zu einem weiteren Jahr mit extrem wenigen Neuentdeckungen führen wird. Die Menge bereits abgesegneter Projekte für 2017 ist bislang auch bescheiden.

Wachstum im Schiefer, Rückgang in der Nordsee

Dr Fatih Birol, Chief Executive Director der IEA, sieht einen bemerkenswerten Kontrast zwischen dem historischen Tief der konventionellen Ölindustrie und einer bemerkenswert stabilen Produktion aus Schieferlagerstätten in den USA. „Die Schlüsselfrage für die Zukunft des Ölmarktes ist, wie lange der Schwung der US-Schiefervorkommen das langsame Entwicklungstempo der restlichen Ölsektors ausgleichen kann.“ In der Förderung aus Ölschiefer in den USA haben sich die Produktionskosten seit 2014 halbiert, Investitionen und Output sind stark gestiegen. In einigen Fällen ist diese Förderung mittlerweile wettbewerbsfähiger als konventionelle Förderung: Der durchschnittliche Break-even-Preis im Permian Basin in Texas liegt beispielsweise bei 40 bis 45 US-Dollar/Barrel. Die IEA rechnet darum mit weiterem deutlichen Wachstum in diesem Sektor.

Die Offshore-Förderung, die für gut ein Drittel der gesamten Rohölproduktion steht, leidet besonders hart unter der schleppenden Entwicklung der Ölindustrie. Nur 13 % aller 2016 genehmigten Projekte lagen offshore, während es zwischen 2000 und 2015 im Schnitt noch 40 % waren. In der Nordsee etwa fielen die Investitionen auf unter 25 Mrd. US-Dollar, rund die Hälfte des Wertes von 2014. die Ölinvestitionen nähern sich damit den Ausgaben in Windenergieprojekte in der Nordsee an: Deren Wert hat sich in derselben Zeit auf einen Betrag von 20 Mrd. US-Dollar verdoppelt.

Rückblick: Ölpreis 2016

Sie möchten gerne weiterlesen?