September 2012
„Die Diskussionen geben Herstellern die Möglichkeit, noch korrigierend in den Entwicklungsprozess einzugreifen und nichts ‚am Kunden vorbei‘ zu entwickeln“, Alexander Peters ist Vorsitzender des VDMA Fachverbands Kompressoren, Druckluft und Vakuumtechnik

„Die Diskussionen geben Herstellern die Möglichkeit, noch korrigierend in den Entwicklungsprozess einzugreifen und nichts ‚am Kunden vorbei‘ zu entwickeln“, Alexander Peters ist Vorsitzender des VDMA Fachverbands Kompressoren, Druckluft und Vakuumtechnik

CT: Wo werden auf der „International Rotating Equipment Conference“ die Schwerpunkte im Vortragsprogramm rund um Kompressoren liegen?
Peters: Der Fokus der Fachbeiträge liegt wie bei den vergangenen Veranstaltungen bei den Themen „Innovationen“, „Nachhaltigkeit“, „Energieeffizienz“ , aber auch bei „Anwenderberichten“ um die immensen Erfahrungswerte, die bei der täglichen Arbeit mit den Maschinen und Anlagen entstehen, austauschen und teilen zu können.  Zusätzlich werden in Podiumsdiskussionen und Expertenrunden aktuelle Themen angesprochen, zum Beispiel zum Themenkreis der „Drucklufterzeugung“ in Industrieanwendungen. Dadurch, dass vielfältige Anwendungen aus den verschiedensten Industriebranchen auf einer Plattform zusammenkommen, ergeben sich einzigartige Möglichkeiten Erfahrungen auszutauschen, Parallelen zu erkennen und Lösungen zu adaptieren oder Denkanstöße als solche zu entwickeln. Dabei geht es insbesondere um die Branchen „Prozess- und Verfahrenstechnik“, „Drucklufttechnik“ und „Umwelttechnik“.

CT: Mit dem Compressor Users Forum und dem europäischen Forum für Kolbenkompressoren sind gleich zwei Verdichter-Schwerpunkte mit dabei. Wie grenzen Sie die beiden Verdichterbereiche thematisch ab und wo sehen Sie die Synergien?
Peters: Das Compressor Users International Forum CIF  wird von den Mitgliedsunternehmen des VDMA Fachverbands Kompressoren-, Druckluft- und Vakuumtechnik, KDV,  ideell getragen. Dort sind die meisten Hersteller für Kompressoren aller Bauarten sowie Vakuumpumpen aus Deutschland vertreten. Das Spektrum ist riesig und die Anwendungen sind sehr vielfältig, da sie in alle Industriebranchen hineinreichen. Um dieser Vielfältigkeit Herr zu werden, ist der KDV entsprechend in Fachabteilungen strukturiert. Das 1999 in Dresden gegründete European Forum for Reciprocating Compressors, EFRC, ist viel fokussierter, da es sich ausschließlich mit Hubkolbenkompressoren befasst.  Die Gründung ist auf eine Privatinitiative von acht Firmen zurückzuführen, die das Ziel verfolgten, Erfahrungswerte aus dem internationalen Anwenderkreis zusammenzuführen und eine Plattform zu schaffen, auf der sich Betreiber und Hersteller technisch austauschen können. Heute zählt das EFRC mit Sitz an der TU Dresden 39 Mitglieder aus einer gesunden internationalen Mischung aus Betreibern, Hubkolbenkompressorenherstellern, Verschleißteilzulieferern, Entwicklungsfirmen sowie Universitäten. Bei der gemeinsamen Ausrichtung aller drei Veranstaltungen gibt es neben dem einmaligen Angebot natürlich auch Synergieeffekte bei der Planung und der Ausführung. Hierbei fließen die guten Erfahrungen der verschiedenen Konferenzen zusammen, was sich wirtschaftlich auswirkt, aber insbesondere eine fachliche Abstimmung und damit ein sehr hohes technisches Niveau bei den Fachbeiträgen und den Konferenzunterlagen gewährleistet.
 
CT: Worin bestehen die Synergien zum Pumpenanwenderforum?
Peters: Zunächst gehören Pumpen auch zum „Rotating Equipment“ bzw. fallen unter die Maschinenkategorie „Strömungsmaschinen“. Es gibt natürlich eine Vielzahl von Bauarten und Anwendungsbereichen, die entsprechend dem KDV im VDMA strukturiert sind. Besonders in der Prozessindustrie sind die gleichen Mitarbeiter oftmals verantwortlich für den störungsfreien Betrieb beider Maschinen- und Anlagenkategorien. Daher bieten sich gerade für die Anwender Synergien in der fachlichen Ausrichtung der gemeinsamen Konferenz. Aber auch auf der Herstellerseite ergeben sich gute Möglichkeiten technisches Know-how branchenübergreifend nutzbar zu machen.  

CT: Welche Anforderungen stehen seitens der Anwender derzeit bei Kompressoren im Mittelpunkt?
Peters: Für die Anwender von Kompressoren aller Bauarten stehen natürlich die Themen „Energieeffizienz“, „höchste Verfügbarkeit“, „lange Lebensdauer“ und „geringe Life Cycle Kosten“ im Mittelpunkt. Dabei geht es insbesondere um intelligente Regelungskonzepte und verbesserte Verschleißteilmaterialien. Die gemeinsame Konferenz bietet den Anwendern aber auch die einzigartige Möglichkeit die eigene Sichtweise sowie die Bedürfnisse bei den oftmals mit dem Hersteller gemeinsam erarbeiteten Fachbeiträgen darzustellen. Das sehr offen gestaltete Forum mit der Möglichkeit von Diskussionen nach jedem Fachbeitrag ist daher sehr gut geeignet Kundenbedürfnisse zu erkennen, und dann in Produkte umzusetzen. Die Hersteller können aber auch an Hand der Reaktionen aus dem Publikum viel über ihre Innovationen erfahren, die sie in Fachbeiträgen vorstellen. Das gibt die Möglichkeit, noch korrigierend in den Entwicklungsprozess einzugreifen und nichts „am Kunden vorbei“ zu entwickeln.

CT: Wo sehen Sie neue Anwendungsbereiche bzw. solche, die an Bedeutung gewinnen?
Peters: Ein riesiges Feld ist natürlich die Zukunft der Energieversorgung und die Auswirkungen der angestrebten Energiewende auf die notwendige Infrastruktur. In vielen Bereichen ergeben sich neue Anwendungen und damit neue Märkte. Ein konkretes Thema ist die Speicherung von erneuerbarer Energie. Auch im Bereich der Reduzierung von Emissionen entstehen immer neue Anwendungen für fast alle Maschinenkategorien des „Rotating Equipments“. Hinzu kommt der Trend zur dezentralen Stromversorgung mit kleineren Erdgaskraftwerken.

CT: Mit LNG,  Schiefergas und den europäischen Pipeline-Projekten wie Northstream oder Nabucco kann man bei der Energieversorgung, aber auch bei der Rohstoffversorgung für die Chemieindustrie bereits von einem „goldenen Gaszeitalter“ sprechen. Wie wirkt sich das für Kompressoren- und Verdichterhersteller aus und welche Herausforderungen sind hier noch zu lösen?
Peters:Mit der zunehmenden Förderung von Schiefergas in den USA und in Australien, aber auch vereinzelt in anderen Ländern, verschieben sich die klassischen Marktverhältnisse. Aus Importeuren werden Exporteure, Preise werden lokal sehr unterschiedlich, und die Anforderungen an die Hersteller des „Rotating Equipment“ ändern sich. Der Up-Stream und Mid-Stream Markt boomt zurzeit. Nie wurden in den USA oder in Australien derartig viele Kompressoren, seien es nun Turbos, Schrauben oder Kolbenkompressoren, verkauft.[AS]

Weitere Informationen unter www.introequipcon.com

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