Megaprojekt des Jahrzehnts: Shell lässt Samsung / Technip schwimmende Gas-Raffinerie bauen

Mit einer Länge von 466 Metern (vier Fußballfelder), einem Gewicht von 600.000 Tonnen und der Wasserverdrängung von sechs der größten Flugzeugträgern wird die schwimmende Raffinerie das größte Schiff sein, das jemals auf Kiel gelegt wurde. Der Ölkonzern setzt damit massiv auf den wachsenden Markt für flüssiges Erdgas (LNG) und die Ausbeutung von Tiefsee-Gasfeldern. Trotz der massiven Investition – es werden über 8 Mrd. Euro sein – ist das Schiff günstiger als der Bau einer Pipeline. Die schwimmende Raffinerie soll etwa 25 Jahre lang auf dem Prelude-Gasfeld eingesetzt werden.

„Unsere Technologie FLNG (Floating Liquified Natural Gas, d. R.) wird uns erlauben, Offshore-Gasfelder auszubeuten, deren Entwicklung sonst zu teuer wäre“, sagte Malcolm Brinded, bei Shell Executive Director, International Upstream: „Unsere Entscheidung, mit diesem Projekt voraus zu gehen, ist ein echter Durchbruch für die LNG-Industrie und liefert einen wichtigen Impuls für die weltweit wachsende Nachfrage nach sauberen  Brennstoffen. Die FLNG Technologie ist eine spannende Innovation, die zur Beschleunigung der Entwicklung von Gas-Ressourcen führen wird.“ Die Anlage soll schwersten Wirbelstürme der Kategorie 5 Stand halten. Das Flüssiggas soll von Hochsee-LNG-Tankern aufgenommen werden. Zuvor wird das Erdgas in der schwimmenden Raffinerie auf minus 162 Grad Celsius gekühlt, wobei sein Volumen um das 600-fache sinkt. Bisher geschieht dies bei der Gewinnung von Offshore-Gas mit Hilfe von Verdichterstationen, die sich an Land befinden.

Das 200 km vor der australischen Nordwestküste liegende Prelude-Gasfeld wurde im Jahr 2007 entdeckt und wird auf eine Kapazität von 3000 Milliarden Kubikfuß geschätzt. Die künftige Tagesproduktion soll 110.000 Barrel Öl-Äquivalent pro Tag  betragen. Jährlich sollen dann 5,3 Millionen Tonnen Flüssigkeiten gewonnen werden: 3,6 Mio t. LNG, 1,3 Mio. t Kondensat und 0,4 Mio. t LPG. Shell Managerin Ann Pickard schätzt, dass sich durch das Projekt der Gasmarkt deutlich verändern wird: „Die Spielregeln in der Energiewirtschaft werden sich verändern. Wir werden diese revolutionäre Technologie erstmals in australischen Gewässern einsetzen und damit der ohnehin schon lebhaften australischen Gasindustrie eine neue Dimension hinzuzufügen.“

Brinded ergänzt: „Unser Ziel ist es, weltweit noch mehr FLNG-Projekte zu entwickeln. Unser Design passt für eine ganze Reihe von Gasfeldern und unsere strategische Partnerschaft mit Technip und Samsung sollte es uns ermöglichen, zukünftige Projekte schneller zu entwickeln.“ Der Konzern sieht auch an anderen Orten der Welt Chancen für FLNG-Projekte. Das Prelude-FLNG Projekt wird das erste australische Upstream-Projekt, in dem Shell als Betreiber auftritt. Australien ist für den Öl- und Gaskonzern einer der wichtigsten Wachstumsmärkte und das Unternehmen plant in Australien in den kommenden fünf Jahren Upstream-Investitionen in Höhe von mehr als 30 Mrd. US-Dollar. Shell plant weltweit rund 30 neue Upstream-Projekte.

Das Projekt erinnert an die 2005 vom deutschen Anlagenbauer Linde gebaute schwimmende Erdgasanlage, die im spanischen Cadiz gebaut und von einem Schleppschiff zur Insel Melkøya vor dem norwegischen Hammerfest gebracht wurde. Allerdings ist diese Barge mit einem Gesamtgewicht von etwa 35.000 t fast 20 Mal kleiner als das von Shell geplante Schiff.

Wie solche Mega-Projekte in Zukunft abgewickelt werden können und was der deutsche Anlagenbau von den neuen Wettbewerbern aus Fernost lernen kann und muss, ist auch Thema der Anlagenbau-Konferenz „Engineering Summit“, den Süddeutscher Verlag und Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau im VDMA im Juli 2011 veranstalten werden.

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