Supertanker and Oil Platform

(Bild: Michael Rosskothen – Fotolia)

  • Der Ölpreis steigt und hat Anfang 2018 den höchsten Stand seit drei Jahren erreicht. Das von der OPEC beschlossene und 2017 begonnene Förderlimit zeigt Wirkung.
  • Ende 2017 lag der Ölpreis deutlich über dem Jahresdurchschnitt, verursacht durch einen fortwährenden Anstieg in der zweiten Jahreshälfte. Dass dieser Anstieg sich langfristig fortsetzt, gilt als unwahrscheinlich.
  • OPEC-Förderlimit und Fracking-Förderung in den USA bleiben die entscheidenden Faktoren. Die meisten Analysten erwarten, dass sie sich ausgleichen und den Ölpreis stabil auf dem Niveau zu Jahresbeginn halten.
Durchschnitt

Im Mittel nah dran: Verschiedene Organisationen haben den durchschnittlichen Ölpreis für 2017 abgeschätzt. Die Abweichungen vom tatsächlich erreichten Wert fielen dabei niedriger aus als im Vorjahr.

Prognosen

Die aktuellen Ölpreis-Prognosen für 2018 zeigen weniger Streuung: Von Jahr zu Jahr liegen die abgegebenen Prognosen dichter beieinander.

Nach dem Absturz des Ölpreises im Jahr 2014 – zur Erinnerung: Der Preis für ein Barrel der Ölsorte Brent fiel ab Mitte 2014 im Verlauf von etwa 18 Monaten von etwa 110 US-Dollar auf rund 30 Dollar – deutete zunächst nichts auf eine Rettung hin.

Anfang 2017 begannen die OPEC-Staaten und Russland dann tatsächlich mit der von ihnen beschlossenen Drosselung der Ölfördermenge. Fraglich blieb nur, ob sich die teilnehmenden Staaten auch langfristig an die Vorgaben halten würden, und wie wirksam diese Maßnahme bleiben würde. Denn mit steigendem Ölpreis würde auch die Förderung aus dem US-amerikanischen Ölschiefer wieder wirtschaftlich, wodurch neues Öl auf den übersättigten, oder vielmehr durchtränkten Markt strömt.

Entsprechend vorsichtig waren viele der gestellten Prognosen für die Ölpreisentwicklung 2017 – und fielen dennoch weitgehend zu optimistisch aus. Zur Ehrenrettung der Über-Optimisten sei jedoch gesagt: Sie haben den Aufwärtstrend richtig erkannt. Das instabile erste Halbjahr 2017 hat ihnen allerdings den Schnitt verdorben: Von etwa 55 Dollar zu Anfang Januar 2017 ging es zunächst auf und ab, dann runter bis auf 42,5 Dollar gegen Ende Juni. Dann erst begann der Weg nach oben, der Ölpreis überschritt den Wert vom Jahresbeginn im November und beendete das Jahr auf einem unvorhergesehen Höchststand von rund 62,8 Dollar.

OPEC-Bremse und Fracking-Flut

Der Jahresdurchschnitt des Preises für ein Barrel Brent betrug Ende 2017 knapp über 54 USD. Am dichtesten dran lag die – traditionell skeptische – US-Energiebehörde Energy Information Agency (EIA) mit geschätzten 53,5 Dollar. Niedriger als die Schätzung der EIA lag nur die Annahme der OECD von rund 45 Dollar, was gleichzeitig der niedrigste Tipp und derjenige mit der größten Abweichung vom letztendlichen Jahresdurchschnitt war. Die größte Fehleinschätzung in der anderen Richtung stammt von JP Morgan, deren angesagte 58 Dollar das Fass Brent im Schnitt dann doch nicht mehr erreichte. Etwas dichter dran lagen Goldmann Sachs und das Ergebnis einer Manager-Umfrage von Thomson Reuters mit 57 Dollar, und die Weltbank mit einer Schätzung von 55 Dollar.

Analysten zufolge sind die preistreibenden Faktoren 2018 dieselben, die den Aufschwung im zweiten Halbjahr 2017 bewirkt haben: Die gedrosselte Förderung der OPEC-Staaten und Russlands zeigt tatsächlich Wirkung. Darüber hinaus haben die beteiligten Staaten sich darauf verständigt, ihre Fördermengen und damit hoffentlich den Ölpreis stabil zu halten und den Markt nicht zu überfluten. Das 2014 noch unkontrolliert sprudelnde Öl, das den Preisverfall erst verursacht hatte, tröpfelt also weiterhin eher vorsichtig. Allerdings ist auch das Schieferöl aus den USA ein wichtiger Faktor. Sollten die dortigen Fracking-Bohrungen tatsächlich einen neuen Förderrekord aufstellen, wie die EIA erwartet, so könnte das den Effekt der OPEC-Drosselung bremsen oder sogar völlig aufheben. Die anhaltenden Konflikte im Mittleren Osten beeinflussen den Ölpreis ebenfalls. Seit dem Ende der Wirtschaftssanktionen gegen Iran tritt das Land mehr und mehr in Konkurrenz zu Saudi-Arabien.

Vor dem Hintergrund all dieser Einflüsse gibt es natürlich auch wieder neue Prognosen, wie hoch der Ölpreis im laufenden Jahr klettern oder wie tief er fallen soll. Mit dem soliden Anstieg in der zweiten Jahreshälfte 2017 haben viele Analysten ihre Vorhersagen bereits nach oben korrigiert. Anfang 2018 schien die OPEC-Förderbremse noch der ausschlaggebende Faktor zu sein: Mitte Januar überschritt der Brent-Preis die Marke von 70 USD und erreichte seinen höchsten Stand seit Dezember 2014. Doch dieser Wert liegt deutlich über den veröffentlichten Jahresprognosen. Für das Jahresmittel erwarten die Analysten einen zunehmenden Einfluss der anspringenden US-Förderung, die den Preisanstieg stagnieren lässt.

Weniger Streuung, mehr Sicherheit?

Wir haben einige repräsentative Schätzwerte für Sie zusammengefasst: Die vorsichtigsten Schätzungen stammen aus zwei verschiedenen Umfragen unter Managern. Das Wall Street Journal erhielt auf diesem Weg einen Wert von rund 56 Dollar/Barrel Brent. Ebenfalls in einer Umfrage hat die Agentur Reuters einen Schätzwert von 59,9 Dollar ermittelt. Die Weltbank schließt sich eher dem WSJ an und erwartet ebenfalls 56 Dollar. Die EIA liegt eher auf der Reuters-Wellenlänge und prognostiziert in ihrem „Short Term Energy Outlook“ vom Januar 2018 einen Durchschnittspreis von 59,7 USD/Barrel Brent. Genau auf dem Schwellenwert von 60 Dollar liegt die Schätzung der HSH Nordbank. Darüber folgen die Banken Goldman Sachs mit 62 Dollar und Morgan Stanley mit 63 Dollar. Der höchste Tipp stammt von der Bank of America Merrill Lynch mit 64 Dollar.

Vergleicht man die Prognosen der vergangenen Jahre, so fällt auf, dass deren Streuung abnimmt: In unserem Beitrag von 2016 reichte die Spanne noch von 38 bis 58 Dollar. 2017 fiel sie mit 45 bis 58 schon kleiner aus. Die aktuellen Werte von 56 bis 64 Dollar liegen noch dichter beisammen. Offenbar herrscht knapp vier Jahre nach dem Einbruch des Ölpreises zunehmend Einigkeit über die treibenden Kräfte und deren Entwicklung. Wie verlässlich diese Prognosen sind oder ob sie sich lediglich als Blick in den Kaffeesatz beziehungsweise in den Raffinerie-Sumpf erweisen, wird der Jahresverlauf zeigen. 1803ct901

Weitere CT-Artikel zum Thema.

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

Hüthig GmbH

Im Weiher 10
69121 Heidelberg
Germany