Juli 2011
Juli 2011

"Biotech hat andere Zyklen", erklärt Klaus Endress, CEO Endress+Hauser (Bild: Redaktion)

Zwar ging die Gruppe mit positiven Erwartungen aus dem Krisenjahr 2009, aber mit einem Umsatzplus von guten 100 Mio. auf 1.313Mio.Euro in 2010 gegenüber dem Rekordjahr 2008 hatte niemand gerechnet. „Es war, als ob jemand einfach den Hebel umgelegt hat – von ‚Volle Kraft zurück‘ auf ‚Volle Kraft voraus'“, stellte Klaus Endress, CEO von Endres+Hauser, auf der Bilanzmedienkonferenz im Mai in Basel erfreut fest. Außerdem konnte die Schweizer Gruppe ihr Ergebnis nach Steuern von 59 Mio. Euro in 2009 auf 126,6 Mio. Euro in 2010 mehr als verdoppeln.„2009 wusste man manchmal nicht, woher man die Arbeit nehmen sollte“, erläutert Endress weiter. Im vergangenen Jahr habe man dagegen häufig Mühe gehabt, alle Aufträge termingerecht abzuarbeiten. Dabei zeigte sich der Anlagen- und Maschinenbau in der Lebensmittelindustrie als dynamische und wichtige Branche für die Gruppe. Um sich auch künftig stetig weiter zu entwickeln, hat die Gruppe auch im vergangenen Jahr weiter investiert: Eine neue Betriebsstätte sowie ein Kundenzentrum wurden eingeweiht und weitere Bauvorhaben sind bereits auf den Weg gebracht.

Als Antriebskräfte sieht Michael Ziesemer, COO bei Endress+Hauser, weiterhin Megatrends wie Energieversorgung und -effizienz, Wasseraufbereitung sowie die Biotechnologie als Grundlagentechnologie, z.B. in den Life Sciences oder der Lebensmittelindustrie. Für 2011 erwartet Ziesemer eine positive Entwicklung für die Gruppe, wenn auch mit einem abgeschwächten zweiten Halbjahr: „Mit einem wirklichen Einbruch in diesem Jahr rechnen wir nicht mehr.“ [TW]

Interview mit Klaus Endress, CEO Endress+Hauser
„Biotech hat andere Zyklen“

CT: Endress+Hauser hatte die Weltwirtschaftskrise relativ schnell überstanden. Welche Lehren ziehen Sie aus dieser Erfahrung?
Endress: Wir sind geografisch und nach Industrien gesehen sehr breit aufgestellt und haben verschiedene Zugänge zu Märkten und Kunden. Trotzdem konnten wir die sich schlecht entwickelnden Märkte nicht kompensieren. Deshalb suchen wir verstärkt nach Märkten, die sich anders verhalten.

CT: Und einen solchen sehen Sie in der Biotechnologie?
Endress: Ja. Das Biotech-Segment verhält sich anders und hat andere Zyklen als die Industrien, in denen wir etabliert sind. Aber auch die Anforderungen an Mess- und Regeltechnik sind dort andere als beispielsweise in der Chemie- oder Pharmaindustrie.

CT: In den vergangenen zwei Jahrzehnten gab es bereits verschiedentlich einen Hype um die Biotechnologie. Trotzdem hat sich die Branche bisher deutlich schlechter entwickelt, als prognostiziert. Was macht Sie so zuversichtlich für diesen Markt?
Endress: Wir sehen, dass die großen Chemieunternehmen – darunter zum Beispiel die BASF – die Biotechnologie als strategische Entwicklungsbereiche sehen. Diese Unternehmen gehen davon aus, dass Sie auf absehbare Zeit einen wachsenden Anteil ihrer Wertschöpfung mit biotechnologischen Prozessen erzielen werden. Die Unternehmen wollen dazu beispielsweise ihre Anstrengungen in der grünen Biotechnologie deutlich verstärken. Dazu kommt, dass die Weltbevölkerung weiter wächst und weiter altert – dadurch steigt der Bedarf nach Produkten und Rohstoffen, die biotechnologisch gewonnen werden. Ein Beispiel ist die Ausbeutung von Kupfervorkommen mithilfe von Bakterien.

CT: Inwieweit unterscheiden sich Anforderungen an die MSR-Technik in diesen Biotech-Prozessen?
Endress: Die Geräte müssen kleiner und billiger sein. Außerßdem wächst der Biotech-Sektor aus der Labortechnik heraus über den Technikumsmaßstab in die Produktion. Die Nachfrage besteht insbesondere bei der Analysemesstechnik, bei Partikelzählern, kleinen Photometern und LED-Photometern. Diese Lösungen wollen wir aus eigenen Ressourcen heraus entwickeln, aber auch durch Akquisition unserem Portfolio hinzufügen. [AS]

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