Ohio Cluster

(Bild: Gerhard Seybert und Monika Hunáková – Fotolia)

  • De Wirtschaftsleistung in den USA soll zwischen 2011 und 2030 um 2,8 % p.a. steigen, die Chemieproduktion sogar um etwa 3,3 % – stärker als in der Europäischen Union.
  • Für die Kunststoff- und Elastomerproduktion ist der Bundesstaat Ohio mit rund 2.000 Chemieunternehmen der wichtigste Standort.
  • Während in Deutschland viele Chemieunternehmen in Chemieparks angesiedelt sind, haben sich in den USA Cluster herausgebildet – also Regionen mit einem ausgeprägten Chemie- oder Kunststoff-Schwerpunkt.
Glenn Richardson, Managing Director für Advanced Manufacturing und Aerospace bei Jobs Ohio, "Die Wahl des richtigen Standorts ist in den USA äußerst wichtig, da das Land 26-mal größer ist als Deutschland. Daher ist der schnelle Zugang zu Kunden und Industrien zentral."

Glenn Richardson, Managing Director für AdvancedManufacturing und Aerospace bei Jobs Ohio,"Die Wahl des richtigen Standorts ist in den USA äußerst wichtig, da das Land 26-mal größer ist als Deutschland. Daher ist der schnelle Zugang zu Kunden und Industrien zentral."

Chemie hat in den USA Konjunktur: Durchschnittlich 2,8 % jährlich soll die Wirtschaftsleistung in den USA zwischen 2011 bis 2030 steigen, die Chemieproduktion sogar um etwa 3,3 % – also dynamischer als in anderen Industrieländern und auch stärker als in der Europäischen Union. Das stärkt den Spitzenplatz der USA als größte Volkswirtschaft der Welt.

Seit die Förderung von Schiefergas boomt, sinken die Energie- und Rohstoffkosten in den USA. Insbesondere für energieintensive Industrien wird dort die Produktion zunehmend interessanter. Dies zieht auch ausländische Investoren an.

Für die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie sind die USA als größte Volkswirtschaft der Welt ein wichtiger Produktionsstandort außerhalb Deutschlands. 139 Unternehmen erwirtschafteten dort mit 71.000 Beschäftigten 61 Mrd. Euro Umsatz (2014). Nordamerika ist attraktiv für die deutsche Chemie: Ihre Auslandsinvestitionen stiegen von 28 % im Jahr 2005 auf über 41 % (2014).

Der nähere Blick auf die chemischen Industrien der USA zeigt, dass Ohio der Nr.-1-Standort für Kunststoff- und Gummiproduktion ist. Auf einer Fläche, nur so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen, versammelt Ohio US-weit die meisten chemischen Betriebe: insgesamt 1.800.  Ganz Deutschland, dreimal so groß wie Ohio, bringt es auf 2.000 Chemie-Unternehmen.

Chemieparks in Deutschland, Cluster in den USA

In Deutschland sind seit den 1990er Jahren Chemieparks entstanden, abgegrenzte Gelände mit Unternehmen einer oder mehrerer Branchen. Dieses Konzept wurde in Deutschland durch den Strukturwandel in der Chemieindustrie unterstützt. Der Stoffverbund ist die zentrale Idee: Unternehmen verbinden sich durch gemeinsame Wertschöpfungsketten und erzielen so bei der Verwendung von Chemikalien Synergieeffekte. Zudem teilen sie die Infrastruktur und Standortservices.

Die meisten Chemieparks wurden nicht gezielt an einem neuen Standort errichtet, um dorthin Unternehmen anzuziehen. Vielmehr gründeten sie sich an bestehenden Standorten durch Ausgliederung oder Verkauf von Unternehmensteilen. In den östlichen Bundesländern sind sie durch die Auflösung ehemaliger Chemiekombinate entstanden.

In den USA gibt es zwar auch Chemieparks, etwa Bushy Park in South Carolina, wo Unternehmen wie Lanxess Rubber Chemicals, Agfa Corp., Sun Chemical oder Symrise niedergelassen sind. Jedoch wurden Chemiepark-Gelände in den USA während der letzten zehn Jahre kaum weiter ausgebaut. Weitaus etablierter sind Cluster (die es auch in Deutschland in verschiedenster Ausprägung gibt), also geografische Regionen mit Unternehmen, spezialisierten Zulieferern und Dienstleistern aus verwandten Industrien sowie weiteren Organisationen aus diesem Umfeld.

Cluster und Chemiepark unterscheiden sich zum Beispiel dadurch, dass Chemieparks einen Betreiber und ein Standortmanagement haben, um den Verbund zu erhalten und ihn auszubauen, etwa hinsichtlich Sicherheitsaspekten, Infrastruktur, Genehmigungsfragen oder Vermarktung. Einander inhaltlich ähnlich sind sie aber bezüglich der Kooperation mit Unternehmen und Institutionen im Umfeld – bei Innovationen, Ansiedlung und somit Standortentwicklung. In Deutschland bietet zum Beispiel Chemcologne, das Netzwerk der chemischen Industrie im Rheinland, zahlreichen Unternehmen und ihren Dienstleistern eine Plattform des thematischen Austauschs, auch zu Verbänden, Behörden, Organisationen und Bildungseinrichtungen. Chemcologne hat das Ziel, das Rheinland im In- und Ausland als stärkste Chemieregion Europas zu vermarkten. Bezeichnet sich Chemcologne als Netzwerk, so wird es andernorts auch als Cluster bezeichnet.Kunststoff-

Industrie konzentriert sich in zwei Kernregionen

In den USA ist der Bundesstaat Ohio der größte Kunststoff-Cluster. Die Kunststoff- und Gummi-Industrien konzentrieren sich besonders in zwei Kernregionen: im Südwesten im Korridor Cincinnati-Dayton, der 80 km entlang dem Interstate-Highway 75 verläuft, sowie im Nordosten im Städte-Dreieck Akron, Cleveland und Youngstown, ein Gebiet in der Größe des Saarlands.
Früher bekannt als „Rubber Capital of the World“, gilt die Region Akron mit ihrer ausgeprägten Forschungsinfrastruktur seit Jahrzehnten als das Silicon Valley der Polymer- und Kunststoff-Industrie. Mit ihrem College of Polymer Science and Polymer Engineering bietet beispielsweise die Universität Akron als eine der acht Universitäten in Ohio mit Studiengängen für Polymer- und Kunststoff-Wissenschaften das größte und umfassendste Polymer-Programm der USA.

Die entsprechende Clusterorganisation heißt Polymer Ohio. Unternehmen, die sich in Ohio ansiedeln, erhalten über die Non-Profit-Organisation schnellen Zugang zu Kernthemen ihrer Branche. Polymer Ohio sieht sich als Wachstums- und Innovationstreiber der Industrie – mit Herstellern, Zulieferern, technischen Institutionen, staatlichen Einrichtungen und Wirtschaftsförderungen als Mitglieder. In den letzten Jahren wurden über 10 Mrd. US-Dollar Forschungsgelder investiert.

Zahlreiche namhafte Unternehmen unterhalten in Ohio auch eigene Forschungseinrichtungen, etwa Parker Hannifin mit dem Donald E. Washkewicz Polymer Innovation Center oder Goodyear mit dem Akron University Goodyear Polymer Center.

Ob nun Chemieparks in Deutschland oder Cluster-Konzept in den USA – beide Konzepte haben ihre Berechtigungen und ihre Nutzenvorteile in ihren jeweiligen Umfeldern und Ländern. Wichtig ist, dass sie in ihrer Funktion dazu beitragen, Unternehmensinvestitionen schnell zu kapitalisieren: am passenden Standort, im dichten wirtschaftlichen Umfeld, in einem innovationsgetriebenen Klima, mit gut ausgebildeten Mitarbeitern.

Wirtschaftsförderer und Handelskammern erleichtern Markteintritt in die USA

Wenn deutsche mittelständische Unternehmen einen Markteintritt in den USA vorbereiten, und s

ei es im ersten Schritt erst mal in kleinerem Umfang, so finden sie stets Unterstützung bei lokalen Handelskammern – oder auf Bundesstaatsebene bei Jobs Ohio, der Non-Profit-Wirtschaftsförderung von Ohio. Ihre Experten-Teams beraten intensiv zum Thema Markteintritt und bieten enge Vernetzung zu Spezialisten, etwa Banken, Anwälten, Steuerberatern oder Energieversorgern. Die Wirtschaftsförderung gibt auch einen Überblick über verschiedene Incentive-Programme.

Die Kooperation mit Unternehmen ist etabliert: 2015 haben Unternehmen, die mit der Wirtschaftsförderung zusammengearbeitet haben, 23.600 neue Arbeitsplätze geschaffen, über 54.000 Jobs erhalten und 6,7 Mrd. US-Dollar investiert.

Homepage Regional Growth Partnership.

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