Geschätsmann mit Jetpack auf dem Rücken

(Bild: assedesignen – Fotolia)

  • Laut Fieldcomm Group sind nun alle Voraussetzungen für die Einführung der Geräteintegrationstechnik FDI geschaffen. 2018 soll für FDI der Durchbruch kommen.
  • Sieben von neun großen Host-Herstellern unterstützen in ihren Leitsystemen FDI, 185 Feldgerätehersteller haben inzwischen Entwicklungslizenzen für FDI Devices bezogen.
  • FDI kann auch mit der bereits existierenden Gerätebeschreibung EDD genutzt und damit eingeführt werden.

Die positiven Zahlen zuerst: Sieben von neun großen Host-Herstellern unterstützen in ihren Leitsystemen FDI, 185 Feldgerätehersteller haben inzwischen Entwicklungslizenzen für FDI Devices bezogen, und in drei sogenannten „Plug Fests“ wurden 25 Geräte auf sechs verschiedenen Host-Systemen getestet. Allerdings – und das gehört zu den ernüchternden Fakten – wurden von den Geräteherstellern bislang nur sieben Device Packages bei der Fieldcomm Group (FCG) registriert.

Dass die Einführung der Gerätebeschreibungstechnik FDI mehr als zehn Jahre dauern wird, hätte wohl kaum ein Prozessautomatisierer gedacht: Auf der Hannover Messe 2007 hatten EDDL Cooperation Team (ECT) und FDT Group einen Schlussstrich unter den bereits seit 2002 schwelenden Streit um einen Standard zur Beschreibung von Funktionen von Feldgeräten wie Sensoren und Aktoren gezogen. 2011 wurde dann von den fünf großen Interessenverbänden – FDT Group, Fieldbus Foundation, Hart Communication Foundation, Profibus und Profinet sowie OPC Foundation – sogar eine gemeinsame Firma (FDI Corporation) gegründet, um die FDI-Technik als einheitliche Lösung für die Feldgeräteintegration weiterzuentwickeln.

Auf der Namur-Hauptsitzung wurde mit einer Demonstrator-Anlage gezeigt, wie FDI in der Namur Open Architecture funktioniert.

Auf der Namur-Hauptsitzung wurde mit einer Demonstrator-Anlage gezeigt, wie FDI in der Namur Open Architecture funktioniert. Bild: FCG

Von vornherein nur auf drei Jahre angelegt, gingen Technik und Weiterentwicklung schließlich an die Fieldcomm Group, die auch den Kommunikationsstandards Foundation Fieldbus und Hart eine Heimat gibt.

2018 soll zum Wendepunkt für FDI werden

Nun hat die FCG über den aktuellen Stand bei FDI informiert: Hans-Georg Kumpfmüller, der das Projekt über viele Jahre – zuletzt als Chairman der FCG – begleitet hatte, gab sich auf einer Pressekonferenz im November zuversichtlich: „Wir sind optimistisch, dass im kommenden Jahr Geräte für die Anwender im Markt verfügbar sein werden – 2018 wird der Turnaround für FDI.“ Gleichzeitig betonte Kumpfmüller und sein Nachfolger Thoralf Schulz, dass FDI auch mit der bereits existierenden Gerätebeschreibung EDD genutzt und damit eingeführt werden kann: „FDI-Interpreter können auch alte EDDs lesen – das funktioniert allerdings nicht ganz so gut wie FDI-Packages“, so Schulz.

Ab 2018 will die Fieldcomm Group geprüfte FDI Device Packages über eine eigene Datenbank zum Download anbieten.

Ab 2018 will die Fieldcomm Group geprüfte FDI Device Packages über eine eigene Datenbank zum Download anbieten. Bild: FCG

Gebremst wurde die Entwicklung lange Zeit durch die mangelnde Implementierung der FDI Host Components in den Prozessleitsystemen der großen Automatisierungsanbieter. Auf der Pressekonferenz wurde nun bekannt gegeben, dass sieben von neun der wichtigsten Leitsysteme inzwischen FDI unterstützen – darunter die Systeme von ABB, Emerson und Siemens, außerdem die Visualisierung von Codesys. Von welchen Herstellern die drei anderen Hostsysteme stammen, wurde nicht verraten.

Damit die Geräteintegration in Multivendor-Applikationen auch tatsächlich funktioniert, testet die Fieldcomm diese im eigenen Testlabor in Austin, Texas, und bietet – und das ist neu – die registrierten FDI-Packages über eine zentrale Datenbank, dem FCG Repository, zum Download an. Obwohl jeder Gerätehersteller seine FDI-Packages den Anwendern selbst zum Download anbieten kann, empfehlen die Verantwortlichen der FCG Anwendern eindringlich, Updates nur vom FCG-Repository zu laden.

Für die Markteinführung will die FCG drei Demonstrationsanlagen bauen, mit denen das Funktionieren der Technik anhand der genannten vier Hosts, vier Kommunikationsprotokollen (Hart, FF, Profibus und FDT) und 29 Feldgeräten von elf Herstellern gezeigt werden soll. Diese sollen ab 2018 für Trainingszwecke zur Verfügung stehen.

OPC UA spielt eine Schlüsselrolle bei der Realisierung der Namur Open Architecture.

OPC UA spielt eine Schlüsselrolle bei der Realisierung der Namur Open Architecture. Bild: FCG

NOA und APL im Blick

Im Hinblick auf die neue Namur Open Architecture erweist sich auch bei FDI das Kommunikationsprotokoll OPC UA wieder einmal als die „Lingua franca“: „NOA basiert auf FDI und OPC-UA-Technologie, und der FDI-Server nutzt ein OPC-UA-Informationsmodell – darüber können wir Informationen zur Verfügung stellen“, erläutert Achim Laubenstein, ABB, die Technik. Dass diese reibungslos funktioniert, wurde auf der Namur-Hauptsitzung im November 2017 mit einem Demonstrator gezeigt, der an der TH Ingolstadt unter der Leitung von Prof. Daniel Großmann gebaut wurde. Mit OPC UA und FDI werden dabei Feldgeräteinformationen via Hart, FF und Profibus über drei verschiedene Hostsysteme in die Cloud übertragen.

Gemeinsam mit der OPC Foundation will die Fieldcomm Group nun mit FDI einen Weg finden, maschinenlesbare Informationen für alle Client-Systeme zur Verfügung zu stellen. Dazu wurde eine gemeinsame Arbeitsgruppe gegründet, die einerseits helfen soll, die NOA-Anforderungen zu implementieren, andererseits auch die Spezifikationen von FDI und OPC UA für semantische Informationen ergänzen soll.

Und auch bei der künftigen Ethernet-Lösung für die Prozessautomation, dem Advanced Physical Layer (APL), will die Fieldcomm Group mitarbeiten: Als Mitglied eines neuen Konsortiums von Standardisierungsorganisationen und Herstellern ist die FCG zuständig für die Konformität der nach dem zukünftigen IEEE802.3cg-Standard entwickelten Geräte mit 2-Draht-Technik. APL soll künftig deutlich höhere Datenübertragungsraten zwischen Feldgeräten und dem Leitsystem erlauben.

Fazit: Die Zeit ist reif für den Einsatz von FDI, die Technik ist es auch. Jetzt kommt es einerseits darauf an, dass die Anwender mit ihrem Kaufverhalten den Bedarf belegen, andererseits weitere Hersteller FDI-Packages für ihre Geräte entwickeln.

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