November 2012

Der Schock sitzt immer noch tief: In den Jahren 2005 bis 2008 hatten sich die Unternehmen des deutschen Großanlagenbaus relativ komfortabel eingerichtet: Projekte gab es zuhauf, die Konditionen waren gut und es war vergleichsweise einfach, die mit Großprojekten verbundenen Risiken zu minimieren. In der Regel geschah dies durch eine klare Fokussierung auf Planungs- und Lieferungsleistungen, das margenschwache und häufig mit Unwägbarkeiten behaftete Montagegeschäft wurde – häufig an asiatische – Baukonzerne abgetreten. Doch diese mauserten sich von Großprojekt zu Großprojekt zu ernsthaften Wettbewerbern.
Dann kam die Lehman-Pleite. In der Folge wurde die Finanzierung mittelgroßer und Großprojekte deutlich schwieriger, eine Situation, die bis heute fortbesteht. Und: Die neuen Wettbewerber, darunter südkoreanische Multis wie Samsung Engineering, Hyundai E&C, aber auch chinesische Kontraktoren, standen in den Startlöchern und waren bereit, EPC-Gesamtverantwortung für Megaprojekte zu übernehmen.

Größe als Wettbewerbsfaktor,
Kooperationen als Lösung

Auf dem 1. Engineering Summit, der im Juli 2011 in München stattfand, analysierten Führungskräfte der deutschen Anlagenbau-Unternehmen die Situation ungewohnt schonungslos. Schnell wurde klar, dass die Fähigkeit zur Turnkey-EPC-Verantwortung ein Schlüssel zur zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit sein würde. Aber auch Themen wie Technologieführerschaft, Globale Aufstellung und Best Country Sourcing wurden – durchaus auch kontrovers – diskutiert.
Auch der 2. Engineering Summit wird hier anknüpfen: „Wie können europäische Anlagenbauer im Weltmarkt wettbewerbsfähig bleiben?“, wird Helmut Knauthe, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau im VDMA, in seiner Keynote „Größe als Wettbewerbsfaktor“ zur Diskussion stellen und für ThyssenKrupp Uhde beantworten. Im Themenblock „Internationalisierung“ wird es um Problemstellungen beim Arbeiten in internationalen Teams, beim weltweiten Einkauf sowie um Erfahrungen eines Betreibers mit chinesischen Anlagenbauern gehen. Aber auch die Frage, wie ein mittelständischer Anlagenbauer international erfolgreich sein kann.

Life Cycle Service angestrebt
Immer mehr Anlagenbauer beschäftigen sich außerdem mit der Frage, wie sie ihr Geschäftsmodell über die reine Planung und Errichtung von Anlagen hinaus in Richtung Life Cycle Services erweitern können. Neben der Absicherung des konjunkturzyklischen Projektgeschäfts geht es auch darum, sich für spätere Erweiterungsinvestitionen in Position zu bringen. Aber auch das Thema „Lieferantenbeziehungs-Strategien“ wird im Themenblock Kooperationsmodelle diskutiert werden. Mit rund 50 Prozent Anteil am Projektvolumen lohnt es sich, über den „Procurement-Block“ in EPC-Projekten nachzudenken und Sparpotenziale zu suchen.

Globale Partnerschaften zwischen
Betreibern und Anlagenbau

Bereits im vergangenen Jahr hatte Peter Gress, Kopf des BASF-Engineerings, die Bedeutung globaler Partnerschaften zwischen Betreibern und global aufgestellten Anlagenbau-Unternehmen herausgestellt. Daran wird die Keynote von Taco de Haan, Fluor Corporation, anknüpfen. Der US-Anlagenbauer erhielt jüngst den Zuschlag für die Abwicklung des TDI-Megaprojekts der BASF in Ludwigshafen.
Als klarer Nachteil im Wettbewerb mit koreanischen und chinesischen Kontraktoren haben deutsche Anlagenbauer in den vergangenen Jahren die größere Risikobereitschaft der asiatischen Konkurrenz identifiziert. Im Themenblock „Risikomanagement“ wird der VDMA eine Gemeinschaftsstudie mit Management Engineers zum „Risiko- und Chancenmanagement in Projekten“ vorstellen (siehe Textkasten) und Dr. Philip Benke, RWE Technology, wird beispielhaft das Risikomanagement des Energieunternehmens in der Entwicklung und Abwicklung von Großprojekten darstellen. Im Ausblick wird es schließlich um die Frage gehen, wie Schiefergas die Welt des Anlagenbaus verändern wird.

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