
- Das Verfahren kann Stroh als Ausgangsstoff verwerten. Damit entsteht kein ethischer Konflik wie bei Verfahren, die Lebensmittel nutzen.
- Im Vergleich mit fossilen Treibstoffen verursacht Zellulose-Ethanol nur 5 % der sonst anfallenden Treibhausgase.
- Das Unternehmen plant bereits eine kommerzielle Produktionsanlage mit einer Kapazität zwischen 50.000 und 150.000 Jahrestonnen.
Das Verfahren kann jetzt, neben andern Agrarabfällen, auch den schwer zugänglichen Zucker aus Stroh verwerten und daraus Bio-Ethanol der 2. Generation erzeugen. Bisher war dieser Zucker industriell nicht sinnvoll zu nutzen, da er von Natur aus in faserige Lignozellulose gebunden ist. Damit ist der Stamm der Pflanze robuster und stabiler als die leicht verwertbare Frucht. Spezielle, direkt im Prozess erzeugte Enzyme die das Unternehmen jetzt entwickelt hat, spalten die Zellulose und Hemizellulose in verschiedene Zuckerarten auf. Zurück bleibt dann das unlösliche Lignin, das als Brennstoff die nötige Prozessenergie liefert. Eigens entwickelte Fermentationsorganismen sind es dann, die alle vorhandenen Zuckerarten simultan vergären und in der Folge in Ethanol umwandeln. Größter Vorteil der Technologie: Im Gegensatz zu anderen Verfahren steht das des Spezialchemie-Unternehmens nicht in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln. Und ist damit nicht nur ökologisch, sondern auch ethisch unbedenklich.
Mehr Ausstoß, weniger Emissionen
Gerade für den nordamerikanischen Markt bietet sich das Verfahren an. Denn hier sind große Mengen an Maisstroh (jährlich ca. 570 Mio. t) als Nebenprodukt der Ernte vorhanden. Wie Testläufe bei Clariant zeigen, kann das Verfahren das Ausgangsprodukt effizient umsetzen. In Europa fallen pro Jahr immerhin 240 Mio. t Getreidestroh an, von denen etwa 60 % zum Weiterverarbeiten zu Ethanol zur Verfügung stehen. Diese Menge könnte im Jahr 2020 bis zu 25 % des EU-weiten Benzinbedarfs decken. Und auch im Rest der Welt soll die Technologie künftig zum Einsatz kommen: Laut Hochrechnungen könnte Brasilien seinen Ethanol-Ausstoß unter Einsatz der im Land verfügbaren Bagasse, das sind die faserigen Überreste der Zuckerfabrikation, um 50 % steigern. Bei gleichzeitigen Emissionseinsparungen: Im Vergleich mit fossilen Treibstoffen verursacht Zellulose-Ethanol nur 5 % der sonst anfallenden Treibhausgase. Und ein dritter, geopolitisch interessanter Vorteil tut sich auf: Die produzierenden Länder machen sich ein Stück unabhängig von Ölimporten aus Regionen der Welt, in denen wackelige Machtverhältnisse die Versorgungssicherheit von Industrie und Gesellschaft gefährden. Den genannten Emissionswerten liegen keine rein theoretischen Berechnungen zugrunde, sie stammen aus einer Testanlage im bayerischen Staubing, die seit 2012 in Betrieb ist und die mit einer Kapazität von jährlich 1.000 t die größte ihrer Art innerhalb der BRD darstellt.
Go big – Erste Großanlage geplant
Dabei soll es aber nicht bleiben, berichtet Dr. Markus Rarbach, Leiter des Geschäftsprojektes Biokraftstoffe & Derivate bei Clariant: „Wir sind dabei, mögliche Partner und Standorte für eine erste Produktionsanlage zu evaluieren.“ Ist diese Frage geklärt, kann sich die Technologie unter echten Industriemaßstäben bewähren. „Unser Geschäftsmodell besteht letztendlich in der Vergabe von Lizenzpaketen für den Gesamtprozess“, erklärt Rarbach. Geplant ist eine kommerzielle Produktionsanlage mit einer Kapazität zwischen 50.000 und 150.000 Jahrestonnen. Dann kann die Rumpelstilzchen-Technologie das Spinnrad im großen Umfang drehen. Wichtig sei es vor allem einen Standort zu finden, der „langfristig verlässliche und stabile politische Rahmenbedingungen bietet“, führt Rarbach aus. Nur so könne ein solches Vorhaben sein ganzes Potenzial entfalten. Top31311
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Clariant International Ltd. Functional Chemicals Division
Rothausstrasse 61
4132 Muttenz
Switzerland
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