- Angesichts des massiven Ölpreisverfalls haben die globalen Energiekonzerne bis zur Jahresmitte die „finale Investitionsentscheidung" für Großprojekte mit einem Wert von rund 200 Mrd. US-Dollar verschoben.
- Für den verfahrenstechnischen Anlagenbau gilt derzeit: Je näher der Anlagenbauer am Bohrloch arbeitet, desto gravierender die Auswirkungen.
- Im deutschen Anlagenbau ist das Bild derzeit noch uneinheitlich. Die Projekt-Pipelines der Unternehmen sind noch gut gefüllt.
Diesen spürt auch der Wettbewerber Worley Parsons: Dort ist das Halbjahresergebnis vor allem in den Bereichen „Kohlenwasserstoffe“ und „Mineralien, Metalle, Chemie“ gegenüber 2014 zum Teil deutlich zurückgegangen. „Die kurz- und mittelfristigen Investitionspläne der Chemiekunden sind nach wie vor stark, doch die global tätigen Chemieunternehmen überdenken angesichts der aktuellen Entwicklungen ihre Standortentscheidungen. Dadurch könnten sich einige Projektentscheidungen verschieben“, heißt es im aktuellen Bericht des Anlagenbauers. Treiber für solche Überlegungen ist der geschrumpfte Preisvorteil des nordamerikanischen Schiefergas-Rohstoffs gegenüber dem in Europa und Asien wichtigen Chemierohstoff Naphtha.
Und die deutschen Anlagenbau-Unternehmen? Hier ist das Bild uneinheitlich. Während Linde zum Halbjahr für seine Engineering Division einen um 4,7 Prozent gesunkenen Umsatz vermeldet hat, verzeichnete Thyssen Krupp im Segment Industrial Solutions in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahrs 2014/2015 noch leicht steigende Umsätze. Bei Air Liquide, in deren Sparte Global E&C Solutions die Aktivitäten der ehemaligen Lurgi aufgegangen sind, wurde in der ersten Hälfte 2015 ein Auftragseingang im Wert von 600 Mio. Euro registriert – gegenüber dem Vorjahr bedeutet das ein Plus von 11 Prozent. Dagegen hat Linde Engineering zwischen Januar und Juni für 334 Mio. Euro weniger Aufträge gewonnen, als im Jahr zuvor.
Dass die rückläufigen Öl- und Rohstoffpreise jedoch nicht ohne Konsequenzen für Unternehmen im deutschen (Chemie-)Anlagenbau bleiben werden, geht klar aus den Finanzberichten hervor: „Vor dem Hintergrund der volatilen und rückläufigen Öl- und Rohstoffpreise zeigten sich die Kunden bei der Auftragsvergabe zurückhaltend“, heißt es dazu im Bericht von TK IS. Doch momentan ist die Projekt-Pipeline von Linde, Thyssen Krupp und Air Liquide gut gefüllt: „Die Projekte werden weiterverfolgt und bleiben damit Bestandteil der gut gefüllten Projekt-Pipeline.“ Top3915
Hier finden Sie die komplette Einschätzung von Wood Mackenzie.
Einen CT-Beitrag zu den Folgen des Ölpreisverfalls für den Chemieanlagenbau finden Sie hier.
Die Folgen des Ölpreisverfalls für den europäischen Anlagenbau werden auch auf dem 4. Engineering Summit Thema sein. Programm und Referentenliste finden Sie hier.