Es handelt sich nach eigenen Angaben um das weltweit erste kommerzielle Projekt dieser Art. Das ausgerufene Ziel ist es, die Power-to-Liquid-Technologie – also die Erzeugung von synthetischen flüssigen Kraftstoffen mit Hilfe von erneuerbarem Strom – auf einen industriellen Maßstab zu heben. Das Projekt soll vor allem die umfangreichen norwegischen Ressourcen an Wind- und Wasserkraft nutzen. Insbesondere für schwer zu elektrifizierende Sektoren, wie eben die Luftfahrtindustrie, verspricht die Technologie einen ganzheitlichen Wandel hin zu klimaneutralem Transport.
Vier Partner kombinieren ihre Expertise
In dem Joint-Venture sind vier Partner an Bord: Neben dem deutschen PtL-Pionier Sunfire und dem Schweizer Unternehmen Climeworks, welches die Technologie beisteuert, Kohlenstoffdioxid direkt aus der Umgebungsluft zu filtern, sind auch der luxemburgische Anlagenbauer für die Stahlindustrie Paul Wurth SA (SMS Group), ein führendes internationales EPC-Unternehmen für Stahlhersteller sowie die Investmentgesellschaft Valinor beteiligt. In einem einstufigen Co-Elektrolyseprozess sollen die Technologien von Sunfire und Climeworks die Umwandlung von Ökostrom, Wasser und CO2 aus der Umgebungsluft sowie unvermeidbaren CO2-Quellen zu Synthesegas ermöglichen. Durch anschließendes Synthetisieren und Raffinieren entstehen erneuerbare Kraftstoffe, wie Kerosin, die direkt als zertifizierte Endprodukte in der bestehenden Infrastruktur eingesetzt werden können.
250.000 Tonnen Emissionen einsparen
Die erste Anlage mit einer Produktionskapazität von 10 Mio. l/a 2023 in Betrieb gehen. Anschließend will man die Hochskalierung der Produktion auf 100 Mio. l/a erneuerbaren Treibstoffs bis 2026 forcieren. Die Großanlage soll eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 250.000 t/a ermöglichen. „Eine einzige Anlage im industriellen Maßstab wird bereits genug erneuerbaren Kraftstoff als Beimischung für den gesamten Flugbetrieb auf den fünf wichtigsten Inlandsflugrouten in Norwegen (Oslo-Trondheim, Oslo-Bergen, Oslo-Stavanger, Oslo-Tromsø und Oslo-Bodø) liefern. Dies würde die derzeitigen Flugemissionen zwischen den Städten um etwa 50 % senken“, erklärt Lars Helge Helvig, Gründer von Valinor und Vorsitzender von Norsk Vind.
Landesweiter Roll-out bereits in Planung
Der Produktionsstandort im Industriepark Herøya wurde bereits bestätigt und das Engineering ist bereits gestartet. Zusätzlich zu den bestehenden Infrastrukturen bietet der Standort ausreichend Raum für den geplanten Ausbau. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme der beiden Anlagen soll der Bauplan der Großanlage genutzt, um damit die landesweite Markteinführung voranzutreiben.Weitere Standorte für das folgende landesweite Roll-out sind bereits identifiziert. „Dieses neue Projekt bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten für Norwegen und Europa, sowie den Schlüssel zu einer tiefgreifenderen Dekarbonisierung als jemals zuvor möglich war“, glaubt Georges Rassel, CEO des EPC-Partners Paul Wurth. (jg)