Gestapelte Papiersäcke

(Bild: Gempsi)

  • Die EU gibt ambitionierte Ziele für die Dekarbonisierung Europas vor.
  • Der Beitrag zeigt auf, mit welchen Maßnahmen die europäische Papiersackindustrie ihre Verpackungslösungen, Produktions- und Lieferprozesse noch nachhaltiger gestalten möchte.
  • Damit können Papiersäcke die richtige Wahl für Abfüller sein, die eine klimafreundliche Verpackung suchen.

Auch für die Industrie gilt es, möglichst wenig CO2 zu produzieren und unvermeidliche Produktion an anderer Stelle auszugleichen. Bei der Senkung ihrer Emissionen konnte die europäische Papiersackindustrie von 2007 bis 2018 bereits Fortschritte erzielen und die fossile Kohlenstoffbelastung des durchschnittlichen Papiersacks laut einer Studie um 28 % verbessern – von 118 g auf 85 g CO2-Äquvivalent (CO2e). Da auch Emissionen aus den vorgelagerten Lieferketten in die Klimabilanz eingehen, können davon auch Chemieunternehmen profitieren.

„Ein wichtiger Baustein, um bei der Papiersackproduktion Emissionen zu verringern, ist ein nachhaltiges Energiemanagement“, erklärt Reinhard Schulze-Edinghausen, Mitglied in der Gemeinschaft Papiersackindustrie (Gempsi). „So achten wir beim Stromeinkauf darauf, diesen so weit wie möglich aus erneuerbaren Quellen zu beziehen und effizient einzusetzen.“ Die warme Abluft aus der Produktion wird in den Wintermonaten außerdem zur Heizung der Betriebshallen genutzt. Heizstoffe können damit in einem großen Maß eingespart werden.

Effizienz ist Trumpf

Weitere Beispiele für Effizienzsteigerungen in der Energienutzung reichen vom flächendeckenden Einsatz von LEDs bis hin zur Modernisierung der Produktionsanlagen, um in kürzerer Zeit mit gleicher Energie eine größere Anzahl an Papiersäcken herstellen zu können. Und da, wo noch vor einigen Jahren fossile Brennstoffe zum Einsatz kamen, werden heute Alternativen genutzt. „In meinem Betrieb sind wir komplett auf E-Gabelstapler umgestiegen und stellen unseren Mitarbeitern E-Bikes zur Verfügung. Die Bikes werden sehr gerne genutzt, nicht nur auf dem Werksgelände“, so Reinhard Schulze-Edinghausen. Nicht zuletzt werden auch Kunden und Lieferanten miteinbezogen. Ein Beispiel sind gegenseitige Vereinbarungen zur Optimierung der Logistikprozesse, um die Ware mit möglichst ausgelasteten LKW und kurzem Transportweg zuzustellen.

Weniger ist mehr

Papiersack
(Bild: Gempsi)

Auf dem Weg zum klimaneutralen Produkt spielt Effizienz nicht nur in der Logistik und Produktion eine wichtige Rolle, sondern auch beim Material. In den vergangenen Jahren haben die deutschen Papiersackhersteller durch immer reißfestere Kraftpapiere in diesem Bereich bereits erhebliche Reduktionen erzielt. „Grammaturen von 70 g/m2 sind keine Seltenheit mehr, wo früher noch 90 g/m2 eingesetzt wurden. So können wir mit der gleichen Tonnage an Material heute mehr Papiersäcke produzieren als vor einigen Jahren“, erklärt Schulze-Edinghausen. „Und mittels leistungsfähiger Barriereschichten sparen wir bis zu 50 % dieses Materials – ohne dass unsere Kunden auf Funktionen wie Wasserdampfschutz oder eine lange Lagerfähigkeit verzichten müssen.“ Auch Folien, die anteilig aus recyceltem Material bestehen, werden zunehmend angewendet. Die deutschen Papiersackhersteller arbeiten zudem an Säcken, die ganz ohne Folie auskommen und Eigenschaften aufweisen, die ursprünglich nur mit dem Einsatz von Plastik erreicht werden konnten. In diesem Bereich sieht die deutsche Papiersackindustrie weiteres Potenzial in Hinblick auf Effizienzsteigerungen und Ressourcenschonung. „Ein verantwortungsvoller Umgang ist insbesondere vor dem Hintergrund der derzeitigen Rohstoffknappheit wichtig“, so Reinhard Schulze-Edinghausen. „Ein wichtiger Aspekt dabei ist auch die Wiederverwertung, damit Rohstoffe möglichst lange im Stoffkreislauf bleiben. Hier punkten Papiersäcke mit einem weiteren Klimavorteil: Ihre langen, reißfesten Fasern sind besonders gut fürs Recycling geeignet.“

Ein funktionierendes Kreislaufsystem

Für das Recycling von Kraftpapiersäcken hat die Gempsi bereits vor rund 30 Jahren das etablierte Rücknahmesystem Repasack eingeführt. Das Unternehmen verwertet jährlich mehr als 20.000 t Kraftpapiersäcke aus Industrie und Gewerbe. Sogar ihre Produktionsreste geben die Papiersackhersteller gemäß eines „Zero-Waste“-­Ansatzes ins Recycling. Damit wird sichergestellt, dass die wertvollen, langen Kraftpapierfasern sortenrein wiederaufbereitet und zu einem hochwertigen Sekundärrohstoff verarbeitet werden. Dieser kann anteilig in anderen Kraftpapierprodukten, wie zum Beispiel Tragetaschen, eingesetzt werden und so den Primärrohstoff ersetzen. „Das hat natürlich auch positive Auswirkungen aufs Klima. Denn jede Tonne Recyclingpapierfaser, die anstelle von Frischfaser verarbeitet wird, verhindert Emissionen, die bei der primären Papierproduktion anfallen würden“, erklärt Sven Korsten, Prokurist bei Repasack. „Bedenkt man dabei, dass aus Kraftpapierfasern auch nach vier Recyclingzyklen noch weitere hochwertige Papierprodukte entstehen können, ist unser Kreislaufsystem ein wirksamer Hebel in Richtung Netto-Null.“

Verantwortungsvoll geht die Industrie auch bei der Gewinnung des Primärrohstoffes für Papiersäcke, Zellulosefaser, vor. Die Faser wird aus Holz und damit einer nachwachsenden Ressource gewonnen. Für die Kraftpapierherstellung werden Durchforstungsholz und Sägewerksabfälle der Holzindustrie verwendet, die aus nachhaltig bewirtschafteten europäischen Wäldern stammen. Auch die nachhaltige Forstwirtschaft ist ein wesentlicher Bestandteil der Wertschöpfungskette von Papiersäcken und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Nachhaltige Verpackungen: der große Überblick

Grafik von Lebensmitteln im Supermarktregal
(Bild: sabelskaya - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema nachhaltige Verpackungen wissen? Klar ist, dass der Bedarf an nachhaltigen Verpackungen in den kommenden Jahren stark steigen wird. Aber das Thema ist komplex: Wann gilt denn überhaupt eine Verpackung als nachhaltig und welche Kriterien müssen dabei künftig erfüllt sein? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

 

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