Automatisierungstechnik – und ganz allgemein die chemische Verfahrenstechnik – hat bislang zwar wenig Sexappeal. Doch es ist trotzdem völlig unverständlich, weshalb FAZ, Welt, Süddeutsche, Stern, Spiegel… viel lieber über Handys mit schlechtem Empfang (iPhone 4) und Rechner mit schwacher Leistung und fehlendem Flash-Player (iPad) berichten, als über ausgeklügelte Wireless Mesh-Netzwerke oder unendlich offene Standards zur Beschreibung von Feldgeräten. Das muss sich ändern!

Wie das geht, lehrt uns der Computer- und Lifestylekonzern Apple: Zunächst einmal müssen die verwendeten Betriebssysteme und Anwendungen komplett proprietär sein: weg mit offenen Standards. Beerdigt die FDI-Initiative und den Wunsch nach Geräteintegration! Dann muss die Technik ganz anders aussehen: Baut die DIP-Schalter aus. Konfiguration und Bedienung muss ausschließlich per Touchscreen realisiert werden. Und schraubt endlich die Ansprüche runter: Wer braucht schon eine Wireless-Verfügbarkeit von 99%, wenn Millionen iPhone-Nutzer damit leben, dass ihr Telefon beim Anfassen auflegt?

Und dann natürlich das Design. Messumformer in druckfest gekapselten Gehäusen sind ja sowas von out! Nicht gasdicht, sondern flach müssen die Geräte sein. Last but not least braucht die Branche eine neue Öffentlichkeitsarbeit: Das Rezept heißt „Leakage Marketing“ und basiert auf dem Gerüchteküche-Konzept. Prototypen neuer Steuerungen, Leitsysteme und DN 1000-Stellantriebe werden künftig nicht mehr aufwendig auf Pressekonferenzen vorgestellt, sondern vorab in von Journalisten frequentierten Bars versehentlich liegen gelassen. Doch vor allen Dingen muss sich die Einstellung der Anwender ändern: „Wissen“ wird durch „Glauben“ ersetzt. Kritik und Zweifel durch „Hingabe“, technische Probleme durch „positive Emotion“.

Da all dies nicht mit der Vielzahl am Markt tätiger Automatisierungsanbieter funktionieren wird, muss ein Monopolist her: Anwender wählen diesen per Online-Abstimmung. Die CT-Redaktion hat dafür eigens die App „Automationsmonopoly“ entwickelt. Der künftige Heilsbringer der Prozessautomatisierung wird dann im November auf der Namur-Hauptsitzung gesalbt. [AS]

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