August 2011

Gasmess- und warngeräte
  • Die Kosten sind beim Kauf und Einsatz mobilier und stationärer Gaswarn- und -messgeräte nach wie vor ein Thema.
  • Aktuelle Entwicklungen zielen darauf, die Wartungs- und Prozesskosten zu reduzieren.
  • Nach wie vor geht der Trend zu Mehrgasmessgeräten.
  • Zum Teil versucht man heute bereits Analyseanwendungen mit Prozessmessgeräten zu bewältigen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die in CT 6/2009 beschriebenen generellen Trends „SIL“, „einfache Bedienung und Wartung“ und auch die Preissensibilität spielen nach wie vor eine Rolle. Obwohl die Prozessbetreiber inzwischen wieder satte Profite erwirtschaften, hat sich nach Ansicht einiger Gerätehersteller nur wenig an der in der Rezession eingeübten Sparmentalität der Betreiber geändert. Eine schwierige Forderung, denn schließlich geht es einerseits um die Sicherheit, andererseits darum, neben niedrigen Investitionskosten auch die Wartungskosten über den gesamten Geräte-Lebenszyklus im Griff zu behalten. Und oft gilt dabei: Ein niedriger Anschaffungspreis rächt sich im Betrieb durch höhere Wartungskosten. Laut Ulf Ostermann, Produktmanager für mobile Gasmessgeräte bei Dräger, findet allerdings nach und nach ein Umdenken statt: „Betriebskosten gewinnen in der Kaufentscheidung an Priorität.“
Getrieben wird der Markt für Gasmessgeräte vor allem durch die Anforderungen aus nationalen und internationalen Regelwerken. Darunter die Umsetzung der regelmäßigen Funktionskontrolle und der Anforderungen zum Einsatz und Betrieb mobiler und stationärer Gaswarngeräte aus der DIN EN 60079-29-2 sowie die aktualisierten Atex-Anforderungen inklusive Prüfung der Messfunktion der Ex-Geräte nach EN 60079-29-1. Zu nennen sind hier außerdem die Merkblätter T 021 und
T 023 der BG RCI. „Diese haben Furore gemacht, denn endlich steht einmal in einem Ratgeber, wer was an einer Gaswarnanlage machen darf. Für uns bedeutet dies konkret, dass verstärkt Aufklärungsarbeit nachgefragt wird, aber auch die Nachfrage nach Schulung und Training ist gestiegen“, konkretisiert Bernd Rist, Geschäftsführer bei Compur Monitors. Aber auch aktualisierte EMV-Anforderungen an mobile Geräte sind  ein Aspekt, der die Hersteller bewegt. Und natürlich der in der stationären Gaswarntechnik inzwischen zum Dauerbrenner avancierte SIL.
SIL bleibt Dauerbrenner
Ob die umfangreichen SIL-Anforderungen in jedem Fall gerechtfertigt sind, ist dabei eine Frage, die nicht einfach zu beantworten ist. „Bei sicherheitsgerichteten Anwendungen sind die Anforderungen der funktionalen Sicherheit von Gaswarnsystemen gerechtfertigt, um eine höchstmögliche Qualität und deren Verfügbarkeit ohne Ausfälle zu gewährleisten“, meint beispielsweise Michael Rethmann vom Geräteanbieter GfG. „SIL ist immer Wunsch des Anwenders bzw. seine Abschätzung. Die Behörden fordern dies in der Regel nicht“, ergänzt Frank Deinert, Vertriebsleiter Gasmesstechnik bei MSA Auer. Für Bernd Rist stellt sich die Frage an sich nur bedingt: „Häufig verkaufen wir indirekt über Engineeringfirmen. Dann stellt sich nur die Frage:  ,Erfüllst du die Spezifikationen, oder fällst Du durch´s Raster.‘ Die Endanwender selbst haben in der überwiegenden Mehrheit sehr klare Vorstellungen.“
Fakt ist: Die Nachfrage nach Geräten mit SIL-Zertifikat steigt nach wie vor. GfG beantwortet diese mit SIL-zertifizierten Transmittern und arbeitet derzeit an einer Gaswarnzentrale, die SIL 2 (Hardware) und SIL 3 (Software) geprüft ist. „In redundanter Installation erfüllt unser Gaswarnsystem damit die SIL-3-Anforderungen“, so Rethmann. Compur Monitors hat seinen Transmitter für toxische Gase und Sauerstoff in der Umgebungsluft nach DIN EN 61508 ausgelegt und nach DIN EN 50402 für den Einsatz in SIL-2-Kreisen zertifiziert. MSA Auer gibt für seine Gaswarnzentrale Suprema die Möglichkeit zum Einsatz bis SIL 3 an.

Vom Warn- zum Analysegerät
Überhaupt zeichnen sich derzeit sowohl bei den stationären als auch bei den mobilen Gasmessgeräten spannende Entwicklungen ab. Neben den bereits erwähnten Entwicklungen nach SIL bleibt der bereits vor zwei Jahren beschriebene Trend zu Mehrgas-Mess- und Warngeräten. „Die Industrie versucht heute mit Gasdetektoren auch Applikationen zu erschlagen, für die man früher Prozessmesstechnik oder Analysatoren gebraucht hat. Sehr häufig funktioniert das sogar“, erklärt Bernd Rist. Getragen wird dieser Trend von immer leistungsfähigeren Sensoren und einem immer umfangreicheren Zubehör. „Solche Aufgabenstellungen erfordern aber eine sehr gewissenhafte Arbeit der Techniker, um eine zuverlässige Messanlage zusammenzustellen“, gibt Rist zu bedenken. Bei GfG setzt man auf IR-Sensoren, die in vier Wellenlängen messen und damit gleichzeitig Methan, Propan und CO2 erfassen.

Multifunktionale Geräte
sind im Kommen

„Neben der Ex-Gefahr durch organische Dämpfe im Raffineriebereich wird immer mehr auch die toxische Gefahr dieser Dämpfe gemessen“, sieht auch Ulf Ostermann weitere Anforderungen, die den Trend zu multifunktionalen Geräten bestätigen. „Insbesondere die PID-Technologie gewinnt hier an Bedeutung.“
Und auch das Thema Wartung hat bei der Geräteentwicklung eine unvermindert hohe Priorität. Denn intelligente Wartungskonzepte und lange Prüfintervalle sind der Schlüssel zu geringen Betriebskosten. Bei MSA Auer werden dafür rechnergestützte Kalibriersysteme entwickelt. Auch GfG nimmt sich des Themas an: „Wir bieten Test- und Kalibrierstationen an, die zentral und auch mobil zu geringen Kosten eingesetzt werden können. Diese erfüllen die Anforderungen zur Dokumentation der durchgeführten Tätigkeiten an Gaswarngeräten“, verdeutlicht Michael Rethmann. Bernd Rist , Compur Monitors, ergänzt: „Die heutigen Elektronikbauteile sind mit der Messtechnik alleine unterfordert. Vorhandene Kapazitäten kann man dann gut für weitere Funktionen nutzen. Allerdings muss trotzdem in gewissen Abständen Gas auf den Sensor – denn dies ist die einzige anerkannte Methode, um die Funktion eines Gassensors zu verifizieren.“
Wartung vereinfachen
„Bumpteststationen müssen Werkzeuge sein, die so bediensicher sind, dass ein Test von jedermann durchgeführt werden kann“, stellt Ulf Ostermann, Dräger,  fest und verweist auf die aktuellen Lösungen des Unternehmens für die Prüfung vor Ort und in der Werkstatt (E-Cal). Daneben hat das Unternehmen ein System zur mobil-stationären Bereichsüberwachung (X-zone) entwickelt, durch dessen Einsatz das erneute Freimessen von Arbeitsbereichen durch den Gasanalysten entfallen kann (siehe Fachbeitrag in CT 7).  Aber auch für die Kommunikation zwischen Messgerät und Leitwarten bzw. Einsatzzentralen gibt es aktuelle Entwicklungen, wie zum Beispiel die drahtlose (Wireless)  Funkübertragung des Messgeräteanbieters GfG.
Fazit: Der Kostenaspekt steht beim Kauf und Einsatz mobiler und stationärer Gaswarn- und messgeräte weiter im Vordergrund. Dem begegnen die Hersteller einerseits mit einer Nutzenargumentation über den Lebenszyklus, andererseits mit aktuellen Entwicklungen, die darauf zielen, die Wartungs- und Prozesskosten zu reduzieren.

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