Wie ist der Lebenszyklus von Automatisierungssystemen mit dem der IT in Einklang zu bringen?“, lautete gleich zu Beginn des ersten Plenarvortrags zum Kongress Automation 2009 die Frage von Dr. Peter Terwiesch, Vorsitzender der Geschäftsführung von ABB Automation. Von der Beantwortung dieser Frage hängen nicht nur Aspekte wie Wirtschaftlichkeit von Automatisierungssystemen und Akzeptanz neuer Technologien ab, sondern an den Nahtstellen kann sich der Wettbewerbsvorsprung einer Anlage entscheiden. „Integrierte Automation ist ein Effizienztreiber“, ist sich der ABB-Technologiechef sicher. Erst die komplexe Verarbeitung von Informationen aus unterschiedlichen und verteilten Quellen ermöglicht eine umfassende Regelung und Optimierung.
Dabei geht es längst nicht nur um die Nutzung bereits vorhandener Sensoren. Zukünftig sollen beispielsweise mehr und mehr neue Technologien wie die Kombination aus Kamera, Muster- und Ortserkennung mit Funktechnik kombiniert werden. Belege für den Nutzen blieb Terwiesch den rund 350 Teilnehmern nicht schuldig: 30% Durchsatzssteigerung in einem Walzwerk durch den Einsatz modellbasierter Mehrgrößenregelungen, 500000 US-Dollar p.a. Einsparung in einer TiO2-Produktion durch Optimierung der Prozessschritte oder Beispiele für Energieeinsparungen durch den Einsatz geregelter Antriebe führte Terwiesch an. Der Frequenzumrichter soll dabei künftig nicht nur Aktor sein, sondern als Sensor einen erweiterten Einblick in den Prozess ermöglichen. Und so zog sich der Aspekt „erweiterte Nutzung von Informationen aus Sensoren und Aktoren“ wie ein roter Faden durch das Kongressprogramm: Von Methoden zur Operational Excellence über das Asset Management und die Diagnose und Wartung bis hin zum „Intelligenten Aktor Pumpe“.
Interdisziplinäres Denken gefragt
Die Pumpe als intelligenten Aktor postulierte Dr. Thomas Paulus, KSB: Einerseits lassen sich durch die Integration der mediumsnahen Prozessregelung in einer Pumpe die Lebenszykluskosten redu-zieren, andererseits verringert die dezentrale Lösung die Komplexität derGesamtprozessregelung. Zukünftig, so der Ausblick von Paulus, sollen dadurch auch nichtlineare Mehrgrößenregelungen möglich sein.
In den Diskussionen wurde allerdings auch deutlich, dass diese Ansätze von den Automatisierern allein nicht vorangetrieben und umgesetzt werden können. Hier ist interdisziplinäres Denken und Handeln gefragt – und dieses erfordert ganz am Anfang, bei der Anlagenplanung, andere Abläufe und Organisationsansätze. Ob Alarmmanagement im Leitsystem, die wissensbasierte Fehlerdiagnose, Mehrgrößenregelungen oder aber das Asset Management – sie alle erfordern verdichtetes Prozesswissen das nur im Zusammenwirken zwischen Anlagenbau, Verfahrenstechnik und anderen Disziplinen entsteht. Und so liegt die Zukunft der Automatisierung als Effizienztreiber nicht allein im Zusammenwirken – der Integration – verschiedener Automatisierungs- und IT-Werkzeuge, sondern vielmehr in der Verständigung der Experten verschiedener Fachbereiche. Und in diesem Spannungsfeld spielen Veranstaltungen wie der Kongress Automation eine wichtige Rolle.
„Integrierte Automation ist ein Effizienztreiber“
Dr. Peter Terwiesch ist Vorsitzender der Geschäftsführungvon ABB Automation