Lobbe hat bei Dow einen Roboter zur Reinigung eines Großtanks eingesetzt.

Gemeinsam am Mannloch Chemiewerker und Roboter. Der Roboter erspart die mühsame Handarbeit. (Bild: Lobbe)

Das Reinigen von Großtanks in Chemie und Raffinerien ist ein Knochenjob. Mit einem neuartigen Roboter ist es nun möglich, die Handarbeit zu automatisieren. Der Roboter wiegt ca. 500 kg, und die Ketten des Antriebs sind magnetisch. So hält sich der Roboter am metallischen Tankboden fest. Bei Dow in Böhlen wurde ein Großtank mit verhältnismäßig geringem Personaleinsatz in rund 30 Arbeitstagen gereinigt.

Das Pilotprojekt wurde in Kooperation mit ST-Cleaning im Werk Böhlen der Dow Olefinverbund GmbH in der Raffinerie DOW Standort Böhlen eingesetzt. Es ist nicht der erste Tank, den Lobbe in Kooperation mit ST-Cleaning per Roboter reinigt. „Die Pilotprojekte sind abgeschlossen und der Ablauf ist jetzt optimiert“, sagt Bastian Spitzner, der bei der Anlieferung des Roboters vor Ort ist. „Die Aufbauarbeiten nehmen mehr Zeit in Anspruch, als bei der manuellen Reinigung, aber insgesamt ist eine unbemannte Tankreinigung schneller: Der Roboter wird nicht müde und kann 24 Stunden durcharbeiten, 7 Tage in der Woche“. Bei einer manuellen Reinigung, die außenluftunabhängig und mit Chemieschutz-Anzügen durchgeführt wird, müssen sich die Facharbeiter jede Stunde abwechseln. Ein Mehrschichtbetrieb würde da die personellen Kapazitäten stark strapazieren.

Der Naphtha-Tank auf dem Böhlener Gelände der Dow, ein Behälter mit 52 Metern im Durchmesser, wurde 1996 errichtet und 2002 zuletzt gereinigt. Naphtha ist eine leicht flüchtige Rohbenzin-Substanz. Feststoffe aus vorangehenden Verarbeitungsschritten und aus der Lagerung selbst sammelt sich dort, derzeit dürften dies um die 1.000 Tonnen sein. Da der Tank komplett renoviert werden soll – das Dach wird später ausgetauscht, die Böden erneuert – muss er geleert und von Rückständen befreit werden. Dazu wurde zunächst die gasförmige Atmosphäre im Tank abgesaugt, durch Frischluft ersetzt und die noch vorhandenen Reste abgefackelt. Erst, wenn die Konzentration von Schadstoffen ein Mindestmaß gemäß den Vorschriften erreicht hat, kann das Mannloch geöffnet werden, um von dort aus eine Schleuse in den äußeren Bereich zu errichten. Durch diese Schleuse soll der Roboter in den Tank einfahren

Riesiger Tank per Joystick gereinigt

Seit einigen Monaten kooperiert Lobbe Industrieservice mit dem Unternehmen ST-Cleaning, um weitere Arbeitsprozesse so stark wie möglich zu automatisieren. Mehr Automatisierung bedeutet zugleich eine höhere Arbeitssicherheit, da Facharbeiter nicht mehr direkt im gefährdenden Bereich tätig sind. Bei der Dow in Böhlen werden nach und nach die Komponenten aufgebaut. Neben dem eigentlichen Roboter wird ein Container für die Steuerung eingerichtet, Gaswäscher, Saugfahrzeuge und Hydraulikantriebe installiert. Die Absaug-Schläuche müssen mit dem Roboter verbunden werden, ebenso eine Wasserzuleitung, damit der fest gewordene Schlamm im Inneren aufgespritzt und absaugfähig gemacht werden kann. Auch die drei LED-beleuchteten Kameras werden vorab installiert. Der Roboter selbst ist so klein, dass er durch ein mindestens 60 Zentimeter im Durchmesser großes Mannloch in den Tank eingefahren werden kann. Allerdings erst dann, wenn eine Fläche von rund zwei mal zwei Metern am Eingang gesäubert und von Resten befreit wurde. Der Roboter wiegt ca. 500 Kilogramm und die Ketten des Antriebs sind magnetisch. So hält sich der Roboter am metallischen Tankboden fest, vorausgesetzt, an der Einstiegsstelle ist der Boden bereits gereinigt. Ist der Roboter im Inneren des Tanks, fahren seine Kameras und die Hebelarme aus. Jetzt kann die Navigation im eigens dazu eingerichteten Container starten. Mittels Joystick können Fahrtrichtung und Geschwindigkeit eingestellt werden. Der Kontrolleur sieht auf dem Monitor ein Übersichtsbild sowie das vordere und hintere Ende des Roboters. Damit kann auch verhindert werden, dass sich in den Schläuchen Schlaufen bilden.

Dow plant mehr automatisierte Reinigung

Nach rund 30 Arbeitsschichten ist die Arbeit des Roboters beendet. Wieder wird die Atmosphäre mit Frischluft ausgetauscht, die restlichen Gase abgefackelt und das Mannloch zur Schleuse geöffnet. Nach dem Ausfahren des Roboters wird dieser komplett demontiert und gereinigt – damit ist er bereit, für die nächste, unbemannte Tankfahrt. Die Feinreinigung nach dem Einsatz des Roboters wird manuell erfolgen, da Rinnen, Rohre, Anschlussstücke und Bauelemente, die hervorstehen, nicht vom Roboter erfasst werden können. „Mit verhältnismäßig geringem Personaleinsatz haben wir den entsprechenden Behälter in rund 30 Arbeitstagen gereinigt. Bei den Standard-Verfahren hätten diese Arbeiten erheblich länger gedauert“, so Spitzner. Und auch der Kunde ist zufrieden: Künftig wird Dow verstärkt auf automatisierte Verfahren zurückgreifen.

(as)

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