- Unsere beiden CT-Umfragen unter Herstellern und Anwendern von Durchflussmessgeräten zeigen zum überwiegenden Teil eine erstaunlich gute Übereinstimmung.
- Unterschiede in der Bewertung von Entscheidungskriterien sind bei Aspekten der Wartung sowie bei Reparatur- und Ersatzteilservices zu erkennen.
- Bei den Entwicklungsschwerpunkten für Durchflussgeräte weichen Herstellermeinung und Anwenderwunsch zum Teil deutlich voneinander ab.
Auch für die Hersteller stehen bei den Auswahlkriterien für Durchflussmessgeräte die Aspekte Zuverlässigkeit und Qualität an vorderster Stelle. Und dass Installationskosten, Schnittstellen und Referenzen in ähnlichen Anwendungen ganz am Ende der Skala wichtiger Entscheidungskriterien stehen, ist für beide Befragungsgruppen gleichermaßen klar. Interessant sind allerdings die Abweichungen in der Bewertung der Aspekte Atex- Zertifikat sowie Konformität mit DIN EN 61511/61508 (SIL): Diese halten die befragten Hersteller für deutlich weniger wichtig als die Anwender. Insbesondere das SIL-Argument scheint für die überwiegende Mehrzahl der Produzenten von Durchflussmessgeräten von nachrangiger Bedeutung zu sein – es rangierte insgesamt an vorletzter Stelle der Herstellermeinung, während die Anwender dieses von 18 abgefragten Kriterien an siebter Stelle sehen.
Interessant ist auch die Diskrepanz bei der Bewertung der Wartungskosten und -intervalle. Während für die Anwender lange Wartungsintervalle ebenfalls von mittlerer Wichtigkeit sind, sehen Hersteller diese als weniger wichtig an. Dagegen meinen die Anbieter, dass die Wartungskosten eines Durchflussmessgeräts für die Kaufentscheidung eine wichtige Rolle (Rang 3) spielen – die Anwender sehen diese dagegen erst an neunter Stelle.
Ersatzteil-Service wird unterschiedlich bewertet
Ein ähnlich homogenes Bewertungsfeld mit Abweichungen bei den mittleren Rängen zeigt sich bei der Frage nach kaufrelevanten Serviceeigenschaften. Ganz oben werden von beiden Befragungsgruppen unisono die Aspekte Beratungskompetenz, Serviceangebot allgemein, Lieferzeit und Beziehung zum Hersteller gesehen. Am Ende der Skala rangieren die Beschaffung via Internet, Fernwartung und -diagnose, Technikum, Prüfstand und Versuche sowie das Schulungsangebot und die Engineeringleistungen. Service bei Auslegung und Auswahl – immerhin von den Anwendern auf Rang 3 gesehen – wird von den Herstellern als weniger wichtig erachtet. Besonders stark differieren Hersteller- und Anwendermeinung beim Aspekt Ersatzteilbevorratung. Diese wird von den Herstellern an letzter Stelle gesehen, während die Anwender dieses Kriterium an fünfter von insgesamt 19 Stellen sehen. Vielleicht steckt dahinter, dass die befragten Hersteller diesen Aspekt als selbstverständlich sehen, während bei Anlagenbetreibern im Schadensfall der Stillstand droht und deshalb ein umfassender Ersatzteil- und Reparaturservice gewünscht wird.
Deutlich höher schätzen die Gerätehersteller die Bedeutung ihrer globalen Präsenz sowie den weichen Faktoren „Innovationsfähigkeit“ und „Image“ ein. Ersteres darf nicht verwundern, bildeten doch Betriebsingenieure und Mitarbeiter aus Fachabteilungen den Schwerpunkt der befragten Anwender. Interessant ist auch die Diskrepanz der Sichtweisen zum Aspekt „Fähigkeit zum Komplettangebot für großen Leistungsumfang“. Dieses Kriterium wird von den Herstellern als doppelt so wichtig angesehen, wie für die Anwender. Auch dieses Bild lässt sich sicher zum Teil mit der Struktur der Befragten erklären. Bei den Herstellern wird allerdings klar wahrgenommen, dass insbesondere multinational aufgestellte Betreiber in den vergangenen Jahren verstärkt globale Partnerschaftsmodelle mit Lieferanten wünschen.
Werkstoffe für den Prozessanschluss sind wichtigster Entwicklungsschwerpunkt
Bei einer Erhebung unter Herstellern darf natürlich die Frage nach den aktuellen Entwicklungsschwerpunkten nicht fehlen. Und hier stechen insbesondere vier Entwicklungsfelder heraus: Ganz vorne stehen Werkstoffe für den Prozessanschluss sowie die Montagefreundlichkeit gefolgt von der Messbereichserweiterung und Komplettlösungen für definierte Mess- und Regelaufgaben. Während sich die Anwender gleicher Maßen Entwicklungen bei Werkstoffen und zur vereinfachten Montage wünschen, sehen diese allerdings weder größere Messbereiche noch Komplettlösungen als dominierende Entwicklungsschwerpunkte. Sie wünschen sich dagegen einheitliche Geräteplattformen sowie Entwicklungsanstrengungen bei der Gerätesoftware. Außerdem steht für die befragten Anwender die Verlängerung der Gerätelebensdauer an erster Stelle.
Deutliche Abweichungen offenbart die Sicht auf Entwicklungsschwerpunkte bei der Bewertung von Asset Management sowie von Geräten mit Ethernet-Schnittstelle. Asset Management-Fähigkeit gewinnt für die Anwender in der Chemie sichtlich an Bedeutung. Die Gerätehersteller halten Entwicklungen in diesem Bereich für nachrangig – das Thema landet für sie an der vorletzten Stelle von 19 abgefragten Entwicklungsschwerpunkten. Dass beide Befragungsgruppen keine weiteren Feldbusprotokolle wünschen, wird kaum verwundern. Dennoch machen sich offenbar die meisten Gerätehersteller darüber Gedanken, wie Produkte mit einer Ethernet-Schnittstelle versehen werden können.
(K)ein Trend zur Entwicklung von Ethernet-fähigen Geräten?
Wie bereits in CT 10 dargestellt, ist das Thema Ethernet zwar auch aus Anwendersicht „heiß“, allerdings sehen diese eine Ethernet-Schnittstelle als eher nachrangiges Ziel für derzeitige Geräteentwicklungen. Als Erklärungsversuch mag hier dienen, dass es mit einer Schnittstelle allein im anspruchsvollen Umfeld von Chemieanlagen nicht getan ist, sondern ein Gesamtkonzept her muss, das von Aspekten des Ex-Schutzes bis hin zur Frage einer langfristigen Geräteintegration reicht. Den Befragten scheint dies zumindest dann bewusst zu sein, wenn sie nach ihren Wünsche für die Geräteentwicklung gefragt werden. In dieses Bild passt auch die Aussage zur Entwicklung von Wireless-Lösungen. Diese sehen Anwender als am wenigsten relevant. Auch die Hersteller verweisen Entwicklungen zur Drahtlos-Kommunikation auf einen der hinteren Ränge, allerdings doch eher mit der Tendenz „kann man machen“ als die Anwender – diese sehen hier zum überwiegenden Teil keinerlei Handlungsbedarf.
Fazit: Die beiden CT-Umfragen unter Herstellern und Anwendern von Durchflussmessgeräten zeigen zum überwiegenden Teil eine erstaunlich gute Übereinstimmung. Vereinzelt werden Entscheidungskriterien – seien es Technikaspekte oder aber kaufrelevante Services – unterschiedlich gesehen, darunter Aspekte der Wartung sowie bei Reparatur- und Ersatzteilservices. Bei den Entwicklungsschwerpunkten für Durchflussgeräte weichen Herstellermeinung und Anwenderwunsch zum Teil jedoch deutlich voneinander ab.
In CHEMIE TECHNIK 12/2014 werden wir den Aspekt „Einsatz in PLT-Schutzeinrichtungen“ und die Genauigkeitsanforderungen an Durchflussmessgeräte im SIL-Einsatz näher beleuchten.
Zur Umfrage-Reihe
Durchflussmessung in der Chemie und Pharmaindustrie
Seit 2001 befragt die Redaktion der CHEMIE TECHNIK sowohl Anwender als auch Hersteller regelmäßig nach Trends in der Durchflussmessung. Mit der nun insgesamt vierten Studie dieser Art hatten wir rund 150 Anwender und 132 Hersteller angeschrieben und befragt. Die Antworten zeichnen ein hochinteressantes Bild der aktuellen Situation in der Anwendung und bei der Investitionsentscheidung. Über die Jahre hat sich einiges getan. Einerseits sind viele Messprinzipien gereift, andererseits vollzogen sich auf Seiten der Anwender in der Chemie und Pharmaindustrie Trends, die auch bei der Auswahl und beim Einsatz von Durchflussmessgeräten ihre Spuren hinterlassen. Und nicht zuletzt kamen zahlreiche neue Kommunikationstechniken auf, die mehr und neue Funktionen für die Anbindung zwischen Feldgerät und Leitsystem versprechen, andererseits die Situation bei der Entscheidung nicht unbedingt übersichtlicher werden lassen.