Günter Kech, Geschäftsführer Vega

Seit mehr als 40 Jahren leitet Günter Kech das Messtechnik-Unternehmen Vega mit Sitz in Schiltach im Schwarzwald.

CT: Die Weiterentwicklung des 80-GHz-Radarsensors hat die Grenzen zwischen Geräten zur Messung von Flüssigkeiten und solchen für Schüttgüter offenbar obsolet gemacht. Warum haben Sie sich dazu entschlossen, diese Unterscheidung auch im Produktprogramm aufzuheben?
Kech: Wir haben das neue Gerät so entwickelt, dass man die Auswertungsalgorithmen von Flüssigkeiten auf Schüttgut umschalten kann – dann fragt man sich natürlich, wozu man dann noch zwei verschiedene Geräte benötigt. Und daher stellten wir uns die Frage: Wieso braucht man überhaupt noch so viele Geräte? Ist es für den Kunden nicht einfacher, wenn er nicht zunächst ein Gerät aus einer ganzen Palette auswählen muss? Das führte dann zur Überlegung, ein Gerät für alle Anwendungen, aber je nach Anwendung individuell konfiguriert. Daher die Bezeichnung 6x.

CT: Die Geräteplattform Plics ist inzwischen fast 20 Jahre alt. Viele Entwicklungsziele, darunter der modulare Aufbau, die Abwärtskompatibilität oder die Erkennung von Störsignalen aus Behältereinbauten, hatten Sie damals schon im Blick. Auch das Ziel, dass es irgendwann nur noch ein Gerät für Flüssigkeiten und Füllstand geben soll?
Kech: Das nicht. Aber das Thema Einfachheit. Das ist mir quasi in die Wiege gelegt, weil ich selbst bereits in der Entwicklung und später im Vertrieb tätig war. Dabei hat mich immer die Frage umgetrieben, wie wir das für die Kunden einfacher machen können. Es braucht für Techniker Ziele, die man nicht einfach so erreicht. Und es braucht Leute, die das hartnäckig verfolgen – denn Innovation entsteht meistens nicht per Zufall.

CT: Die Anwender in der Chemie wünschen sich Feldgeräte, die sowohl im klassischen Mess-Einsatz, als auch in Sicherheitsfunktionen eingesetzt werden können. Ein 80-GHz-Radarsensor mit SIL-Zulassung war bislang eine Lücke im Vega-Angebot, die nun geschlossen wurde. Was war der Hintergrund?
Kech: Es macht natürlich wenig Sinn, zwei getrennte Geräte zu entwickeln. Man muss dann jeweils die Hard- und Software weiter pflegen. Aber der Aufwand für die SIL-Entwicklung muss ja auch bezahlt werden. Den Wunsch der Anwender verstehe ich gut, aber diese müssen dann auch bereit sein, für das Standard-Gerät mit SIL den entsprechenden Preis zu zahlen.

CT: Aus der Autoindustrie kennen wir die Option, dass vorhandene Funktionen gegen Bezahlung später freigeschaltet werden. Wäre das eine Möglichkeit in der Messtechnik?
Kech: In der Industrie 4.0 ist das vorstellbar, technisch wäre das kein Problem. Aber die organisatorischen Prozesse in den Unternehmen lassen das nicht zu, denn der Techniker kann diese Investitionsentscheidung in der Regel nicht so einfach treffen, wenn er ein Gerät aus dem Regal nimmt.

CT: In der Vergangenheit hatten Sie Wert darauf gelegt, dass die neuen Geräte in Sachen Bedieneinheit und -tools abwärtskompatibel bleiben. Halten Sie das auch bei den neuen Geräten noch durch?
Kech: Absolut. Es ist eine bewusste Entscheidung, das auch innerhalb des jetzigen Plics-Konzepts so zu tun. Das schmerzt in der Entwicklung, aber es ist uns bis heute geglückt. Für den Ex-Schutz muss man bei neuen Teilen alle alten Geräte in der Zulassung mitnehmen. Das tut manchmal weh und kostet auch richtig Geld, aber bislang haben wir das durchgezogen.

CT: Dennoch – gerade bei der Feldkommunikation tut sich derzeit viel. Die Namur fordert für die Zukunft Geräte mit Ethernet APL und 4…20-mA-Anschluss.
Kech: APL wollen wir in 1 bis 2 Jahren in den Radarsensoren eingebaut sehen. Wir waren uns lange nicht sicher, ob das so eine Schubladentechnologie wie der Feldbus wird. Aber ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass man bei APL im Hinblick auf die Vereinfachung für die Nutzer weiter gedacht hat. Denn der Aufwand bei den Feldbussystemen hat die Anwender überfordert. Bei APL ist Plug-and-Play mit berücksichtigt – deshalb hat das Zukunft. In der Entwicklung sind wir bereit für APL.

CT: Seit zwei Jahren bieten Sie neben der Pro-Serie auch Geräte in einer Basis-Ausführung an. Hat das zu einer Kannibalisierung geführt?
Kech: Nein, die Zahlen sind durch die Decke gegangen. Es gibt eine Co-Existenz beider Linien. Bei hohen Temperaturen und Drücken muss man zu den Pro-Geräten greifen. Aber auch dann, wenn man bestimmte Prozessanschlüsse braucht. Die Angst vor Kannibalisierung ist unbegründet. Und dort, wo das möglich wäre, ist es für uns besser, wenn das mit unseren eigenen Basis-Geräten geschieht.

CT: Jüngst haben Sie neben den beiden Gerätelinien auch autarke Geräte entwickelt – was ist hier in Zukunft zu erwarten?Kech: Im Bereich der autarken Sensoren haben wir zwei vorgestellt, die wir weiter optimieren. Beispielsweise in Richtung längerer Batterielaufzeiten, Firmware-Updates over the Air oder um die Geräte universeller einsetzen zu können. In maximal 15 Monaten werden wir diese beiden Geräte mit zusätzlichen Funktionen ausstatten. Außerdem denken wir darüber nach, auch andere Messprinzipien autark zu bauen und anzubieten – zum Beispiel Drucksensoren. Wir lernen jeden Tag neue Messanwendungen kennen – und das wirkt sich auch auf die Sensorentwicklung aus. Beispielsweise in Richtung Signalübertragung wie 5G, Lora oder Sigfox. Warum wählen die Kunden die verschiedenen aus? Das fließt in zukünftige Entwicklungen ein.

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Unternehmen

VEGA Grieshaber KG

Am Hohenstein 113
77761 Schiltach
Germany

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