Martin Brudermüller, CEO und CTO der BASF „Die Transformation mag schwierig sein, …aber es ist möglich, wenn wir alle es wollen.“

28.02.2020: Der Chemiekonzern BASF hat für das Geschäftsjahr 2019 sinkende Umsätze und Gewinne gemeldet. Für Hoffnung sorgt ein überraschend starkes Ergebnis im vierten Quartal, für Sorgen die Auswirkungen des Corona-Virus.

(Bild: BASF)

BASF erzielt demnach 2019 einen Umsatz von 59,3 Mrd. Euro – der leichte Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr resultierte dabei nach Einschätzung des Unternehmens aus niedrigeren Mengen und Preisen. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (Ebit) vor Sondereinflüssen lag mit 4,5 Mrd. Euro um 1,7 Mrd. Euro unter dem Wert des Vorjahres, bedingt durch geringere Beiträge der Segmente Materials und Chemicals. Wie BASF-Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Brudermüller und Finanzvorstand Dr. Hans-Ulrich Engel erklärten, wirkten vor allem die Handelskonflikte zwischen den USA und China negativ. Auch wichtige Absatzmärk­te entwickelten sich langsamer, die Nachfrage vor allem aus der Automobilindustrie ging zurück.

Schwächelnde Basischemie

„Wir haben unser Ergebnis trotz eines schwierigen Marktumfeldes in allen verbrau­chernahen Segmenten gesteigert. Leider konnte dies aber den Rückgang in der Basischemie nicht ausgleichen“, so Brudermüller. Das Ebit vor Sonder­ein­flüssen der beiden Segmente Materials und Chemicals ging von 4 auf 1,8 Mrd. Euro zurück. Das Problem seien dabei insbesondere der starke Verfall der Isocyanate-Preise, geringere Cracker-Margen, die planmäßigen Wartungsabstellungen von Crackern und eine insgesamt schwache Nachfrage gewesen.

Verbrauchernachfrage stärker als im Vorjahr

Die Noch-Bayer-Tochter Nunhems bietet Saatgut für etwa 25 Gemüsekulturen. (Bild: BASF)

Das von Bayer erworbene Saatgut-Geschäft entwickelt sich gut.

In den verbrauchernahen Segmenten erzielte BASF dagegen eine deutliche Verbes­serung gegenüber dem Vorjahr: Das Segment Industrial Solutions steigerte das Ergebnis deutlich, vor allem durch niedrigere Fixkosten, positive Währungseffekte und höhere Margen. Auch im Segment Surface Technologies stieg der Gewinn. Das Segment Nutrition & Care steigerte das Ergebnis durch einen deutlich verbesserten Beitrag des Bereichs Care Chemicals leicht. Das Segment Agricultural Solutions steigerte das Ebit vor Sondereinflüssen deutlich. „Sehr erfreulich entwickelten sich die von Bayer erworbenen Geschäfte. Sie trugen wesentlich zum Umsatz- und Ergebnisanstieg bei“, so Brudermüller. Diese Geschäfte erwirtschafteten 2019 insgesamt einen Umsatz von 2,2 Mrd. Euro.

Starkes Ergebnis im vierten Quartal

Ebenfalls erfreulich für BASF war das Ergebnis im vierten Quartal 2019. Zwar sank Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 2 % auf 14,7 Mrd. Euro. Auch Mengen und Preise gingen um jeweils 1 % zurück. Das Ergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen lag jedoch bei 765 Mio. Euro und damit 23 % über dem des Vorjahresquartals. Auch hier resultierte der Anstieg aus deutlich höheren Ergebnissen der Seg­mente Agricultural Solutions, Nutrition & Care, Industrial Solutions und Surface Technologies. Insgesamt konnten diese Segmente den deutlichen Rückgang bei Chemicals und Materials mehr als ausgleichen.

Unsicherer Ausblick auf 2020

Mit etwas Sorge blickt BASF-Chef Brudermüller allerdings auf 2020: „In diesem Jahr erleben wir bereits in den ersten beiden Monaten eine hohe Unsicherheit in der Weltwirtschaft. Mit dem Coronavirus ist ein neuer Faktor hinzugekommen, der das Wachstum am Jahresanfang vor allem in China erheblich belastet.“ Eine geringere Nachfrage und Produktionsausfälle sei in vielen Branchen bereits sichtbare Folgen der Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Virus. BASF geht davon aus, dass sich die negativen Effekte des Coronavirus weltweit vor allem im ersten und im zweiten Quartal 2020 deutlich auswirken werden.

Brudermüller erwartet nicht, „dass die Corona-Effekte im Jahresverlauf vollständig ausgeglichen werden können.“ Die Weltwirtschaft wird deshalb nach Einschätzung von BASF mit 2,0 % voraussichtlich deutlich langsamer wachsen als 2019 (2,6 Prozent). Auch für die globale Chemieproduktion prognostiziert das Unternehmen mit 1,2 % ein Wachstum deutlich unter dem Niveau von 2019 (1,8 %). Das wäre das mit Abstand niedrigste Wachstum seit der Finanzkrise 2008/2009. Dennoch will das Unternehmen den Umsatz von 59,3 auf 60 bis 63 Mrd. Euro steigern. Das Ergebnis soll in etwa stabil bleiben. „Wir erwarten, dass unsere Abnehmerindustrien größtenteils leicht wachsen“, hofft Brudermüller.

Investitionen: Mehr Asien, weniger Europa

Einen Ausblick gab Brudermüller auch auf künftige Investitionen. So plant BASF, in den nächsten fünf Jahren 23,6 Mrd. Euro zu investieren. Mehr als ein Drittel davon entfallen im Zeitraum von 2020 bis 2024 auf die Wachstumsschwerpunkte, also die beiden Großprojekte in Asien, den Verbundstandort in Guangdong und den Chemiekomplex im indischen Mundra, sowie auf das Arbeitsgebiet Batteriematerialien. „Was sich damit ändern wird, ist vor allem der regionale Schwerpunkt. Denn in den nächsten fünf Jahren werden wir 41 % unserer Investitionen für den asiatisch-pazifischen Raum und 34 % für Europa bereitstellen.“  Zum Vergleich: Im Planungszeitraum 2019 bis 2023 entfallen 27 % auf die Region Asien-Pazifik und 43 % auf Europa. (jg)

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