Der Fortschritt in der Informationstechnologie hat nicht nur die Bürowelt grundlegend verändert, sondern auch im Produktionsbereich den Arbeitsalltag revolutioniert. Mit zunehmendem Automatisierungsgrad und immer besseren Werkzeugen zur Datenauswertung ist heute das Betreiben vieler Anlagen fast ausschließlich aus den Messwarten möglich – und damit der Umgang mit Softwarelösungen zum zentralen Bestandteil der täglichen Arbeit geworden.

Aus diesem Trend entstand die Idee, ein datenbankgestütztes Schichtbuch für die elektronische Aufzeichnung der Schichtereignisse einzuführen und damit den Ersatz der handschriftlich geführten Papierschichtbücher zu erreichen. Mit ShiftXpert wurde hierfür ein zuverlässiges und anwenderfreundliches Werkzeug geschaffen, das folgenden Anforderungen gerecht werden sollte:

  • Rückverfolgbarkeit: Ziel der Rückverfolgbarkeit ist festzuhalten, wann, ob und wie oft ein Equipment außer Betrieb oder in Reparatur war bzw. ist;
  • durchgängige Anzeige sicherheitsrelevanter Ereignisse: Ziel dieser Funktion ist, dass alle erledigungsrelevanten Ereignisse, wie beispielsweise eine abgeschieberte Fackelgasleitung, durchgängig in jeder Schicht bis zur Erledigung angezeigt werden;
  • standardisiertes und einheitliches Schichtbuch: Ziel des Projektes ist es ein in Struktur und Aufbau – soweit möglich und sinnvoll – für ähnliche Technologien bzw. Anlagen verwendbares Schichtbuch mit einer zusätzlichen, individuell an die Anlage angepassten Bedien- und Anzeigemaske zu schaffen;
  • Recherche- und Auswertemöglichkeit: Datenbankbasiert sollen umfangreiche Recherche- und Analysegrößen zur Verfügung stehen, die eine statistische Aufbereitung der Daten zur Verfügung stellen, so dass beispielsweise Ursachen für Anlagenstopps im Detail ausgewertet werden können.

Anforderungen und Ziele

Eine der wichtigsten Anforderungen war, einen möglichst hohen und durchgängigen Standardisierungsgrad über die gesamte Applikation zu erreichen. Aufgrund der unterschiedlichen Technologien und der damit verbundenen anlagenspezifischen Masken waren eine flexible Gestaltung des Aufbaus und die benutzerspezifische Darstellung unterschiedlicher Masken zwingend erforderlich. Einhergehend mit diesen Anforderungen musste unter anderem die Anbindung an das bestehende Prozessdatenmanagementsystem IP21 mit manueller und halbautomatischer Erfassung möglich sein.

Die Anforderung an Windows Look&Feel war ebenso selbstverständlich wie die der Übernahme der User aus dem bestehenden Active Directory. Darüber hinaus musste ein angepasstes und konzernweites Benutzerkonzept mit entsprechendem Rollenmanagement realisiert werden, um der entsprechenden Datenbereitstellung und Funktionszuordnung gerecht zu werden.
Im Bedienkonzept waren vor allem einfache und praxisnahe Funktionen und die entsprechende Prozessabbildung von großer Bedeutung. Somit war auch eine entsprechend der Funktion und Berechtigung anpassbare Oberfläche unumgänglich. Schwerpunktfunktionen sind

  • schnelles und einfaches Erfassen von Schichtereignissen mit möglichst detaillierter Betriebs- und Anlagenstruktur;
  • übersichtliche Darstellung der aktuellen sowie der letzten und nächsten Schichtereignisse;
  • der Schichtwechsel sollte möglichst flexibel und entsprechend manuell durchführbar sein, wobei die entsprechenden Ereignisse und Eintragungen in Schichtgruppenzugehörigkeit mit entsprechender Verantwortung abgebildet werden mussten;
  • das vom Schichtmodell losgelöste Erstellen des Schichtberichtes, der die drei Informationsschwerpunkte Schichtbesetzung, Schichtereignisse und Prozesswerte vereint.

Umsetzung und Projektabwicklung

Anfang des Jahres 2006 wurden die ersten Gespräche zum Thema elektronische Schichtdatenerfassung geführt. Im August 2006 fiel schließlich der Startschuss. Nach einer nur zwei Monate dauernden Spezifikation der grundsätzlichen Funktionen und entsprechender individuell erstellter Masken wurde bereits Ende 2006 die erste Version von ShiftXpert im zentralen Rechenzentrum installiert und dem Projektteam der Borealis zur Verfügung gestellt. Im Laufe der folgenden Monate wurde das Programm so weit optimiert und angepasst, dass heute nahezu alle Wünsche, Bedürfnisse und Anforderungen der involvierten Unternehmensbereiche umgesetzt sind. Ein in Kommunikation und Abstimmung perfekt zusammenarbeitendes Projektteam, das im Laufe des Projektes immer wieder nötige Anpassungen schnell erkannte und mit entsprechender Flexibilität reagierte, war letztendlich die Voraussetzung einer sowohl zielgerichteten als auch erfolgreichen Integration.

Der Funktionsumfang umfasst sowohl die manuelle Eingabe von Ereignissen als auch das Erfassen von anlagenspezifischen Informationen mit der Ankopplung des Prozessdatenerfassungssystems IP21. Die manuelle Ereigniserfassung wurde so ausgelegt, dass die Eingabe über maximal vier Schritte erfolgen kann und mit möglichst wenig freiem Text auskommt. Dem Bediener stehen Auswahlfelder für die Anlagenstruktur und die relevanten Ereignistypen zur Verfügung. Das Eingeben von Datum und Uhrzeit und die Möglichkeit einer Freitexteingabe für die detaillierte Ereignisbeschreibung vervollständigen die Erfassung. Mit diesen Eingabeschritten und den Auswahlfeldern wird sichergestellt, dass die wichtigen Fragen wo, wann, was und wie passiert ist, standardisiert und damit recherchierbar archiviert werden.
Welche Maßnahmen gegebenenfalls abzuleiten sind, kann zusätzlich im Sinne eines Workflows integriert und verfolgt werden. Dazu wurde ein umfangreiches Quittierungskonzept erarbeitet und umgesetzt. Als logische Ergänzung zur Erfassung wurde eine übersichtliche und im Inhalt komprimierte Darstellung der aktuellen Schichtereignisse entworfen, so dass vor allem zum Schichtwechsel eine schnelle, alle wichtigen Informationen beinhaltende Darstellung möglich ist. Darüber hinaus wurde zur Schichtdatenansicht auch der manuelle Schichtwechsel eingeführt. Dabei wurde sichergestellt, dass während der Schichtübergabe keine weiteren Eingaben an anderen Arbeitsplätzen gemacht werden können. Erst nach der Schichtübernahme durch den Schichtverantwortlichen wird die Eingabe zu dieser Schichtgruppe wieder freigegeben. Damit wurde das höchste Maß an Sicherheit und Zuverlässigkeit erreicht.

Vorkommnisse systematischuntersuchen

Neben der unkomplizierten Ereigniserfassung und dem schnellen Überblick zu den Schichtereignissen können aussagekräftige Recherchen über die aufgetretenen Vorkommnisse durchgeführt, Vorfälle systematisch untersucht und Fehlerquellen rasch behoben werden. Für die Auswertung stehen Standardberichte und Sonderberichte, zum Beispiel als Arbeitsbasis für wiederkehrende Routinen, zur Verfügung. Zusätzlich unterstützen umfangreiche Suchfunktionen jederzeit individuelle Auswertungen über größere Zeiträume, spezielle Anlagenteile oder besondere Ereignisse. Alle Auswertungen werden in Berichtsform zusammengefasst und können über einen Drucker ausgegeben oder für weitere Analysen nach Microsoft Excel exportiert werden. Zur freien Bearbeitung aller Daten wurde ein weiterer Datenexport in die Microsoft Officewelt eingerichtet, womit die Möglichkeit geschaffen wurde, alle verfügbaren Daten als so genannten Rohdatensatz – ohne Formatierung – an Microsoft Excel zu übergeben.

Ergänzt wird ShiftXpert durch optionale Funktionen für die Personaleinsatzplanung. Sowohl die einfach via Maus bedienbare Mitarbeitereinteilung als auch die aus der Produktionsplanung geforderte Mindestbesetzung einerSchicht- gruppe können geplant und überwacht werden.
Schließlich wird durch ein durchgängiges Benutzer- und Berechtigungskonzept sowie das Aufzeichnen aller Änderungen an angelegten Ereignissen sowie allen Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit Rechnung getragen.

Mit dem Schichtbuch steht damit dem Unternehmen eine Anwendung zur Verfügung, die einen durchgängig und fälschungssicher dokumentierten Schichtbetrieb ermöglicht und eine wertvolle Datenbasis für nachhaltige Prozessverbesserungen bereitstellt.

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