Für Geschäftsreisende
Dos and Don’ts für Geschäftsessen inChina:
  • Bei einer Einladung werden alle Gerichte vom Gastgeber ausgewählt.
  • Speisen, die serviert werden, auf alle Fälle kosten.
  • Wenn man satt ist, das Schälchen halb voll stehen lassen.
  • Bei Geschäftsessen ist Reis für Chinesen unüblich. Daher vielleicht ausnahmsweise auf Reis verzichten.
  • Bei Tisch nicht laut die Nase putzen.
  • Häufig wird während des Essens geraucht. Falls man raucht, allen Anwesenden eine Zigarette anbieten.
  • Trinkspiele aus Höflichkeit mitmachen.
  • Keine politischen Themen bei Tisch diskutieren. Üblich sind hingegen Fragen über private Themen wie die Familie.
  • Keine getrennten Rechnungen verlangen.
  • Kein Trinkgeld geben.
Wer in China in ein Restaurant geht, muss manchmal hart im Nehmen sein

Wer in China in ein Restaurant geht, muss manchmal hart im Nehmen sein

Zumindest sollte der Gast bei einer Einladung zum Essen jedes Gericht kosten, das ihm serviert wird. Insbesondere im Süden Chinas kann das zum Abenteuer für die Geschmacksnerven werden. „Während im Norden und auf dem Land die Küche weniger exotisch ist, wird der deutsche Gaumen im Süden schon mit Gerichten wie Schlange, Qualle, Frosch oder Schildkröte eindeutig herausgefordert“, erzählt Monika Mey, Trainerin für interkulturelle Kompetenz und Inhaberin des China Coaching Centers in München. Beliebt seien auch Gerichte wie die „Betrunkenen Garnelen“. Im ersten Augenblick hört sich das nicht tragisch an. Doch auf den Tisch kommt eine große Schüssel mit hochprozentigem Hirseschnaps, in dem lebende Garnelen schwimmen, die dann genauso lebendig verzehrt werden. „Man sollte sich trotzdem überwinden, sie zu essen, weil sonst der Gesichtsverlust für den Gastgeber erheblich ist“, meint die China-Spezialistin.

Bei einem chinesischen Geschäftsessen geht es in allererster Linie nicht darum, den Geschäftspartner mit einem leckeren Menü zu verköstigen. Obwohl das Reich der Mitte eine vorzügliche Küche hat, ist das Ausschlaggebende, den Gast mit Speisen und Getränken zu beeindrucken, die möglichst teuer sind. Es wird nichts Gewöhnliches wie etwa Huhn kredenzt. Mindestens muss es der Größenordnung einer großen Platte Riesengarnelen, Krebse oder Hummer entsprechen. In einer Business-Metropole wie Shanghai entwickelte sich im Laufe der zeit aufgrund dieser Sitte ein ganzer Markt für exotische Fresstempel. Das Restaurant „Xin Haicheng Dajiudian“ beispielsweise hat Alligator auf der Speisekarte stehen.

Hauptsache teuer

Die Einladung in ein teures Restaurant ist als Bestätigung für eine positive Geschäftsbeziehung zu werten, erläutert Mey: „So wird indirekt zum Ausdruck gebracht, dass das Geschäft gut läuft.“ Prestigegründe spielen, sagt die China-Trainerin, eine zentrale Rolle: „Es gibt dem Gast und dem Gastgeber Gesicht, wenn Teures auf dem Tisch steht.“ Falls der Gastgeber nicht so betucht ist, wird er die Auswahl des Essens eher dem Gast überlassen, davon ausgehend, dass der aus Höflichkeit günstige Speisen wählt. Unter Freunden aber entscheidet sich jeder für ein Essen, das ihm schmeckt, wobei dann von allen Gerichten gemeinsam gespeist wird. Zu beachten ist, dass Chinesen im Restaurant in der Regel keinen Reis essen. Das Grundnahrungsmittel wird allenfalls am Schluss serviert. Zum Leidwesen der Ausländer gilt Reis in China als Magenfüller und als Hinweis dafür, dass das Essen nicht geschmeckt hat.

Noch wichtiger ist das „Gesicht“, wenn weitere Geschäftspartner oder Freunde bei der Einladung anwesend sind. Das Netz der „Guanxi“ oder zu Deutsch der Beziehungen ist für das berufliche Fortkommen eines Chinesen von größter Bedeutung. Also nimmt er sich für solche Einladungen Zeit und Geld. Wenn man sich wundert, dass man beim Platznehmen am Tisch nicht den Sitzplatz mit der schönen Aussicht zugewiesen bekommt, sondern den mit Blick in den Raum bzw. auf die Tür, entspricht dies voll und ganz dem chinesischen Höflichkeitsprotokoll. Das Ritual soll ein Relikt früherer Zeiten sein, mit dem der Gastgeber versuchte, seinen Gast vor Räubern zu schützen, indem er ihn nicht mit dem Rücken zur Tür setzte.

Ausfragen erlaubt

Während des gemeinsamen Mahls werden selten geschäftliche Details diskutiert. Es geht viel mehr darum, den Geschäftspartner vor Geschäftsabschluss privat kennen zu lernen. Der wird etwa über die Familienverhältnisse befragt, ob man verheiratet ist und Kinder hat. „Deutsche finden diese Fragen oft neugierig“, erzählt die Trainerin. Doch würden Chinesen aus Höflichkeit den Gesprächspartner niemals absichtlich in eine unangenehme Situation bringen. Vermeiden sollte man aufgrund der Ein-Kind-Politik die Gegenfrage, wie viele Kinder der Chinese hat. Generell sollten politische Themen wie die Taiwan-Frage oder die Besetzung Tibets erst einmal vermieden werden.

Rauchen während des Essens ist in China durchaus üblich. Häufig sieht man Chinesen gleichzeitig mit Stäbchen essend und in der anderen Hand eine Zigarette haltend. Falls man raucht, bietet man allen eine Zigarette an. Passieren kann, dass Chinesen eine Handvoll Zigaretten über den Tisch werfen, um alle Anwesenden zu versorgen. Ein absolutes Tabu für Ausländer ist, sich bei Tisch laut zu schnäuzen. „Da dreht sich dem Chinesen der Magen um“, warnt Mey. Durchaus erlaubt ist, sich umzudrehen und sich leise die Nase zu putzen.

Keine getrennte Zeche

Hat man das Abenteuer exotischer Speisen gemeistert, gilt: Wenn man satt ist, den Teller nicht leer essen. „Es empfiehlt sich, das Schälchen halb voll stehen zu lassen“, sagt die Expertin, „sonst wird ständig wieder nachgelegt.“ Getrennte Lokalrechnungen sind in China absolut unüblich. Schon bei Betreten des Restaurants steht fest, wer bezahlt. Gelegentlich streiten sich die Restaurantbesucher sogar spielerisch um die Rechnung und werden schon mal „handgreiflich“, indem etwa die Bedienung samt der Rechnung hin- und hergezogen wird. Auch unter Freunden übernimmt eine Person abwechselnd die ganze Zeche.

Die berüchtigten Trinkspiele dienen dazu, die chinesische Schüchternheit zu Beginn eines Kontakts abzubauen. Das stellt manchmal nicht nur den ausländischen Gaumen, sondern den ganzen menschlichen Organismus auf die Probe. „Mit den Trinkspielen trinken sich Chinesen Mut an“, erzählt Mey. Um nicht als Säufer dazustehen, fordern sich die Anwesenden gegenseitig mit Trinksprüchen zum Bier- oder Schnapsgenuss auf. Zugeprostet wird dabei mit dem Trinkspruch „Ganbei“, was im Deutschen „das Glas trocknen“ heißt. Am Ende des Abends gehen die Geschäftspartner dann zwar ziemlich betrunken, aber als Freunde aus dem Restaurant nach Hause.

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