Juni 2009
CT-Online-Dossier Anlagenbau
  • Auf und Ab mit Folgen: Der Einfluss des Ölpreises auf den verfahrenstechnischen Anlagenbau
  • Situation des Chemieanlagenbaus in Deutschland
  • Interview mit Linde-Engineering-Chef Werner Schwarzmeier
  • und vieles mehr.

We don´t see the crisis in your prices“ – lautete bis vor kurzem der Vorwurf einiger Auftraggeber im Anlagenbau gegenüber Engineering- und Ausrüstungsanbietern. Und zum Teil berichteten Anlagenbau-Unternehmen von Projektstopps, bei denen die Auftraggeber schlicht und ergreifend auf sinkende Preise für Equipment und Montagedienstleistungen hoffen. Kein Wunder angesichts einer seit 2005 beispiellosen Preisralley im Anlagenbau, angefeuert durch einen bisher noch nicht dagewesenen Boom im Projektgeschäft. Zuletzt verzeichneten beispielsweise die Unternehmen der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau im VDMA für 2008 einen Rekord-Auftragseingang von 32,8 Mrd. Euro (siehe Textkasten „Download“). Doch nun deutet sich eine Verschnaufpause an: Für das laufende Jahr rechnet die AGAB mit einem um 30 bis 50 % rückläufigen Auftragseingang.

Noch sind die Auftragsbestände bei Engineering-Firmen und deren Zulieferern hoch. Dennoch geben die Preise für Chemieanlagen bereits nach: Im Zeitraum von November 2008 bis Februar 2009 ist der Preisindex für Chemieanlagen erstmals seit fünf Jahren gefallen – von 112,4 auf 111,9. Der Grund dafür liegt vor allem in der Preisentwicklung für Apparate und Maschinen – diese haben seit November um 2,4 % nachgegeben. Kein Wunder: Hatten Maschinen- und Apparatebauer in der Vergangenheit Preiserhöhungen mit steigenden Stahlpreisen begründet, kehrt sich das Argument nun um: Seit Mitte 2008 sinkt die Nachfrage nach Stahl kontinuierlich – für das gesamte Vorjahr addierte sich der Nachfragerückgang in Europa auf -8,4 % – so die World Steel Association. Und der Verband rechnet für 2009 mit einem weiteren Rückgang von 14,9 % gegenüber dem Vorjahr. Und dies, obwohl in die Nachfrage in China – befeuert durch ein 560 Mrd. US-Dollar schweres Konjunkturprogramm – bereits wieder anzieht.
Ob sich ein sinkender Stahlpreis jedoch nachhaltig auf die Maschinenpreise auswirken wird, ist dennoch fraglich. Zumindest beim Edelstahl, einem für den Chemieanlagenbau wichtigen Basiswerkstoff, scheint die Hoffnung auf dauerhaft gesunkene Preise nicht angebracht: Von Ende März bis Mitte Mai ist der Preis für Nickel – einem wichtigen Legierungsbestandteil hochwertigen Edelstahls – um fast 3 % gestiegen.

Stahlpreis sinkt, Nickel verteuert Edelstahl
Und auch der von Verbänden und Engineering-Firmen prognostizierte Auftragsrückgang wird nicht komplett auf die Preise durchschlagen: Einerseits sorgen noch laufende Projekte für ein Auftragspolster, andererseits gibt es Indizien, dass sich der Ölpreis schon in naher Zukunft wieder erholen wird – und damit Projekte im Anlagenbau anschiebt. Auch die Tatsache, dass die Dynamik im Kraftwerkssektor unvermindert anhält, stützt die Annahme, dass die Preisentwicklung für Chemieanlagen im vergangenen Halbjahr nur ein temporäres Phänomen ist.

Der Chemieanlagen-Preisindex, den wir auf Grund von Umstellungen des Statistischen Bundesamtes zuletzt im Oktober 2008 veröffentlichen konnten, offenbart jedoch noch weitere interessante Details: Die Planungskosten stagnieren seit vergangenen August, während die Preise für elektrotechnische Ausrüstung deutlich anzogen. MSR-Einrichtungen verteuerten sich im selben Zeitraum moderat.

Der CT-Preisindex für Chemieanlagen wird vierteljährlich aktualisiert. In ihm werden nach einer von H. Kölbel und J. Schulze entwickelten Methode die Gewerke Apparate und Maschinen, Rohrleitungen und Armaturen, MSR-Einrichtungen, Isolierung und Anstrich, elektrotechnische Ausrüschtung, Bauteil- sowie Planungskosten zu einem Index berechnet, dessen Basis nun das Jahr 2005 (=100) bildet. Aus der Gewichtung der Einzelgewerke resultiert ein Index für die Preisentwicklung von Chemieanlagen insgesamt.

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