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(Bild: claudia Otte, sarahdoow – AdobeStock)

„Die Chemieindustrie steht heute mehr denn je vor der Herausforderung, profitabel und zugleich klimaschonend zu wachsen“, bringt Thyssenkrupp Industrial Solutions die Lage auf den Punkt. Eine Stickoxid-emissionsarme Düngemittelproduktion soll zur Lösung dieser Herausforderung beitragen. Chemieriese BASF hat unterdessen ein Verfahren entwickelt, um durch effiziente Gaswäsche und spezielle Katalysatoren Methanol vollständig ohne Emission von Kohlendioxid (CO2) herzustellen. Eine Anlage nach diesem Verfahren soll schon in etwa zehn Jahren in Betrieb gehen. Gerade noch rechtzeitig für einen Beitrag zu den Klimaschutzzielen bis 2030.

Die Ludwigshafener sind nicht die einzigen, die am Marken­image des CO2 arbeiten. Das Treibhausgas macht diversen Meldungen zufolge gerade eine interessante Wandlung durch: vom Klimaschädling zum Rohstoff. „Ein Klimagas befeuert die Chemie“, titelt zum Beispiel die Max-Planck-Gesellschaft. Das „Abfallprodukt, das die fossilen Brennstoffe am meisten in Verruf bringt“ soll nach Möglichkeit Erdöl ersetzen und in der Chemiebranche als Ausgangsstoff für die Synthese von Grundchemikalien oder auch Treibstoffen dienen. Das Projekt „Westküste 100“ in Schleswig-Holstein will CO2 aus der Zementproduktion mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff kombinieren, um Flugzeugbenzin und Methanol herzustellen. Zum Glück hat das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ein Verfahren entwickelt, das den Rohstoff effizienter und günstiger als bisher aus der Luft zieht. Ansonsten wäre es bei so viel CO2-Jubel nur eine Frage der Zeit, bis jemand eine Laufzeitverlängerung für Kohlekraftwerke fordert – um mehr kostbares CO2 zu gewinnen.

Wasser predigen und Öl saufen

Im Ansatz löblich kommt Wintershall Dea daher: „Wir stellen uns unserer Verantwortung für die Umwelt und den Klimaschutz und setzen bei unserem eigenen Strommix auf lokal und sauber,“ betont der Vize-Kommunikationspräsident des größten deutschen und drittgrößten norwegischen Ölförderers. Der Firmensitz in Berlin wird mit Hydrostrom aus Norwegen versorgt. Andererseits, was bedeutet es, bei einer Ölförderinsel „mit gutem Beispiel voranzugehen“? Abwärme zum Heizen gedockter Tanker nutzen, damit diese weniger Diesel verbrennen, klingt gut. Aber ließen sich vielleicht noch mehr Diesel und CO2 sparen, wenn man gleich die ganze Bohrinsel stilllegt?

„Nicht nur über Klimaschutz reden, sondern die hierfür notwendigen Techniken bis zur Anwendungsreife entwickeln“, möchte der Braunkohlegräber RWE. Dazu gehört unter anderem, als Ausgleich für die paar abgetragenen Quadratkilometer aus dem Braunkohleabbau einen Grünstreifen von Schulkindern mit Blumensaat bewerfen zu lassen. Das Ergebnis nennt sich dann „XXL-Bienenhotel“. Immerhin, hier läuft die Produktion von Methanol aus CO2 bereits, die mit der Gaswäsche des Kraftwerks Niederaußem gekoppelte Demonstrationsanlage liefert eine Tonne pro Tag. Hoffentlich wäscht das Lösungsmittel den grünen Anstrich nicht wieder ab.

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