piglet at a farm - closeup

(Bild: fottoo – Fotolia)

Grunzen gehört zum Handwerk – zumindest zu dem von Deutschlands beliebtestem Nutztier. Dabei verdanken die  meisten Steckdosen-Schnauzträger ihre Existenz dem schnöden Marktmechanismus von Angebot und Nachfrage. Und diesen hat Arthur Hanau bereits vor 90 Jahren in einer Dissertation als „Schweinezyklus“ beschrieben: Zahlen Metzger gut, investieren die Bauern in die Aufzucht. Doch die dauert einige Wochen, bis das Ferkel zum Schwein geworden ist. Und weil ganz viele Höfe gleichzeitig aufs gleiche Pferd bzw. Schwein setzen, lässt das Überangebot die Preise schon bald wieder in den Keller rauschen.
Was tun? Richtig: Produktion runterfahren. Und weil Bauer A unmöglich wissen kann, dass Bauer B genau dasselbe tun wird, mutiert Schinken ganz schnell wieder zur Mangelware. Es sei denn, A und B sprechen sich untereinander ab, und holen zusätzlich auch noch die Bauern C, D, E und F mit ins Boot. Oder die Wurstfabrikanten treffen sich in Hinterzimmern und bilden ein semi- bis illegales Schinken-Kartell.
Das Prinzip „Schweinezyklus“ greift nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in anderen Industrien: Ob Smartphones, Photovoltaik, Flüssig-Erdgas oder Caprolactam. Für die beiden Letzteren werden in jüngster Zeit Anlagen in bislang ungeahnter Zahl und Kapazität gebaut. Und weil sich die Vorzeichen – stetig steigender Ölpreis und stetig steigende Nachfrage, unter anderem in China – geändert haben, drohen Überkapazitäten. So meint Bernstein Research beispielsweise, dass die BASF unter solchen in den kommenden Jahren leiden wird.

Aussitzen statt Projekte schlachten
Was tun? Die Projekte schlachten? Ist auch keine Lösung – denn dafür sind diese bereits viel zu weit gediehen. Bleibt nur aussitzen, und zwar so lange, wie es der Controller (Cash Flow) erlaubt. Vielleicht finden die Großinvestoren ja Trost in einem wesentlichen Unterschied zwischen Agrar- und Industrieproduktion: Im Vergleich zur Lebenserwartung von World-Scale-Anlagen sind Ferkel bloß Eintagsfliegen.

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