Durchflussmessung die Dritte: Nach breit angelegten Umfragen unter Entscheidern auf der Seite der Planer und Betreiber sowie der Geräteanbieter in den Jahren 2001 und 2004 wollten wir im Sommer 2008 wieder wissen, wie sich die Bedeutung der Entscheidungskriterien für die Beschaffung von Geräten für die Bilanzierung von Flüssigkeitsströmen verändert. Im Juli des Jahres befragten wir deshalb 149 Anwender von Durchflussmessgeräten schriftlich und erhielten 24 detaillierte Antworten. Und die Ergebnisse dürften Anwender und vor allem auch Hersteller aufhorchen lassen.

Auf den ersten Blick scheint es fast, als ob viele Anwender der stets neuen Kommunikationstechniken und der damit verbundenen Frage, was zukünftig zu „dem Standard“ werden wird, überdrüssig sind und sich vertrauter Technik zuwenden. Besonders eindrucksvoll wird dies anhand der Frage deutlich, welche Kommunikationskonzepte bei der Beschaffung von Durchflussmessgeräten bei Neuanlagen bevorzugt werden. Wurde hier vor dreieinhalb Jahren noch deutlich der Wunsch nach Ethernet-Lösungen geäußert und landeten Profibus PA sowie Foundation Fieldbus ganz oben, hat sich in der aktuellen Befragung die klassische 4…20 mA-Signalübertragung und die Option Hart-Protokoll ganz nach vorne geschoben – obwohl auch Profibus PA mit an erster Stelle genannt wurde. Und auch die Zweileiter-Energieversorgung der Geräte sowie die Ankopplung via Remote I/O legte gegenüber den früheren Befragungen deutlich zu. Verloren hat dagegen aus Sicht der Befragten der Foundation Fieldbus.

Stromsignal als „sicherer Hafen“?

Dass dieses Ergebnis nicht etwa ein Ausreißer ist, zeigt der Blick auf das Meinungsbild für Anlagenmodernisierungen: Auch hier dominieren Hart-Protokoll, Remote I/O und 4…20 mA mit Zweileiterspeisung. Profibus PA und FF haben dagegen an Bedeutung verloren. Kaum verwundern dürfte dagegen, dass die klassischen Stromsignale als Zwei- und Vierleitergerät mit der Hart-Option bei Ersatzbeschaffungen dominieren und auch Remote I/O auf Grund der inzwischen großen installierten Basis an Bedeutung zulegt.

Und noch ein weiteres Ergebnis stützt diese Einschätzung: Der Aspekt „Schnittstelle“ ist aus Sicht der Anwender sowohl als Entscheidungskriterium als auch bei der Frage nach der Bedeutung von Entwicklungsschwerpunkten bei der Konstruktion von Durchflussmessgeräten inzwischen weniger wichtig. Auf lange Sicht rechnen allerdings 54 % der Befragten, dass das 4…20 mA-Signal an Bedeutung verlieren wird.
Eher zurückhaltend zeigen sich die Befragten auch beim Aspekt „Drahtlos- bzw. Wireless-Kommunikation“. Nur 12,5 % der Befragten gaben an, diese Kommunikationsvariante bei Neuanlagen zu bevorzugen (Anlagenmodernisierung: 4,2 %). Geteilt sind die Meinungen auch bei der Frage, wie bedeutend die Funkkommunikation unter den technischen Entwicklungen ist: Ein Drittel hält diese für eher wichtig, 46 % für „eher unwichtig“ und 17 % sogar für „unwichtig“. Den Herstellern und Protagonisten bleibt also noch einiges zu tun, den Nutzen für die Anwender zu kommunizieren. Die Beliebtheit von 4…20 mA sowie Hart dürfte hier ein wichtiger Aspekt sein. Angesichts der enormen installierten Basis an Hart-fähigen Geräten scheint am Wahrscheinlichsten, dass der Nutzen entsteht, wenn Diagnosefunktionen via „Wireless Hart“ zugänglich gemacht werden. Und für die entsprechenden Hersteller gibt auch Grund zur Hoffnung, denn immerhin 58 % der Befragten ist sich sicher, dass die Drahtlos-Kommunikation in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird.
Der Blick auf die generellen Entscheidungskriterien beim Kauf von Durchflussmessgeräten offenbart gegenüber den früheren Befragungen wenig Überraschendes. Das Argument Zuverlässigkeit steht weiterhin an erster Stelle und wird auch für die Zukunft mit steigender Bedeutung gesehen. Leicht aber stetig an Bedeutung verliert unter den befragten Anwendern (Schwerpunkt: Chemieindustrie) das Kriterium „Preis“. Am deutlichsten hat der Aspekt „einfache Bedienung“ zugelegt, während Genauigkeit, Reproduzierbarkeit und Installationskosten an Relevanz verlieren. Wie wichtig die Bedienung aus Sicht der Anwender ist, zeigte sich auch bei der Frage nach der Bedeutung technischer Entwicklungen. Eine einfache Bedienung steht bereits an zweiter Stelle. Für die Zukunft rechnen die Befragten mit einer steigenden Bedeutung der Wartungskosten und der Lebensdauer als Entscheidungsriterien.

Ultraschall clamp on im Aufwind

Bei den Messprinzipien ist das Bild eindeutig: 81 % der Umfrageteilnehmer rechnen damit, dass die von außen auf Rohrleitungen anzubringenden Clamp on Ultraschallgeräte zulegen werden, gefolgt von Geradrohr- und „bend tube“-Coriolisgeräten. An vierter Stelle folgen Ultraschall-Inline-Geräte. Eine interessante Entwicklung, wenn man die Ergebnisse mit der Sicht von vor vier bzw. sieben Jahren vergleicht (siehe Dossier unter www.chemietechnik.de/dossier). Magnetisch induktiv arbeitende Geräte sowie thermische Massemesser, Schwebekörper und Wirbelzähler werden mit gleich bleibender Bedeutung gesehen, während die Bedeutung von Wirkdruck (Blende), Turbinenrad-, Flügelrad- und Ringkolbenzähler sinkt.

Fazit: In den vergangenen sieben Jahren seit der ersten CT-Umfrage zum Thema Durchflussmessung hat sich einiges getan. Die überwiegend in der Chemie tätigen Anwender rechnen mit einer steigenden Bedeutung der Messprinzipien Ultraschall und Coriolis. Unter den Entscheidungskriterien dominiert nach wie vor die Zuverlässigkeit. Bei den Schnittstellen wenden sich die Anwender derzeit wieder verstärkt den Klassikern 4…20 mA mit Hart-Protokoll in Zweileitertechnik zu.

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