Wasserstoff-Leitprojekt Transhyde

Die Studie entstand im Zusammenhang mit dem Wasserstoff-Leitprojekt Transhyde. (Bild: Wasserstoff-Leitprojekt Transhyde)

Der Raffinerie Schwedt kommt eine wichtige Rolle als Arbeitgeber und Kraftstofflieferant für Ostdeutschland zu. Der Standort befasst sich aufgrund des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine und damit verbundenen versiegenden Ölimporten aus Russland intensiv mit der Absicherung der kurzfristigen Rohölversorgung aus anderen Ländern. Die Raffinerie ist speziell für Ostdeutschland als Kraftstofflieferant der Region ein unverzichtbarer Verbund. Mit dem Ziel der Bundesregierung, in Deutschland bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen und gleichzeitig strukturschwache Regionen zu stärken, ist es wichtig, den Raffineriestandort zu erhalten und klimaneutral auszurichten. Bislang ist jedoch unklar, ob und wie der Raffineriestandort für eine klimaneutrale Zukunft umstrukturiert werden kann.

Mit dieser Frage haben sich nun die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS im Rahmen der BMBF-geförderten Technologieplattform Transhyde auseinandergesetzt und wurden dabei unterstützt durch die Dechema Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie sowie das Max-Planck-Institut für chemische Energiekonversion. Zusammen hat der Forschungsverbund Konzeptideen erarbeitet, um eine mittel- und langfristige klimaneutrale Rohstoffversorgung für ein mögliches zukünftiges Produktportfolio am Raffineriestandort Schwedt zu sichern.

Wie ein zukunftssicheres Produktportfolio des Standortes aussehen könnte, haben drei Fraunhofer-Institute in Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Leitprojekt Transhyde vorgestellt. Im nun veröffentlichten Policy Paper betrachten sie, wie sich das heute eingesetzte Rohöl durch Alternativen ersetzen lässt, um Kraftstoffe und Plattformchemikalien künftig klimaneutral in Schwedt zu erzeugen.

Die Ergebnisse der Studie: klimaneutral bis 2045

Die Analysen haben gezeigt, dass für die Raffinerie Schwedt verschiedene Optionen bestehen, um als wichtiger Industriestandort in Brandenburg auch künftig erhalten zu bleiben und dabei einen bedeutenden Beitrag zum Gelingen der Energiewende zu leisten. Einen wesentlichen ersten Schritt zur Emissionsminderung stellt der Aufbau von Elektrolysekapazitäten dar, um zunächst das heute eingesetzte Erdgas zur Wasserstofferzeugung als Betriebsmittel bei der Rohölveredlung zu ersetzen. Im zweiten zeitnahen Schritt sollte ein Hochlauf der FT- oder MtSynfuels-Technologien erfolgen, um bis 2045 ein zu 100% klimaneutrales Produktspektrum abzudecken. Bei Betrachtung der regionalen Nachfrage nach synthetischen Kraftstoffen, würde sich die Kapazität der klimaneutralen Raffinerie deutlich verringern (nach den aktuellen Studien wird mit ca. 20% der aktuellen Kapazität gerechnet).

Die strategisch gute Infrastrukturanbindung erlaubt eine sichere und flexible Rohstoffversorgung. Ein Ausbau der erneuerbaren Energien könnte in Kombination mit einer angepassten CO2-Infrastruktur zu einer langfristigen Wertschöpfung in der Region beitragen und zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen. Damit könnte der Standort einen Modellcharakter für andere Strukturwandelregionen besitzen. Diese Entwicklung sollte durch einen Dialogprozess mit den regionalen Akteuren begleitet werden, damit auch weitere Nutzungsoptionen für grüne Produkte berücksichtigt und insbesondere auch neue Start-Ups und Industrieansiedlungen gefördert werden.

„Deutschland kann auch in Zukunft ein Raffineriestandort bleiben — jedoch nur klimaneutra“, unterstreichen Natalia Pieton vom Fraunhofer IEG und Marius Neuwirth vom Fraunhofer ISI, die Erstautoren der Studie. „Im Rahmen der Energiewende müssen wir als Gesellschaft daher schon jetzt klimaneutrale Konzepte zur Sicherung von Rohstoffversorgung und Infrastrukturen erstellen und die Basis für neue Wertschöpfung schaffen.“

Das ganze Policy Paper können Sie hier als PDF herunterladen.

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(Bild: Corona Borealis – stock.adobe.com)

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