April 2014
  • RWE musste für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Verlust von 2,76 Mrd. Euro einräumen, bei Eon schrumpfte der operative Gewinn um 14 Prozent und der Versorger ENBW gab einen um 29 Prozent gesunkenen Nettogewinn zu Protokoll.
  • Jeder zehnte Arbeitsplatz soll bei RWE in den kommenden zwei Jahren dem Rotstift geopfert werden.
  • RWE-Chef Peter Terium fordert die Schaffung eines Kapazitätsmarktes, die Gewerkschaft IG BCE hat die Gründung einer nationalen Betreibergesellschaft für Steinkohlekraftwerke ins Gespräch gebracht.

Bitter ist das nicht nur für Aktionäre, sondern vor allem auch für die Mitarbeiter: Jeder zehnte Arbeitsplatz soll bei RWE in den kommenden zwei Jahren dem Rotstift geopfert werden. Die großen deutschen Stromkonzerne finden kein Rezept gegen sinkende Auslastung und sinkende Börsen-Strompreise.

Diese sind seit Mitte 2011 im freien Fall: 28 Prozent des deutschen Stromverbrauchs wurden  im vergangenen Jahr mit erneuerbaren Energien erzeugt. An sonnigen Tagen können allein die hierzulande installierten Photovoltaik-Anlagen zeitweise bis zu 40 Prozent des momentanen Stromverbrauchs abdecken – an windigen Tagen wurden an der Leipziger Strombörse bereits negative Strompreise verzeichnet. Für Betreiber konventioneller Kraftwerke ist das ein Problem: Ihre Anlagen sind zu solchen Zeiten unrentabel, die Auslastung sinkt.

Bei RWE laufen rund 30 Prozent der Anlagen defizitär. Und da Strom lange im Voraus verkauft wird, sind auch die Zukunftsaussichten düster. Für 2014 rechnet der Konzern deshalb mit einem weiteren Rückgang des Betriebsergebnisses um 1,0 bis 1,4 Mrd. Euro – 2013 lag das  Betriebsergebnis bei 5,9 Mrd. Euro.

RWE streicht jede zehnte Stelle
Beim Rivalen Eon war diese Entwicklung bereits drei Jahre früher zu beobachten. 2011 führten Abschreibungen zu einem Ergebnisrückgang um 8 Mrd. Euro und einem Fehlbetrag von 2,2 Mrd. Euro. Auch die Auslandsaktivitäten machen den beiden Konzernen bislang nur mäßige Freude: In Russland und der Türkei belastet die schwächelnde Währung das Eon-Ergebnis.

Unrentable Kraftwerke hierzulande einfach stillzulegen, ist für die Betreiber nicht möglich: So hat beispielsweise die ENBW für sechs Kraftwerksblöcke bei der Bundesnetzagentur die Stilllegung beantragt. Für vier wurde diese Genehmigung verweigert: Die Netzagentur fürchtet um die Versorgungssicherheit des Südwestens.

Und so wundert es nicht, dass vor allem Konzernlenker wie der RWE-Chef Peter Terium die Schaffung eines Kapazitätsmarktes fordern, bei dem Betreiber für die Bereitstellung von Kraftwerken subventioniert werden. Ob dieser Wunsch in der Politik Gehör findet, bleibt aber ungewiss. Ein weiterer Vorschlag kam jüngst von der Gewerkschaft IG BCE: Dieser sieht die Gründung einer Betreibergesellschaft für die deutschen Steinkohlekraftwerke vor. So sollen die fünf größten Versorger Eon, RWE, Vattenfall, ENBW und Steag ihre Kraftwerke an eine nationale Verstromungs-Gesellschaft abgeben. Unter einheitlicher Führung ließen sich, so IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis, Rationalisierungspotenziale in Höhe von 100 Mio. Euro pro Jahr heben.
Außer bei Eon stieß der Vorschlag aber bei den Konzernen auf wenig Gegenliebe. Diese setzen ihre Hoffnungen auf andere Geschäftsfelder: RWE und

ENBW wollen sich verstärkt dem Geschäft mit Energiedienstleistungen, Privathaushalten und dem Bau von Ladestationen für Elektroautos widmen, Eon verfolgt eine Internationalisierungsstrategie.
Für Investitionen in neue Geschäftsmodelle fehlt den Stromerzeugern allerdings zunehmend das Geld. Die Investitionsmittel waren im vergangenen Jahrzehnt vor allem in konventionelle Kraftwerke geflossen, die nun zum Teil abgeschrieben werden. Bei RWE will man deshalb auch die profitable Öl- und Gas-Tochter RWE DEA verkaufen (siehe Bericht unten).

Eine im Februar veröffentlichte Studie von Greenpeace kommt zu dem Ergebnis, dass die zehn größten europäischen Stromversorger in den nächsten fünf Jahren bis zu 80 Prozent ihrer Einnahmen aus der konventionellen Stromerzeugung verlieren werden. Der Studie zufolge haben die acht größten Energieversorger Europas seit 2007 insgesamt 800 Mrd. Dollar an Marktwert verloren.

 

 

17.03.2014
RWE DEA geht an russischen Investor, BASF Wintershall hat das Nachsehen

Der aktuelle Konflikt mit Russland lässt den Energieversorger RWE unbeeindruckt. Der Konzern aus Essen will seine Öl- und Gas-Sparte RWE DEA offenbar an den Finanzinvestor Letter One des russischen Magnaten Michail Fridmann verkaufen. Mit 5,1 Mrd. Euro soll das Angebot deutlich über dem der BASF-Tochter Wintershall liegen.

Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge hatte die BASF lediglich 3,5 Mrd. Euro für die RWE-Tochter geboten, mit der das Unternehmen unter anderem gemeinsam die Nordsee-Bohrplattform Mittelplate betreibt. Fridman hat die Investmentfirma Letter One erst im Juni 2013 gegründet, um Investitionen im Energiebereich zu tätigen. Die Übernahmekasse des russischen Investors ist dafür offensichtlich gut gefüllt: Laut SZ hatte ein russisches „Oligarchenkonsortium“ unter der Führung Fridmans erst 2013 den russischen Ölkonzern TNK-BP an Rosneft verkauft – für 55 Milliarden Euro.

Der Energiekonzern RWE ist nach Milliardenverlusten im vergangenen Geschäftsjahr unter Zugzwang. Den Stromerzeuger drücken hohe Schulden und die Kosten für den Konzernumbau, der infolge der Energiewende notwendig wird.

Zum Beitrag der SZ gelangen Sie hier.

 

 

 

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