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(Bild: b_susann_k%20%20 – stock.adobe.com)

Aufgrund der Corona-Krise lahmt die Wirtschaft, sodass der Energiebedarf und damit der Ölverbrauch extrem nachgelassen haben. Im April 2020 lag der weltweite Bedarf rund 30 Mio. Barrel/d niedriger als im Vorjahr, schätzt die Internationale Energieagentur IEA. Das entspricht gut einem Drittel des globalen Verbrauchs.

Um dem Preisverfall entgegenzuwirken, haben die Opec-Staaten und deren Verbündete (Opec+) vereinbart, ab Mai 2020 ihre gesamte Rohölproduktion für zunächst zwei Monate um 9,7 Mio. Barrel/d zu senken. Für den Zeitraum danach sind die Opec+-Mitglieder offenbar optimistisch, denn es folgt eine schrittweise erhöhte Förderung: Bis Ende 2020 beträgt die geplante Förderkürzung nur noch 7,7 Mio. Barrel/d, anschließend 5,8 Mio. Barrel/d bis Ende April 2022. Allerdings ist dieses Abkommen nicht unveränderlich in Stein gemeißelt: Am 10. Juni 2020 wollen die Opec+ erneut verhandeln, welche Maßnahmen „für das Marktgleichgewicht erforderlich sind“.

Negativpreis für WTI-Öl

Diese Fördergrenze erwies sich bislang als nicht einmal ansatzweise ausreichend. Am 21. April stürzte der Preis für die amerikanische Sorte WTI in den negativen Bereich, zum ersten Mal in der Geschichte. Das Rekordminus lag bei fast 40 Dollar unter Null. Vorerst erholte sich der Preis jedoch recht schnell auf knapp über 20 Dollar (Stand Anfang Mai). Grund für den Absturz ist die begrenzte Lagerkapazität: An den großen Umschlagplätzen füllen sich die Tanks dramatisch schneller, als das Öl im Moment verkauft, verschickt und verbraucht werden kann. So wird es wirtschaftlicher, das Öl zu verschleudern als zu lagern.

Besonders der amerikanische Markt ist betroffen, wie die auffällige Preisschere zwischen WTI und der Nordseesorte Brent zeigt. Deren Preis liegt im Moment zwar auch so niedrig wie seit über 20 Jahren nicht mehr, ist mit knapp 30 US-Dollar pro Barrel aber noch deutlich von negativen Preisen entfernt. Der europäische Markt wird somit zur Hoffnung für die amerikanischen Ölproduzenten, wenn sie ihre Lieferungen nach Europa ausweiten können.

Ein Grund für den Preisunterschied ist die Ölflut aus den US-amerikanischen Fracking-Bohrungen, die noch vor ein paar Monaten die USA zum Netto-Ölexporteur gemacht hatten. Deren hohe Produktion rächt sich nun, angesichts der unzureichenden Förderbremse. Zwar können diese Ölquellen bei den derzeitigen Preisen kaum wirtschaftlich arbeiten, sie können aber auch die Pumpen nicht ohne Weiteres stoppen. Erste Fracking-Unternehmen sind bereits von der Insolvenz bedroht, manche Prognosen sehen den gesamten Industriezweig in Gefahr.

Die um knapp 10 Mio. Barrel/d gedrosselte Förderung reicht einfach nicht, um den Preis stabil zu halten. Die Erdölförderung müsste global also rund dreimal so stark gedrosselt werden, um einen dämpfenden Effekt zu erzielen. Die Einigung der OPEC+, insbesondere zwischen Saudi-Arabien und Russland, kam außerdem zu spät, um das Schlimmste zu vermeiden. Zwar befürworten mittlerweile auch die USA eine globale Förderbremse, nachdem der Präsident der Vereinigten Staaten lange auf möglichst billigem Öl bestanden hatte. An der Vereinbarung, weniger Öl zu fördern, beteiligen die USA sich jedoch nicht. Ein Profiteur des niedrigen Ölpreises könnte China sein: Der größte Abnehmer der Welt kann nun günstig seine Vorräte aufstocken, was dem erhofften Konjunktur-Aufschwung nach der Corona-Krise helfen dürfte. Ähnlich will auch US-Präsident Trump das Beste aus der Lage machen und 75 Mio. Barrel Rohöl für die strategischen Reserven einkaufen. Es sei „eine tolle Zeit, um Öl zu kaufen.“

 

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