Februar 2012
„Wir haben einen sehr guten Kompromiss aus Einsparung und Investition erreicht und halten den Aufwand für die Pumpenindustrie in erträglichen Maßen“, Friedrich Klütsch ist Referent im VDMA-Fachverband Pumpen   Systeme

„Wir haben einen sehr guten Kompromiss aus Einsparung und Investition erreicht und halten den Aufwand für die Pumpenindustrie in erträglichen Maßen“, Friedrich Klütsch ist Referent im VDMA-Fachverband Pumpen + Systeme

CT: Was bedeutet die ErP-Richtlinie für Wasserpumpen?

Klütsch: Die Ecodesign Richtlinie, ob als EuP oder ErP, hat das Ziel, die Energieeffizienz der betrachteten Produkte zu verbessern. Die neue Ausprägung als ErP-Richtlinie bedeutet eine Ausweitung der Anforderungen hinsichtlich Energieeffizienz auf weitere Produktgruppen. Doch zunächst erwarten die Pumpenhersteller die noch ausstehende Umsetzungsmaßnahme für sogenannte Wasserpumpen. Im ersten Schritt rechnen die Hersteller, die das Gesetzgebungsverfahren von Beginn an begleitet haben, mit einer wirtschaftlich verträglichen Einstiegslösung, die in der Nähe der von den Herstellern vorgeschlagenen Lösung liegen könnte. Es zeichnet sich folgendes Szenario ab: Ab dem Stichtag 1. Januar 2013 werden  zehn Prozent der Wasserpumpen – nämlich die mit dem schlechtesten Wirkungsgrad – nicht mehr in den Europäischen Markt gelangen. Deren Hydraulik müsste überarbeitet werden. In einem zweiten Schritt, der Mitte 2014 oder Anfang 2015 folgt, erwarten wir, dass – bezogen auf das Jahr 2010 – 40 Prozent der Wasserpumpen hydraulisch überarbeitet werden müssen.

Dieser, auf den ersten Blick sehr industriefreundliche  Einstieg muss in einem größeren Zusammenhang gesehen werden. Die zunächst gewählte Beschränkung auf den hydraulischen Teil der Pumpe birgt ein verhältnismäßig geringes Einsparpotenzial von maximal 8 tWh/a (wenn alle Wasserpumpen den neuen Anforderungen genügen würden). Der von den Pumpenherstellern vorgebrachte erweiterte Produktansatz (extended product approach) erzielt bei gleichen zeitlichen Randbedingungen eine Einsparung von ca. 35 tWh/a. Mit der Ankündigung seitens der Hersteller, den erweiterten Produktansatz bis 2015 anwendungsfähig und überprüfbar auszugestalten, wird eine Umsetzung der Ecodesign-Richtlinie für Wasserpumpen erreicht, die ein Höchstmaß an Energieeinsparung bei gleichzeitig vertretbaren ökonomischen Belastungen der betroffenen Hersteller sicherstellt.

CT: Was bedeutet das für Lieferanten? Werden richtlinienkonforme Pumpen teurer sein?

Klütsch: Nicht zwingend – obwohl jede gesetzliche Auflage die Gefahr in sich birgt, höhere Preise im Markt zu realisieren. Natürlich entstehen Kosten, um  Pumpen den gestiegenen Anforderungen der ErP-Richtlinie anzupassen. Doch durch den sich nun abzeichnenden Weg und der zeitnahen Einführung des erweiterten Produktansatzes muss nicht mit massiven Verteuerungen gerechnet werden.

CT: Was müssen Betreiber von Chemieanlagen beachten?

Klütsch: Die Richtlinie betrifft zunächst einmal nur Wasserpumpen, die ab dem Inkrafttreten der Verordnung in Verkehr gebracht werden und keine Chemiepumpen. Die Chemiepumpe, die zur Wasserförderung verwendet wird, ist ebenfalls nicht betroffen. Es macht wiederum aufgrund der höheren Anschaffungskosten kaum Sinn, Chemiepumpen zur Wasserförderung einzusetzen und so die Verordnung zu unterlaufen. Da es aber nur um das erstmalige Inverkehrbringen einer Pumpe durch deren Hersteller geht, sind die Pumpenpools in den Chemiewerken nicht betroffen.

CT: Welche Vergleichsgrößen werden für die Auswahl der zu überarbeitenden Wasserpumpen herangezogen?

Klütsch: Die Hersteller haben mit wissenschaftlicher Unterstützung durch die Technische Universität Darmstadt den hydraulischen Teil der Pumpe mit dem Mindest-Effizienz-Index beschrieben. Dieser Parameter liefert in Form einer Zahl (0,1

CT: Wie wird man die Effizienz eines Pumpenaggregats inklusive Motor und Umrichter bewerten?

Klütsch: Die EU Verordnung 640/2009 setzt bereits Standards für die Effizienz von Elektromotoren. Der erweiterte Produktansatz dehnt die Betrachtung nun auf das Zusammenspiel von Motor, Steuerung und Pumpe aus. Derzeit werden an der TU Darmstadt die Wechselwirkungen zwischen Frequenzumrichter und Motor analysiert – zum Beispiel die Kombination von Zukaufteilen. Erste Ergebnisse zeigen, dass die pauschale Empfehlung, Motoren mit Frequenzumrichter zu kombinieren, allein nicht sinnvoll ist. Auch ein sehr guter Frequenzumrichter ergibt zusammen mit einem sehr guten Motor nicht automatisch eine sehr gute Kombination. Es kommt stark auf das Feintuning der beiden Komponenten an. Dazu sollen noch bis 2014 weitere Untersuchungen laufen.

Wir haben vor, noch weitere Frequenzumrichter-Pumpen-Kombinationen zu untersuchen. Die Untersuchungen sollen in einem semianalytischen Modell münden, mit dem man energieeffiziente Kombinationen vorausberechnen kann. Wenn sich bewahrheitet, was die ersten Untersuchungen zeigen, dann könnte das Modell auch für andere elektrisch betriebene Maschinen umgesetzt werden.

CT: Erwarten Sie durch die Untersuchungen mit der TU Darmstadt neue Ansätze in der Entwicklung energieeffizienter Pumpen?

Klütsch: Wir ziehen aus diesen Untersuchungen zwar neue Erkenntnisse und waren gemeinsam mit Pumpen- und Motorenherstellern von den bisherigen Ergebnissen zu den Kombinationen überrascht, doch die Erkenntnisse zielen allesamt auf das Zusammenspiel der Komponenten und nicht auf das Entwicklungspotenzial der Komponenten selbst.

CT: Wird die EU künftig die für Wasserpumpen geltende Richtlinie auch auf andere Pumpenarten übertragen?

Klütsch: Nach Heizungspumpen und Wasserpumpen sind nun Abwasser- und Schwimmbadpumpen als Studien ausgeschrieben. Hier werden entsprechende Verordnungen in etwa vier Jahren erwartet. Die Europäische Kommission wird versuchen, den Aufwand für eine Regulierung gering zu halten, auf Bewährtem aufzubauen und Parallelen suchen. Für die Hersteller wird es darauf ankommen, die Unterschiede der Pumpenbauarten plausibel darzustellen und spezifische Umsetzungsmaßnahmen zu erreichen.

Für die bis dato betrachteten Pumpen konnte die EU auf Studien und Daten – beispielsweise der Untersuchung der TU Darmstadt zum theoretisch erreichbaren Wirkungsgrad – oder das etablierte freiwillige Labelling der Heizungsumwälzpumpen, zurückgreifen. Zu weiteren Pumpentypen fehlen aktuell noch entsprechende Daten. Doch die  Hersteller haben begonnen, für die Pumpentypen, die in den neuen Studien betrachtet werden, entsprechend belastbare Aussagen zu erarbeiten.

CT: Wie war in dem Projekt die Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden?

Klütsch: Wir haben mit den Behörden in Berlin sehr gut zusammengearbeitet. Die Ministerien BMWi, BMU und die unterstützenden Behörden BAM und UBA hatten stets ein offenes Ohr für uns. In einer stets offenen Kommunikation hat man unsere Argumente und Botschaften verstanden und akzeptiert. Wir haben bei den Wasserpumpen und den Heizungspumpen eine sehr gute Lösung gefunden. Sie vereint eine mit dieser Technik mögliche maximale Energieeinsparung mit einem ökonomisch vertretbaren Aufwand für die Industrie. Wir sehen zwar einen höheren Entwicklungsaufwand als ursprünglich erwartet, versprechen uns davon aber auch deutlich bessere Marktchancen aufgrund der innovativeren Produkte.

Eneergieeffiziente Pumpen werden auch auf der International Rotating Equipment Conference, die vom 27. bis 28. September 2012 in Düsseldorf stattfindet, einen Schwerpunkt des Vortragsprogramms bilden.

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