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  • Um Entscheidungen über Strategien und Innovationen treffen zu können, ist eine fundierte Vorstellung darüber notwenig, welche zukünftigen Entwicklungen das eigene Geschäftsmodell und die eigene Branche betreffen könnten.
  • Evonik hat in einem Projekt fünf Szenarien entwickelt, wie im Jahr 2040 die Welt aussehen könnte und welche Auswirkungen dies jeweils auf die Spezialchemie hätte.
  • Die Zukunftsbilder entwerfen unter anderem die Möglichkeit einer von China, einer von Internetkonzernen oder einer von Handelskonflikten dominierten Wirtschaft.
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Bild: metamorworks – AdobeStock

Am Anfang der nach eigenen Angaben weltweiten größten Studie dieser Art zur Zukunft der Spezialchemie stand die zentrale Frage: Welche großen Kräfte können langfristig auf Unternehmen der Spezialchemie einwirken? Antwort sollen Szenarien liefern, die zeigen, wie die Welt der Zukunft möglicherweise aussehen könnte. Die Betonung liegt hier auf „möglicherweise“: „Unsere Szenarien können Wirklichkeit werden, sie müssen es nicht“, erklärt Harald Schwager, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und zuständig für Innovation. Die Zukunftsbilder sind nicht als Vorhersagen zu verstehen, die zur Wahrscheinlichkeit x oder y eintreten werden. Stattdessen sollen sie einen „Optionsraum“ eröffnen und es so ermöglichen, Produktentwicklungen, Geschäftsmodelle oder Effizienzstrategien auf ihre Zukunftsfähigkeit zu testen.

Um die fünf Szenarien zu entwerfen, haben Wissenschaftler des Unternehmens eine Reihe von Daten und Analysen gesammelt. Als Basis dienten 100 Interviews mit internen und externen Experten aus den Bereichen Chemie, Politik, Wirtschaft sowie weitere Quellen wie internationale Zukunftsstudien und mehr als 15 Workshops. In einem aufwendigen Prozess identifizierten und analysierten die Experten daraus Schlüsselfaktoren und Einflüsse, leiteten mögliche Entwicklungen ab und kombinierten diese zu fünf sehr verschiedenen Szenarien.

Szenario 1: Trügerische Ruhe

Das erste erarbeitete Szenario geht davon aus, dass sich die Welt zwar verändert – aber eher langsam und schrittweise. In der Weltpolitik und dem technologischen Fortschritt hat es in dieser Zukunft im Jahr 2040 zumindest keine drastischen Verschiebungen gegeben, und die Weltwirtschaft wächst in weltweitem Maßstab weiter. Sie profitiert dabei von einer stark wachsenden globalen Mittelschicht und damit einer steigenden Nachfrage.

Da gleichzeitig auch keine größeren neuen Konkurrenten auf den Plan treten, zeichnet dieses Szenario für die etablierten Player in der Spezialchemie zunächst ein positives Bild. Gleichzeitig würde hier jedoch die Suche nach umweltfreundlichen Prozessen in den Hintergrund treten. Damit stiege auch die Wahrscheinlichkeit von plötzlichen und umso radikaleren Eingriffen durch die Gesetzgeber.

Szenario 2: Nachhaltigkeits-Paradgima

Biogas

Im zweiten Szenario haben sich grüne Technologien und Energien weltweit durchgesetzt. Bild:Visions-AD – AdobeStock

Ganz im Gegenteil dazu beschreibt das zweite Szenario, dass Nachhaltigkeit bis 2040 zum bestimmenden ökonomischen Prinzip der Weltwirtschaft wird. Durch digitale Technologien, Durchbrüche in der Biotechnologie und billigen Strom aus erneuerbaren Quellen wird nachhaltiges Wirtschaften möglich und gleichzeitig ökonomisch attraktiv.
Die Industrie – inklusive der Unternehmen in der Spezialchemie – trimmt daher ihre Prozesse, Produkte und Geschäftsmodelle auf Nachhaltigkeit, ohne auf eine weltweite Regulation zu warten. Ökologische Eigenschaften von Produkten sind in diesem Szenario kein Kostenfaktor mehr, sondern versprechen zusätzliche Gewinne und eine Chance zur Differenzierung gegenüber dem Mitbewerber. Ebenfalls wichtiger würden kürzere Wege und damit eine größere Nähe zu Lieferanten und Endverbraucher-Märkten.

Szenario 3: Digitale Champions

Im dritten möglichen Szenario haben die großen Internetkonzerne ihr Wissen und ihre Art zu Denken dazu genutzt, zunehmend in die klassischen Industrien vorzudringen und sich einen Teil von deren Wertschöpfung zu sichern. Die digitalen Champions bilden horizontal vernetzte sowie geschlossene Ökosysteme und beherrschen so die Märkte und den Kontakt zum Anwender.

Produzierende Unternehmen geraten so nach und nach mehr in die Rolle von Auftragsherstellern. Für die etablierten Unternehmen in der Spezialchemie bedeutet dies, dass sie in dieser Zukunft entweder selbst solche Ökosysteme entwickeln oder versuchen, eigene Schaltstellen in dem neuen System zu besetzen – und dabei auch verstärkt digitale Technologien einzusetzen, um mit den Internetkonzernen konkurrieren zu können.

Szenario 4: Turbulente Zeiten

Die Welt im vierten Szenario ist von einem sich in vielen Ländern verstärkenden Nationalismus und damit von einer zunehmenden Deglobalisierung und abnehmender internationaler Solidarität geprägt. Die Gesellschaften sind immer stärker polarisiert und weniger demokratisch geordnet.

Aufgrund von großen Handelshemmnissen und -konflikten müssten Unternehmen in der Spezialchemie verstärkt lokale Lieferketten aufbauen und damit auch bisher bewährte Standortfragen neu diskutieren.

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Szenario 5: Der chinesische Traum

Chinese Classical Architecture

Das fünfte Szenario sieht 2040 China als absolute politische und wirtschaftliche Führungsmacht. Bild:gui yong nian – AdobeStock

Im Zukunftsbild des fünften Szenarios hat sich China bis 2040 zur weltweiten Führungsmacht entwickelt – sowohl militärisch und politisch als auch ökonomisch. Immer mehr chinesische Unternehmen sind Marktführer bei verschiedenen Schlüsseltechnologien. Daneben ist das Land auch in Fragen des Umweltschutzes führend.

Für (europäische) Unternehmen in der Spezialchemie bedeutet dieses Szenario, dass sie sich mit neuen und stärkeren Konkurrenten aus Asien auseinandersetzen müssten. Gleichzeitig gilt es in dieser Zukunft jedoch auch, vom chinesischen Markt und seiner Innovationskraft zu profitieren. Dafür müssten die Unternehmen ihre Präsenz vor Ort noch ausbauen und sich auch an chinesischen Institutionen beteiligen.

Auf jede Zukunft vorbereitet sein

Alle Zukunftsbilder enthalten somit Entwicklungen, die mittel- bis langfristig relevant für das Geschäft von Spezialchemie-Unternehmen werden könnten. Evonik will daher damit beginnen, „die Ergebnisse des Szenario-Projektes für unsere Innovationsprozesse und Strategien zu nutzen“, wie Chief Innovation Officer Ulrich Küsthardt erklärt. So soll in Workshops der Einfluss der Szenarien etwa auf Geschäftsmodelle, Kundenerwartungen und Materialströme analysiert werden. Darüber hinaus sollen Geschäftszweige oder auch ganze Regional-Organisationen die Szenarien nutzen, um bereits vorhandene Strategien auf Robustheit zu testen, sie bei Bedarf weiter zu entwickeln und neue Strategien zu planen.

Idealerweise funktioniert eine einzelne Strategie oder ein einzelnes Geschäftsmodell in allen der Szenarien gleichermaßen. Da sich die Zukunftsbilder jedoch sehr stark unterscheiden und teilweise gegenseitig widersprechen, wird es in der Praxis vielmehr darum gehen, sich so aufzustellen, dass die Organisation oder das Unternehmen insgesamt auf jede der möglichen Zukünfte vorbereitet ist.

 

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