LNG und dessen Transport auf dem Wasser werden einen wachsenden Anteil im immer wichtigeren Erdgasmarkt haben, erwartet die IEA.

LNG und dessen Transport auf dem Wasser werden einen wachsenden Anteil im immer wichtigeren Erdgasmarkt haben, erwartet die IEA. (Bild: Carabay – Fotolia.com)

Der weltweite Bedarf an Erdgas wird bei einem Wachstum von 1,6 %/a bis 2023 rund 4.100 Mrd. m3 betragen, prognostiziert die IEA in ihrem am 26.06.2018 veröffentlichten Bericht.  „In den nächsten fünf Jahren werden die globalen Gasmärkte durch drei große Strukturveränderungen neu geordnet“, erklärt IEA-Geschäftsführer Fatih Birol. „China wird in zwei bis drei Jahren der größte Gasimporteur der Welt, die Produktion und Exporte in den USA wird dramatisch stark ansteigen, und die Industrie ersetzt die Stromerzeugung als führenden Wachstumsmarkt.“

Bedarf in China, Produktion in den USA

In China soll der Bedarf an Erdgas bis 2023 um 60 % steigen. Dies liegt unter anderem an der dort vorherrschenden Politik, Kohle durch Gas zu ersetzen, um luftverschmutzende Emissionen zu senken. China ist damit allein für 37 % des wachsenden Weltbedarfs verantwortlich. Die IEA erwartet ebenfalls weiteres Wachstum in anderen Teilen Asiens, verursacht durch wirtschaftliches Wachstum und Anstrengungen für bessere Luftqualität. Besonders letzteres wird in naher Zukunft ein wichtiger Faktor für die Entwicklung der Gasmärkte sein.

Im Endverbraucher-Bereich wird die Industrie bis 2023 den größten Beitrag zum Anstieg der globalen Gasnachfrage leisten. Dabei wird sie der Stromerzeugung ihre bisherige Führungsrolle abnehmen. Dieser Wechsel ist ebenfalls besonders in Asien und anderen aufstrebenden Märkten ausgeprägt, Grund ist der höhere Gasverbrauch in industriellen Prozessen und als Ausgangsmaterial für Chemikalien und Düngemittel. Insgesamt liegt der Anteil der Industrie bis 2023 bei über 40 % des zunehmenden Gasbedarfs, gefolgt von 26% für die Stromerzeugung.

Auf der Angebotsseite stärken die USA mit ihrem anhaltenden Schiefergas-Boom das weltweite Wachstum der Gasproduktion. Der größte Teil der neu hinzukommenden US-Produktion wird auf Export als LNG oder per Pipelines ausgerichtet sein. Die Vermarktung auf dem Wasserweg wird zunehmen, wobei die Flexibilität durch weniger zielgerichtete LNG-Exporte zunimmt. LNG nimmt einen wachsenden Anteil am globalen Gashandel ein. Der LNG-Anteil am gesamten Gasmarkt wird von einem Drittel im Jahr 2017 auf fast 40 % im Jahr 2023 steigen. Die Schwellenländer Asiens werden bis 2023 etwa die Hälfte der weltweiten LNG-Importe ausmachen. Dieser anhaltende Anstieg des LNG-Marktes wird Handelsströme, Preisstrukturen und die globale Versorgungssicherheit maßgeblich beeinflussen, erwartet die IEA.

„Leuchtende Zukunft, harte Herausforderungen“

„Während Gas eine leuchtende Zukunft hat, steht die Industrie auch vor harten Herausforderungen“, so Birol. „Dazu gehört die Notwendigkeit wirtschaftlicher Gaspreise, verglichen mit anderen Treibstoffen, sowie dass die Industrie Methanlecks entlang der Wertschöpfungskette schließt.“ Die derzeitige Welle von LNG-Exportprojekten wird die Verflüssigungskapazität bis 2023 um 30 % erhöhen. Führend wird auch hier der Anstieg der Produktion in den Vereinigten Staaten sein, auf die fast drei Viertel des weltweiten LNG-Exportwachstums in diesem Zeitraum entfallen. Dahinter folgen Australien und Russland.

Ein Mangel an neuen LNG-Projekten nach 2020 könnte jedoch zu einer Verschärfung der LNG-Märkte führen. Angesichts der langen Vorlaufzeit solcher Projekte müssen in den nächsten Jahren Investitionsentscheidungen getroffen werden, um eine angemessene LNG-Versorgung über das Jahr 2023 hinaus sicherzustellen. Die Preiswettbewerbsfähigkeit sei entscheidend, damit Gas in Schwellenländern Fuß fassen könne, so die IEA. Dies erfordert Marktentwicklungen und -reformen, wie die Entwicklung von Handelszentren, die Öffnung des Downstream-Marktes für den Wettbewerb und Zugang zur nötigen Infrastruktur.

Hier finden Sie einen Überblick über den Marktbericht „Gas 2018“ der IEA (englisch).

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