Flugzeug im Sonnenuntergang

Verkehrsflugzeuge könnten in Zukunft weitgehend klimaneutral fliegen – nicht direkt mit grünem Batteriestrom, sondern über einen Umweg. (Bild: Thomas Söllner – AdobeStock)

Die sogenannten Power Fuels sollen in großem Maßstab mit Strom aus erneuerbaren Quellen hergestellt werden. Dazu wird etwa in Elektrolyseverfahren Wasserstoff gewonnen, der in verschiedenen Syntheseschritten zu Methan, Flüssigerdgas oder synthetischem Benzin weiterverarbeitet wird. Bei der Synthese wird im Idealfall genau so viel CO2 verwendet, wie später bei der Verbrennung der Kraftstoffe wieder freigesetzt wird. Die grünen Energieträger könnten zukünftig der Chemie als Grundstoff dienen sowie als Brenn- und Kraftstoffe in großem Maßstab zum Einsatz kommen. Eine Studie der Energieagentur sieht den Bedarf an synthetischen Energieträgern im Jahr 2050 bei 908 TWh. Allein im europäischen Verkehrssektor ließen sich nach Einschätzung der Dena mindestens 70 % des Energiebedarfs durch Power Fuels decken. Diese spielen als flüssige oder gasförmige Kraftstoffe ihre Vorteile dort aus, wo die Batterieelektrifizierung besonders schwierig oder unwirtschaftlich ist: im Schiffs-, Güter- und eben im Flugverkehr. Sie lassen sich flexibel speichern und transportieren, bereits vorhandene Motoren und Infrastrukturen wie Tankstellen können weiter genutzt werden.

Deutschland als globaler Vorreiter

Während Deutschland in anderen Bereichen der Energiewende seine Führungsrolle längst abgegeben hat, gilt das Automobilland bei synthetischen Kraftstoffen als Vorreiter: Über 30 Pilot- und Demonstrationsanlagen sind bereits in Betrieb, auch wenn sie mit Kapazitäten von etwa 10 MW noch eher klein sind. Die Dena, ein bundeseigenes Unternehmen, das 2000 von der rot-grünen Regierung gegründet wurde, um die Energiewende voranzutreiben, arbeitet seit Jahren an dem Thema. Sie sieht Power Fuels neben der direkten Nutzung von erneuerbarem Strom und der Steigerung der Energieeffizienz als dritte Säule für eine erfolgreiche Energiewende. Sie hat dabei verstanden, dass Klimaschutz nur mit einem weltweiten Schulterschluss zu erreichen ist. Auch die nun gegründete Initiative verfolgt als „Global Alliance Power Fuels“ ausdrücklich einen internationalen Ansatz. Ihr Ziel ist es, weltweit die Rahmenbedingungen für den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen in verschiedenen Sektoren zu analysieren. „Jetzt ist die Zeit gekommen, das bestehende Know-how zu nutzen und weiterzuentwickeln, groß ausgelegte Projekte anzustoßen und einen nachhaltigen Zukunftsmarkt zu erschließen“, meint Dena-Geschäftsführer Andreas Kuhlmann.

Doch nicht nur die Märkte sind international. Einer Dena-Studie zufolge wird der Großteil der synthetischen Energieträger auf absehbare Zeit aus Regionen wie Nordafrika importiert werden. Nicht nur durch günstig verfügbaren Solarstrom sind die Produktions- und Transportkosten hier geringer als in Mitteleuropa. Auch die Flächenpotenziale sind deutlich größer. Insgesamt werden die Importmengen an synthetischen Brennstoffen dennoch deutlich unter den heutigen im Bereich der fossilen Energieträger liegen. Deutschland selbst wird der Studie zufolge 2050 etwa 150 TWh/a produzieren können. Eine vollständige Autarkie kann für die Dena jedoch allein schon aus Gründen der Versorgungssicherheit kein Ziel sein.

Große Ziele, schwergewichtige Partner

Zwar sind die Technologien, die zur Herstellung von Power Fuels notwendig sind, weitgehend entwickelt. Was es nun nach Einschätzung der Dena braucht, ist aber ein zügiger Einstieg auf breiter Front, um Erfahrungen unter realen Netz- und Marktbedingungen zu sammeln und Skaleneffekte zu erzielen.

Noch sind synthetische flüssige Kraftstoffe mit 4,5 Euro/l Dieseläquivalent deutlich teurer als ihre fossilen Konkurrenten. Angestrebt werden 1 Euro/l. Auch weitere Innovationen, etwa zur Steigerung der Wirkungsgrade bei der Herstellung von synthetischen Kraftstoffen, sind nötig.

Dazu will das neu gegründete Power-Fuels-Bündnis ein breites Partnernetzwerk aus den Bereichen Forschung und Wissenschaft sowie Politik und Gesellschaft aufbauen. Es wird dabei von großen Wirtschaftsunternehmen wie Daimler und Bosch unterstützt. Doch auch Stakeholder außerhalb der Automobilindustrie wie der Kraftwerksbetreiber Uniper und der Bundesverband der mittelständischen Mineralölunternehmen Uniti haben am Auftaktreffen am 19. September 2018 in Berlin teilgenommen. Der Partnerkreis soll weiter ausgebaut werden, interessierte Unternehmen sind aufgerufen, sich bei der Dena melden. Auch wenn dann irgendwann alles so läuft, wie es sich das Bündnis vorstellt, wird sich beim Blick in den Himmel zumindest eines nicht ändern: Die markanten Kondensstreifen werden uns auch mit Power-Fuels-Flugzeugen erhalten bleiben. 1811ct902

Link zur Dena-Website.

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