Söhnke Brodersen

Dr. Sönke Brodersen, Vorsitzender des VDMA Fachverbands Pumpen+Systeme und Global Executive Officer Technology bei KSB: "Man kann erwarten, dass mit der Digitalisierung die Potenziale zur Steigerung von Energieeffizienz und Verfügbarkeit und somit auch Senkung von Wartungs- und weiterer Kosten umfänglich gehoben werden."

CT: Gegenüber der letzten Introequipcon 2016 haben sich die Rahmenbedingungen für Pumpenhersteller deutlich verändert: Das Kraftwerksgeschäft ist weiter rückläufig, der Ölpreis hat sich erholt. Wie wirkt sich das auf die Märkte und Entwicklungsschwerpunkte der Pumpenhersteller aus?
Brodersen: Unsichere Konjunkturentwicklungen und politische Einflüsse erschweren zunächst generell mittel- und langfristige Produktplanungen. Allerdings muss man festhalten, dass die Pumpenbranche aufgrund der großen Bandbreite an Marktsegmenten und Anwendungsfeldern gewohnt ist, auf konjunkturelle und strukturelle Veränderungen flexibel zu reagieren. Die Programmbeiträge zeigen sehr deutlich, dass dies nach wie vor der Fall ist. Auch die Pumpenbranche profitierte insgesamt vom anziehenden Ölpreis. Das Kraftwerksgeschäft verlief zuletzt wenigstens in Asien zufriedenstellend.

CT: Welche technischen Trends stehen aktuell im Vordergrund?
Brodersen: Alle Technologien, welche die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle auf Basis digitaler Vernetzung unterstützen. Die Digitalisierung von Produkten und Geschäftsprozessen schreitet immer weiter voran. Die entsprechenden Basistechnologien ranken um die Themen Condition Monitoring, innovative Antriebe und Systemintegration. Die Hersteller von Flüssigkeitspumpen und Vakuumpumpen sind übrigens derzeit gemeinsam dabei, für die einheitliche Schnittstelle der digitalen Produktion, OPC UA, eine Begleitspezifikation zu erstellen. Sie haben bereits acht Teilmodelle in drei Use Cases für die sogenannte Verwaltungsschale, den „digitalen Zwilling“, definiert. Deren Arbeits- und Wirkungsweise wird auf der Konferenz ein Demonstrator in der Fachausstellung eindrucksvoll veranschaulichen. Aber auch die klassischen Felder wie z. B. die Entwicklung neuer Werkstoffe, die Erhöhung von Energieeffizienz und Verfügbarkeit sowie die Entwicklung von Pumpsystemen für neue Anwendungen haben weiterhin hohe Priorität.

CT: Die Introequipcon behandelt auch in diesem Jahr eine breite Palette an Themen rund um Pumpen. Wo sehen Sie ausgesprochene Schwerpunkte?
Brodersen: Viele Sessions der gesamten Konferenz behandeln das Thema Digitalisierung, Industrie 4.0, Condition Monitoring und OPC UA. Beispielhaft zu nennen wären diesbezüglich „Digital Transformation“ und „Data Management“. Aber auch anderslautende Session-Titel haben einen Industrie-4.0-Bezug. Daneben gibt es natürlich auch Dauerbrennerthemen. Hier sind beispielsweise Energieeffizienz, Design und Simulation zu nennen. Bei den zugehörigen Vorträgen erwarten wir viele neue Erkenntnisse und Ideen, die auch im Kontext der Digitalisierung diskutiert werden. Natürlich stellen die Vorträge auf der Konferenz auch Arbeitsergebnisse des Forschungsfonds Pumpen – Pumpe 2030 – einem größeren Publikum vor. Schließlich ist die Konferenz das weltweit größte Branchen-Netzwerk-Event für technologische Neuheiten und Innovationen in Bezug auf Pumpen, Kompressoren und Vakuumtechnik.

CT: Dennoch ist im Konferenzprogramm nur eine von 21 Sessions explizit dem Thema „Digitale Transformation“ gewidmet.
Brodersen: Es stimmt, dass nur eine Session den Titel „Digital Transformation“ trägt. Doch fast alle Redner greifen das Thema Digitalisierung, Industrie 4.0 und OPC UA auf. Die Titel dieser Sessions heißen dann z. B. „Condition Monitoring“ oder „Data Management“. Über die gesamte Konferenz haben wir dann in Summe durchaus fast 10 Sessions, die sich mit Themen rund um die Digitalisierung beschäftigen. Zudem schaffen wir mit unserer Verbandsarbeit die Datengrundlage für eine branchenweite Verwirklichung des Industrie-4.0-Ansatzes für Pumpen und Vakuumpumpen. Das Promoten dieser Qualität steht im Vordergrund. Damit haben insbesondere auch weltweit tätige Nutzer von Rotating Equipment die einzigartige Möglichkeit, in Wiesbaden ein Netzwerk aller Beteiligten aufzubauen; Anwender – Planer – Hersteller von Rotating Equipment. Nur wenn künftig bei der Definition von Datenstandards alle gemeinsam handeln, können auch alle gewinnen.

CT: Energieeffizienz-Aspekte sind im Konferenzprogramm breit vertreten. Wo drückt Hersteller und Anwender aktuell der Schuh?
Brodersen: Das Thema Energieeffizienz bleibt unverändert wichtig, stehen Pumpen doch für ca. 10 % des weltweiten Stromverbrauchs. Energieeffizienz wird jedoch sehr oft falsch verstanden, und die Betonung der Effizienz kann in die Irre führen. Es geht uns eigentlich um Energieeinsparung beim Betrieb von Pumpen und Pumpensystemen. Mit Energieeinsparung könnten sich Hersteller und Betreiber gleichermaßen identifizieren; hier leisten wir mit unserem in der Pumpenindustrie entwickelten Ansatz des „Extended Product Approach“ starke Aufklärungsarbeit. Einige Beiträge auf der Konferenz werden hier neue interessante Erkenntnisse zeigen. Generell kann man erwarten, dass mit der Digitalisierung die Potenziale zur Steigerung von Energieeffizienz und Verfügbarkeit und somit auch Senkung von Wartungs- und weiterer Kosten umfänglich gehoben werden.

 

Das CT-Interview mit Alexander Peters zur Introequipcon sowie aktuellen Trends können Sie hier lesen:

Interview mit Alexander Peters, VDMA-Fachverband Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik

 

International Rotating Equipment Conference

Am 24. und 25. September 2019 findet zum vierten Male die „International Rotating Equipment Conference – Pumps, Compressors and Vacuum Technology“ statt: Drei Jahre nach der vergangenen Veranstaltung in Düsseldorf werden VDMA Pumpen + Systeme sowie VDMA Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik erneut ihre zwei Foren, das 12. Internationale Pumpenanwenderforum und das 5. Internationale Kompressoren-Anwenderforum unter einem Dach vereinen. Auf der Konferenz stehen Expertenwissen für Anwender und die Präsentation wissenschaftsbasierter Papiere im Vordergrund. Daneben werden auch in der technischen Fachausstellung neueste technische Trends sowie Ideen und Erfahrungen ausgetauscht. 2016 besuchten rund 750 Teilnehmer aus 30 Ländern die Konferenz.
www.introequipcon.com

 

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