Februar 2014

  • Abkündigen oder Weiterentwickeln? Beim nun zu Schneider Electric gehörenden Leitsystemhersteller Invensys wurde das IA-System 25 Jahre lang evolutionär weiterentwickelt.
  • Auch das neue Leitsystem Foxboro Evo folgt dieser Philosphie. Wesentliches Merkmal ist die nahtlose Verbindung zwischen der Echtzeitwelt der Prozess­automation und der transaktionsorientierten Welt der Geschäftssysteme.

Bei dem jüngst von Schneider Electric übernommenen Systemanbieter Invensys bzw. Foxboro geschah dies mit dem System IA-Series über 25 Jahre lang so. Und auch das im November vorgestellte neue Foxboro-Evo-System ist in dieser Hinsicht eigentlich keine Revolution, sondern die evolutionäre Fortentwicklung der IA-Series. Doch obwohl großen Wert auf Kontinuität und Investitionsschutz bestehender Installationen gelegt wurde, lassen sich einige Technologiesprünge erkennen.
Am offensichtlichsten wird das beim neuen Controller-Design: Im aktuellen FCP280 werkelt ein 32-bit-Zweikern-ARM-Prozessor mit RISC-Architektur, wie er beispielsweise auch in aktuellen Tablet-PCs und Handys Dienst tut. Gegenüber dem FCP270 wurde damit die Rechenleistung verdoppelt, obwohl nur einer der beiden Kerne verwendet wird, der zweite Kern ist für zukünftige funktionale Erweiterungen vorgesehen. Damit sieht sich der Hersteller auch für zukünftige Anforderungen gerüstet, wenn beispielsweise eine Vielzahl intelligenter Feldbus-Module ergänzt werden soll oder Mehrgrößenregelungen im Controller implementiert werden.
Ein wesentliches Merkmal sieht der Hersteller in der Integration: „Zwischen der Echtzeit-Automation und den Geschäftssystemen besteht häufig ein Systembruch. Diesen überwindet das Foxboro-Evo-System. Dazu wurden viele Werkzeuge aus dem Portfolio von Wonderware in das System integriert“, erläutert Marcel Sieling, Technical Sales Consultant bei Invensys.
Doch als entscheidendes Merkmal des neuen Leitsystems sieht der Anbieter die Kompatibilität zur installierten Basis der Bestandskunden, da bei Upgrades auf aktuelle Versionen die Datenbasen und die Bedienoberflächen automatisiert migriert werden können. „Die Historie des IA-Series-Systems, das seit 1987 gepflegt wird, und die Kompatibilität von Foxboro Evo sehen wir als Beweis dafür, dass wir auch in Zukunft das Thema Investitionssicherheit ernst nehmen werden“, sagt Sieling. Denn gerade die schrittweise Migration von Leitsystemen mit großen Updates oder das Abkündigen eines Systems wird von den Betreibern meist als störend wahrgenommen und der Return on Invest häufig nicht gesehen. Basierend auf dem Vorläufersystem IA-Series und dem Sicherheitssystem Triconex ist auch das neue System modular aufgebaut. Die objektbasierte Plattform soll auch im laufenden Betrieb größere Upgrades ermöglichen. In bestehenden Anlagen kann das System sogar im laufenden Betrieb schrittweise eingeführt und ergänzt werden. „Bestandskunden können so ihre Investitionen erhalten und gleichzeitig neue Technologien nutzen“, erläutert Sieling und verweist auf einen relativ geringen Aufwand für das Re-
Engineering von Controller- und Leitsystemapplikationen.

Schrittweise modernisieren
Nutzer des I/A-Series-Systems können auf das neue System im laufenden Betrieb oder mit geringer Ausfallzeit migrieren. Der Aufwand hängt davon ab, welche Version im Einsatz ist.  Eine funktionierende Verdrahtung vorausgesetzt, soll auch der Umstieg von Leitsystemen anderer Hersteller in kurzer Zeit möglich sein, ohne vorhandene Feldverkabelung ersetzen zu müssen.
Zu den Neuheiten, die seit Januar 2014 lieferbar sind, gehören der bereits genannte Controller, neue Möglichkeiten zur Geräteintegration, ein neuer Historian sowie neue Engineering-Werkzeuge und -Funktionen. Im Sommer 2014 sollen in einem zweiten Schritt weitere Entwicklungen folgen: eine neue I/O-Familie mit doppelter Dichte (HD-I/O), die optionale vollständige Integration der Sicherheitssteuerung Trixonex in die Echtzeit-Umgebung des Systems und eine neue „Situational Awareness Library“ für die Benutzerschnittstelle (HMI). Der neue Controller CP280 arbeitet mit jedem I/O zusammen, das jemals für das I/A-Series-System hergestellt wurde.
Die neue Bediensoftware soll den Anwender in unterschiedlichen Betriebssituationen unterstützen. Dazu dient eine breite „Cockpit-Ansicht“, in der Informationen in unterschiedlichen Objekten und Elementen aufbereitet werden, um schnelle Entscheidungen des Bedieners zu unterstützen.
Durch die Integration der Sicherheitssteuerung werden auch das Engineering und die Administration der Sicherheitssysteme einheitlich in derselben Umgebung abgebildet. Trotzdem sollen die Triconex-Systeme weiterhin eigene Sicherheitsnetzwerke für Peer-to-Peer-Sicherheitslösungen unterstützen. Die Kopplung von Leitsystem und Sicherheitssteuerung soll es ermöglichen, Betriebsinformationen zu teilen und gleichzeitig das Sicherheitssystem funktionell zu isolieren. Auch der Cyber-Sicherheit wurde dabei laut Anbieter große Beachtung geschenkt.
Für Entwickler sollen durch die intuitiven Anzeigefunktionen, neue Eigenschaften des Konfigurators sowie die Möglichkeit der Virtualisierung der Zeit- und Arbeitsaufwand sinken. Wartungstechniker profitieren von automatischen Benachrichtigungen und Analysen in Echtzeit sowie Funktionen zur Leistungsüberwachung  und erweiterter Unterstützung von vernetzten Mobilgeräten.

Interview mit Gary Freburger, Invensys
„Tieferer Einblick in den Prozess“

CT: Wo sehen Sie in Prozessanlagen „versteckte“ Werte, die mit dem neuen Evo-System erschlossen werden können?
Freburger: Die drei wichtigsten Aspekte für Betreiber sind die Integrität des Anlagenbetriebs, ein verbesserter Einblick in den Betrieb und die Möglichkeit, Änderungen einfach und kostengünstig vornehmen zu können. Foxboro Evo baut auf bewährter Technologie auf und erweitert die Möglichkeiten der existierenden installierten Basis. Außerdem verbindet das System die Stärken unserer Softwareprodukte von Wonderware, Simsci und Avantis: Integrierte Visualisierung, HMI, Simulation und Asset Management-Werkzeuge sind bereits integriert. Dadurch wird für den Betreiber der Einblick in den Prozess erweitert und die Produktionseffizienz gesteigert.

CT:  Wie sieht die Security-Strategie aus?
Freburger: Der Markt erwartet die Integration von Leittechnik und Sicherheitssystem. Mit Foxboro und Triconex sind wir in beiden Bereichen sehr gut aufgestellt. Einerseits ist es wichtig, gemeinsame Fehler zu vermeiden, andererseits entsteht durch die Integration von Engineering-Workflows und Systemmanagement großer Nutzen für den Betreiber. Unser Ansatz war also, dort, wo das sinnvoll ist, Engineering, Systemmanagement, die Abfolge von Ereignissen sowie Netzwerke zu integrieren, aber die Trennung der Systeme zu erhalten, um gemeinsame Fehler zu vermeiden.
Die Kombination aus Leitsystem und Sicherheitssteuerung erlaubt eine gemeinsame Nutzung von Betriebsinformationen, aber das Sicherheitssystem bleibt funktional isoliert. Dazu kommt die Cyber-Security nach neuestem Stand der Technik. Diese beinhaltet drei Stufen: Erstens durch die sichere Produktentwicklung, zweitens wurden neueste Methoden zur Härtung der Security implementiert, um Eindringlinge zu erkennen und Risiken zu reduzieren. Und drittens bieten wir Dienstleistungen rund um die Cyber-Security an, mit denen wir Kunden zeigen, wie sie ihr System sicher halten und ihr Personal schulen können.

CT:  „Evo“ impliziert eine beabsichtigte Weiterentwicklung: Wie sehen Sie den zukünftigen Entwicklungspfad für das neue Leitsystem?
Freburger: Das System ermöglicht eine sehr viel einfachere Aktualisierung aller Komponenten und ist damit zukunftssicher. Foxboro Evo erweitert den Lebenszyklus der Anlage und wird nie veraltet sein. Nutzer der I/A-Series können relativ kostengünstig auf das neue Leitsystem upgraden – und das ohne Anlagenstillstand. Wer ein Leitsystem anderer Hersteller nutzt und über eine stabile Feldverkabelung verfügt, kann zu unserem neuen System wechseln und wird dabei lediglich halb so hohe Kosten haben, wie bei Leitsystemen anderer Anbieter.

Hier finden Sie weitere Links und Informationen zum neuen Prozessleitsystem.

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