November 2011
  • Qualifizierungskurse erhöhen die Arbeitssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
  • Die Reduzierung interner und externer Fehler trägt dazu bei, im internationalen Wettbewerb zu bestehen.
  • Restrisiken und somit Schadenspotenzial lassen sich durch Risikomanagement, technische Weiterentwicklungen und Qualitätskontrollen auf ein Minimum reduzieren.
  • Zum Schutz von Mensch und Umwelt müssen auch Gefahren wie Erdbeben in Deutschland bei Planung und Auslegung von Komponenten und Anlagen in Betracht gezogen werden.
  • Betriebssicherheit lässt sich durch Berücksichtigung der Qualitätskriterien für Kunststoffrohrleitungen erzeugen.

Wissen vermitteln, Trends aufzeigen, Interessen verbinden – das war das Ziel des Kunststoff-Rohrleitungstages. In den acht Vorträgen haben die Referenten genau das erreicht. Über 120 Gäste haben sich über sicherheitsrelevante Aspekte in Planung, Montage und Betriebssicherheit von Industrieanlagen mit dem Schwerpunkt Prozesstechnik informiert und diskutiert. Den Anfang der Vortragsreihe hat Harald Huberth, Geschäftsführer des Kunststoff-Zentrums SKZ gemacht. Er hat sich mit dem Thema „Qualität kommt von Qualifizierung“ auseinandergesetzt und erläutert, wie wichtig die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter in Zeiten der ständig steigenden Qualitätsanforderungen ist.

Qualifizierungskurse beispielsweise zur Schweißaufsicht, zum Kunststoffschweißer, Kunststoffkleber, Klebfachingenieur oder Kunststofflaminierer nach den jeweiligen DVS-Richtlinien, wie sie das SKZ anbietet, helfen nicht nur dabei, die Arbeitssicherheit zu erhöhen. Auch die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens steigt durch erhöhte Kompetenz der Mitarbeiter. Der Wettbewerb war auch Thema des Beitrags von Klaus Gottwald von der VDMA-Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau. Er hat über die „Marktsituation im Anlagenbau“ referiert und die Konkurrenzsituation besonders im Hinblick auf Firmen aus Schwellenländern wie China und Südkorea erörtert.

Beispielsweise haben die globalen Marktanteile zwar schon vor der Krise begonnen, sich in Richtung der asiatischen Länder zu verschieben, jedoch ist dies erst seit dem Abschwung in den westlichen Ländern offensichtlich geworden. „Allerdings sind die BRIC-Staaten, der Nahe und Mittlere Osten sowie die asiatischen Schwellenländer auch wichtige Absatzmärkte für den deutschen Anlagenbau“, erklärt Gottwald. Einige Lösungsvorschläge für die Konkurrenzsituation hatte er ebenfalls im Gepäck: Neben klassischen Maßnahmen wie dem Ausbau der Technologieführerschaft, Kosteneinsparungen und die Stärkung der EPC-Führerschaft sieht er die Reduzierung interner Fehler durch Weiterentwicklung des Qualitäts- und Prozessmanagements sowie die Reduzierung externer Fehler beispielsweise durch Projektmanagement von Auftraggebern, Lieferantensteuerung (Expediting) und vertragliches Risikomanagement als Ansatzpunkte.

Umwelt- und Betriebsschutz

Was die Firmen ihren Kunden für technologische Besonderheiten bei ihren Produkten bieten können, wurde im Vortrag von Helmut Hötzl von der Firma Georg Fischer deutlich. Er hat das Doppelrohrsystem des Herstellers vorgestellt und seine Vorteile zum Schutz von Anlagen, Personal und Umwelt vor gefährlichen Stoffen erläutert. „In Deutschland geben die Verordnungen zwar den Schutz und die Sicherheit von Anlagen vor, aber nicht, wie das erreicht werden kann“, berichtet Hötzl. Die Lösung des Herstellers sieht daher vor, mit seinem Doppelrohrsystem nicht nur den doppelten Schutz vor wassergefährdenden Stoffen, sondern auch eine zuverlässige Leckageüberwachung im Betrieb zu implementieren. Das ermöglicht die Sicherheit des Betriebspersonals, der Anlage und auch eines positiven Images des Unternehmens.

Über die gesellschaftlichen Aspekte und Verantwortlichkeiten von Unternehmen hat Prof. Dr. Markus Braunewell von der Rechtsanwaltskanzlei Gobbers & Denk referiert. Er hat sich mit Chancen, Restrisiken und dem damit verbundenen „Spannungsfeld Technik/Recht/Gesellschaft“ auseinandergesetzt. Zu Beginn seines Vortrages stellte er sofort die Frage ins Plenum: „Restrisiko – was ist das überhaupt?“ Neben dem Umgang mit kalkulierbaren Risiken erläuterte er auch solche Ansätze, die sich mit dem Umgang mit Risiken befassen, die sich nur schwer bewerten und kaum ausschalten lassen. Als Beispiele führte Braunewell Tschernobyl und Fukushima an, die sich künftig vor allem durch Risikomanagement, technische Weiterentwicklungen und Qualitätskontrollen auf ein Minimum reduzieren lassen, um äquivalent auch bei Anlagen das Schadenspotenzial gering zu halten.

Risikomanagement war auch das Thema des Vortrags von Thomas Schüer, der im Marketing und Development von Röchling Engineering Plastics arbeitet. Er hat – zufällig passend zum Erdbeben, das sich kürzlich im Ruhrgebiet ereignet hat – über „Chemiebehälter in tektonisch unsicheren Regionen“ einige interessante Aspekte ins Feld geführt, wie und vor allem warum Kunststoffbehälter auch für deutsche Standorte erdbebensicher ausgelegt werden sollten. Denn der Schutz von Mensch und Umwelt beginnt schon bei der Überlegung, welche – auch minimale Risiken – bei der Konstruktion, der geplanten Verankerung und möglicher Auffangvorrichtungen für Kunststoffbehälter zu berücksichtigen sind.

Sicherheit und Qualität als Merkmale

Die Sicherheit im Betrieb war ebenfalls das Thema des Beitrages von Torben Knöß, der Produktmanager bei der Firma Frank ist. Er gab Beispiele für die „Größtmögliche Betriebssicherheit durch Berücksichtigung der Qualitätskriterien für Kunststoffrohrleitungen“. Zum Beispiel hat er erklärt, wie sich Qualität bei Rohstoff, Produkt und Verarbeitung anhand verschiedener Kriterien, Zulassungen und Bescheinigungen erkennen lässt. Zusätzlich hat er konstruktionsbedingte Sicherheitsmerkmale wie Doppelrohre, Doppelabdichtungen und Leckageüberwachung dargestellt.

Heinz Behr, Prokurist beim Kunststoff-Zentrum SKZ, hat als letzter Vortragender über „Kleine Ursache und große Folgen von Schweißfehlern im Kunststoff-Rohrleitungsbau“ referiert. Beispielsweise hat er die Kosten der Fehlerverhütung beziehungsweise der Fehlerbehebung in jeder Phase eines Entstehungsprozesses als um den Faktor 10 steigend beziffert und damit die Bedeutung der Vermeidung von Fehlern klar aufgezeigt. Folglich muss vorausgedacht werden, welche Fehler entstehen könnten, und worin ihre Ursachen liegen, wozu bereits eine entsprechende Qualifizierung notwendig ist. Im Falle der Kunststoffschweißverbindungen ist es daher notwendig, dass sie den allgemein anerkannten Regeln der Technik genügen, der Schweißer über entsprechende Qualifikation verfügt, die Maschinen und Vorrichtungen sich gemäß den Anforderungen eignen und die DVS-Richtlinien eingehalten werden. Der Vortrag hat gleichzeitig den Bogen zum ersten Referat an diesem Tag geschlagen, so dass die Besucher einen umfassenden Überblick über viele Facetten des Kunststoff-Rohrleitungsbaus erhalten haben.

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