
Der Spezialchemiekonzern Clariant erhöht die Produktion von milden Tensiden der Marke Hostapon SCI. Damit reagiert der Konzern auf den wachsenden Bedarf der Kosmetikindustrie für die Produktion von Pflege- und Hygieneprodukten.
Bild: Clariant
„Im ersten Halbjahr waren unsere fortgeführten Aktivitäten besonders robust und zeichneten sich durch ein starkes Ergebnis in einem zugegebenermassen herausfordernden Umfeld aus“, erklärte Hariolf Kottmannm, Executive Chairman ad interim von Clariant. „Insbesondere das zweite Quartal war durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie negativ beeinflusst. In dieser schwierigen Wirtschaftslage wiesen unsere fortgeführten Aktivitäten sogar eine Margenverbesserung auf. Das bestätigt eindeutig die Richtigkeit unserer strategischen Entscheidung, uns auf die drei Kerngeschäftsbereiche mit Spezialitäten zu fokussieren.“
Das Unternehmensportfolio sei trotz der aktuellen Lage weiterhin auf Wachstum eingerichtet. „Wir werden uns auch weiterhin darauf fokussieren, die Auswirkungen dieser Pandemie abzumildern, und setzen das Transformationsprogramm von Clariant fort“, so Kottmann. Damit solle Clariant „überdurchschnittliches Wachstum, höhere Profitabilität und stärkere Cashflow-Generierung“ erzielen.
Pandemie kostet Umsätze
Für das erste Halbjahr 2020 meldete Clariant Umsätze aus fortgeführten Aktivitäten in Höhe von 1,945 Mrd. CHF gegenüber 2,229 Mrd. CHF im ersten Halbjahr 2019. Dies entspricht einem Rückgang von 5 % in Lokalwährung aufgrund schwächerer Nachfrage und von 13 % in Schweizer Franken, bedingt durch ungünstige Währungsentwicklungen. In Folge der Covid-19-Pandemie war der Konzern im ersten Halbjahr 2020 in einigen Segmenten von einer signifikant geringeren Nachfrage betroffen. Daher sind diese Ergebnisse bemerkenswert und unterstreichen, dass die Maßnahmen zur Minimierung der Folgen dieser Pandemie in vollem Umfang greifen – basierend auf einer starken Bilanz und Liquiditätsposition.
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Die Sicherheit der Mitarbeitenden habe weiterhin oberste Priorität, so das Unternehmen. Gleichzeitig hat der Konzern Programme zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs aufgesetzt und Maßnahmen zur Cashflow-Generierung sowie zur Kosteneinsparung eingeführt. Als Konsequenz der wirtschaftlichen Entwicklung will Clariant das im Februar 2020 bekanntgegebene Effizienzprogramm weiterführen. Wie bereits angekündigt, werden diese Maßnahmen bei den fortgeführten Geschäftsaktivitäten in den nächsten zwei Jahren zu einem Belegschaftsabbau von rund 600 Stellen sowie einer Reduktion der Kostenbasis von über 50 Mio. CHF führen.
Das Ebitda aus fortgeführten Aktivitäten stieg auf 292 Mio. CHF, und die Geschäfte haben die zugrundeliegenden Margen trotz einer schwächeren Umsatzentwicklung erfolgreich behauptet. Die Ebitda-Marge verbesserte sich von 14,9 % im Vorjahr auf 15,0 %. Das Nettoergebnis des Gesamtkonzerns stieg auf 90 Mio. CHF gegenüber einem Verlust von 101 Mio. CHF im ersten Halbjahr 2019. Der operative Cashflow des Gesamtkonzerns, der im ersten Halbjahr normalerweise geringer ist, sank – trotz einer beträchtlichen Verbesserung im zweiten Quartal – im Vergleich zum Vorjahreswert von 113 Mio. CHF auf 89 Mio. CHF. Dies ist hauptsächlich zurückzuführen auf den Zeitpunkt der Anpassungen beim Nettoumlaufvermögen während des Verlaufs der Covid-19-Pandemie. Die Nettoschulden des Gesamtkonzerns stiegen von 1,372 Mrd. CHF zum Jahresende 2019 auf 1,426 Mrd. CHF und folgten damit dem normalen saisonbedingten Cashflow-Muster.
Anhaltend negative Auswirkungen erwartet
Für das dritte Quartal 2020 erwartet Clariant anhaltend negative Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Umsatz und Profitabilität. Der Konzern hat Arbeitsgruppen eingerichtet, die zum Ziel haben, die Sicherheit der Mitarbeitenden zu gewährleisten, Städte und Gemeinden zu unterstützen, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten und die Cashflow-Generierung zu unterstützen. Clariants drei Kerngeschäftsbereiche mit Spezialitäten implementieren Performance-Programme, um in diesen Zeiten robuste Ergebnisse zu generieren und mittelfristig überdurchschnittliches Wachstum, höhere Profitabilität und stärkere Cashflow-Generierung zu erzielen. Darüber hinaus nimmt der Konzern eine signifikante Neuausrichtung des Portfolios vor – durch die Veräusserung von Healthcare Packaging im Oktober 2019 und den Verkauf von Masterbatches im Juli 2020 – und bereitet die geplante Veräusserung von Pigments vor. Der neu ausgerichtete Konzern soll ein nachhaltiges und innovatives Spezialchemieunternehmen sein, das nach überdurchschnittlichem Wachstum strebt, um eine höhere Profitabilität auf der Grundlage seiner drei Kerngeschäftsbereiche mit Spezialitäten zu erzielen.
Details zu einzelnen Geschäftsbereichen und Unternehmen finden Sie in der Mitteilung des Unternehmens. (ak)
So könnte die Chemieindustrie 2040 aussehen

Klimavorreiter oder weltweite Nebenrolle? Die folgenden vier Szenarien sind sehr unterschiedlich. (Bild: Kobes – Fotolia)

Szenario 1, Speerspitze in eine grüne Zukunft: Im ersten Szenario übernimmt die Chemieindustrie eine tragende Rolle in einer nachhaltigen, kollaborativen Welt. Die Märkte sind offen und die Kunden verlangen immer mehr Produkte, die dem Umweltgedanken gerecht werden. Deshalb wird auch die Chemieindustrie Teil eines großen, orchestrierten und branchenübergreifenden Verbunds. Die europäischen Player schaffen es, Wertschöpfung in einer Kreislaufwirtschaft zu erzielen, und investieren massiv in Innovationen. Zudem entsteht sukzessive ein Netzwerk von Partnerschaften aller Branchenplayer entlang der Wertschöpfungskette. Auch werden Start-ups gegründet, die vermehrt auf digitale Potenziale setzen. Allerdings agieren die Unternehmen unter vergleichsweise strengen Umweltauflagen – die sich aber weltweit angleichen. (Bild: lassedesignen – AdobeStock)

Szenario 2, Anpassung an repressive Rahmenbedingungen: Im zweiten Szenario steht die europäische Chemiebranche kollektiv unter Regulierungsdruck und öffentlicher Beobachtung – anders als in China und den USA. Die Unternehmen müssen sich verändern und Kosten sparen. Die Produktion regionalisiert sich, größere Investitionen rentieren sich kaum. Intelligente neue Ansätze sorgen dennoch für ein Überleben der Firmen. Da es kaum noch Produktinnovationen gibt, spielen die einzelnen Unternehmen international keine große Rolle mehr. Es besteht die Gefahr einer ungewollten und radikalen Konsolidierung, die durch eine entsprechende EU-Stelle kaum aufgehalten werden kann. (Bild: bilderbox – Fotolia)

Szenario 3, Flucht in den Protektionismus: Die dritte mögliche Entwicklung führt zu einem Szenario mit starkem Euro-Protektionismus, wenig Innovationskraft und einem gesellschaftlichen Rückschritt hinsichtlich Nachhaltigkeit. Die realisierbaren Margen sind inzwischen teilweise auch von der Politik abhängig. Die Bedeutung des Exports und die Wettbewerbsfähigkeit schrumpfen und es kommt ebenfalls zu einer Konsolidierung. Die verbleibenden Akteure können jedoch – zumindest für eine gewisse Zeit – ein recht geruhsames Leben führen und die Branche auf niedrigem Niveau „verwalten“. (Bild: Martina Berg – Fotolia)

Szenario 4, Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft: Im vierten und letzten Szenario gelingt die profitable Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft. Die Öffentlichkeit ist in Umweltfragen hoch sensibilisiert, was zu gezielten Innovationen und Kollaborationen in der Branche führt. Es herrschen ein Klima des Verbrauchervertrauens und die Bereitschaft, auch höhere Preise zu bezahlen. Jedoch bleiben Strukturen und Assets der Unternehmen weitgehend unverändert, was eine allgemeine Innovationswelle eher ausbremst als befeuert. Insgesamt sind Umwelt und Industrie eine enge Verbindung eingegangen, die Unternehmen zunehmend dazu bringt, ihre Profitabilität im Rahmen einer umfassenden Kreislaufwirtschaft zu sichern und managen. (Bild: RFsole – Fotolia)
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