Das Wahrzeichen von Leverkusen scheint nun wieder in einer wärmeren Farbtemperatur. Diese gleicht mehr den ursprünglichen Glühlampen aus dem Jahr 1958 als dem kalten Leuchten der 2009 eingesetzten und nun ausgetauschten Liquid LED. Außerdem belasten die neuen Leuchten das Kreuz weniger, pro Lampe hängen nun nur noch 40 statt 130 g an der 120 m hohen Drahtseil-Konstruktion.
Bei Licht betrachtet stellt sich die Frage: Ist die strahlende Rundum-Erneuerung ein symbolischer Akt? Erhofft man sich auch abgespeckt und sparsam eine leuchtende Zukunft? Schließlich stehen Sparmaßnahmen an, die die Übernahme des US-Konzerns Monsanto ermöglichen sollen. Einleuchtend ist daher, dass es sich um einen Schach-, nein, einen Kreuz-Zug im Rahmen der Imagekampagne handeln könnte, mit der Bayer sich wieder ins rechte Licht rücken will.
Auf dem Kreuzweg
Denn es gibt gute Gründe, bei der öffentlichen Meinung zu Kreuze zu kriechen: Dem Aktienkurs brach das Kreuz. Viele Anleger fühlten sich aufs Kreuz gelegt und schlugen vermutlich gleich drei Kreuze. Die geplante Übernahme soll zwar das Geschäftsfeld erweitern, bringt zunächst aber eine Menge Kritik: Der Saatgut-Konzern kreuzt und züchtet nicht nur Saaten, sondern verändert sie auch gentechnisch. Verbraucher-, Umwelt- und andere Schützer möchten ihren persönlichen Monsatan aufgrund seiner Geschäftspraktiken am liebsten kreuzigen. Dass in der Politik zum Thema Glyphosat-Zulassung alles kreuz und quer geht, hilft ebenfalls nicht weiter. Zudem ziert sich der anvisierte Partner und erwartet, dass Bayer beim Angebot noch an der Kreuzschraube dreht und etwas drauflegt.
Jeder hat sein Kreuz zu tragen (aber jeder nur eins), das von Bayer-CEO Werner Baumann scheint derzeit jedoch besonders schwer. Die kommenden Monate werden zeigen, ob das leuchtende Firmensymbol zur Festbeleuchtung oder zum Grabkreuz wird. Fest steht: Wer einen solchen Übernahmedeal schultern will, braucht nicht nur ein leuchtendes, sondern auch ein breites Kreuz. Hilft Aspirin auch bei Kreuzschmerzen?