
(Bild: Clare Gray – stock.adobe.com)
Wüsten haben etwas Mystisches an sich: Sie stehen für das Fremde, das Unerreichbare, das Undurchdringliche und Geheimnisvolle – und das schon seit der Antike! „Tief in der Sahara auf einem Dromedara ritt ein deutscher Forscher durch den Dattelhain“ hat die Band „Erste Allgemeine Verunsicherung“ das Thema schon vor Jahrzehnten aufgegriffen. Was dem Forscher im EAV-Song das Mädchen namens Laila war, ist dem Prozessautomatisierer aktuell die Digitalisierung: Sie sorgt für Erregung. Warum geht es nur so zögerlich voran, wo doch die Verlockungen derart groß sind? Möchte der Betreiber denn wirklich nicht künftig vom heimischen Sofa aus mit einer Schüssel Chips auf dem Schoß und einer Bierflasche in der Hand seine Chemieanlage per iPhone bedienen und via Cloud märchenhafte Gewinne realisieren? Und gleichzeitig die Corona-gebeutelte Brauindustrie retten? Warum blühen bislang vorwiegend analoge Oasen und herrscht digitale Wüste?
Kamele am Data-Lake
Fragt man den Beduinen, der darin einen einige Tausend Jahre großen Wissensvorsprung hat, dann dürfte die Antwort vorhersehbar sein: Das liegt an der Cloud – oder besser gesagt, dem Fehlen dieser. Denn ohne Cloud kein (Data-)Lake und ohne Lake kein attraktives Ziel, an dem sich Dromedare oder Datenanalysten laben könnten. Dabei haben Letztere versprochen, dass sie im Gegensatz zum Dromedar nicht nur das Geschäft der Anlagenbetreiber massiv befördern werden, sondern dieses auch noch emissionsfrei, das heißt also, ohne Mist zu produzieren. Das – um im Bild zu bleiben – werden dann spätestens die Kamele tun, die sich am Data Lake laben. Aber das verschweigen wir lieber und denken dafür umso mehr an die süßen Früchte der Digitalisierung und den Nutzen des digitalen Zwillings. Oder ist das alles bloß eine Fatamorgana?