„Automation-Security? Kein Problem! Schließlich werden künftig digitale Signale in der Feldkommunikation rückwirkungsfrei aus den Messgeräten ausgeschleust werden, während die Steuerung und Regelung weiter analog – und damit schwer angreifbar – bleiben.“ Man muss schon sehr, sehr technikgläubig sein, um dieses Szenario, das auch im Zusammenhang mit der neuen Namur Open Architechture, NOA, diskutiert wird, sorglos zu übernehmen.
Den Glauben an beherrschbare IT-Risiken aus dem Internet komplett ad acta gelegt hat dagegen die Regierung in Singapur. Ab Mai heißt es dort: Leinen los! 100.000 Behördenrechner sollen vom Internet komplett abgekoppelt und so vor bösen Hackern geschützt werden. Wie das gehen soll (in dem Stadtstaat werden Behördengänge bisher weitgehend online erledigt), steht noch in den Sternen der Landesflagge.
Aber im Zeitalter des Populismus haben einfache, radikale Lösungen Konjunktur – der Schnitt mit dem Seitenschneider ist leichter zu verstehen, als die Einstellungen der Windoof-Firewall.
Nehmen wir einmal an, die Chemie geht tatsächlich ebenfalls offline – wie sollen dann die neuen Industrie-4.0-Geschäftsmodelle abgewickelt werden? Die Lösung ist so transzendent wie Kloßbrühe: Telepathie – der ultimative Air Gap unter den Firewall-Lösungen! Der Kunde denkt seine Bestellung, schwupps wird diese geliefert. Mehr noch: Bauer Karl weiß noch gar nicht, dass er morgen im Regen Mais aussähen will, dafür aber sein Pflanzenschutz-Lieferant: Dieser hat ihm den Wunsch schon Tage vorher von den Synapsen abgelesen, das passende Präparat produziert und vors Scheunentor gestellt. Zugriff für Hacker? Unmöglich – das Unternehmen der Zukunft hat weder Ethernet-Anschluss noch Internet-Zugriff.
Das Problem dabei: Telepathie braucht immer noch den Menschen. Deshalb forschen Automatisierungshersteller intensiv an KI-Lösungen, mit denen Roboter und anderes Gerät auch telepathiefähig werden sollen. Ein künftiger Kommunikations-Standard ist auch schon in der Mache: Codename „Profinet TP“.