Das Problem bei allen exotischen Wasserstoff-Ideen: das liebe Geld. Dieses spielte beispielsweise bei Armin Laschets revolutionärem Ansatz „Wir werden künftig Stahl nicht mehr aus Erz und Kohle herstellen, sondern aus Wasserstoff“ offenbar gar keine Rolle. Theoretisch lässt sich Erz zwar in einer nuklearen Reaktionskaskade herstellen, indem man lange genug Protonen in H-Atome einbaut, aber das erfordert garantiert „ein paar Dollar mehr“ als andere Verfahren. Und wahrscheinlich würde uns eine derart elaborierte Synthese sowieso nur eine strahlende Zukunft bescheren.
CT-Fokusthema Wasserstoff
In unserem Fokusthema informieren wir Sie zu allen Aspekten rund um das Trendthema Wasserstoff.
- Einen Überblick über die ausgewählten Artikel zu einzelnen Fragestellungen – von der Herstellung über den Transport bis zum Einsatz von Wasserstoff – finden Sie hier.
- Einen ersten Startpunkt ins Thema bildet unser Grundlagenartikel.
Mikroben sollen es richten
Kreativ ist auch der Ansatz, grünen Wasserstoff aus Abwasser zu gewinnen. Wer jetzt an schwarze Magie denkt, liegt gar nicht so weit daneben. Das Verfahren nennt sich „dunkle Fermentation“ und erfordert lediglich eine Handvoll extrem spezialisierter Mikroorganismen. Für eine Wirtschaftlichkeitsrechnung ist es zwar noch zu früh, aber interessant und damit medienwirksam klingt der Ansatz allemal – und den Zuverdienst aus ihren Klärwerken könnten die Kommunen sicher ebenfalls ganz gut gebrauchen.
Ähnlich auch die H2-Produktion aus Biogas, „Chemical Looping“ genannt. Wobei der eigentliche Syntheseschritt in dieser Synthesevariante – die Dehydrierung von Biomethan an einem Eisenoxid-Katalysator – schon wieder recht klassisch anmutet und wohl auch mit fossilem Methan gelingen würde. Aber „Bio“ klingt halt irgendwie … grüner. Und Wasserstoff mit „Bio“-Siegel könnte in der Demeter-Abteilung beim Hornbach ein echter Knaller werden.
Ex-Schutz am Badestrand
Richtig biologisch ist dagegen wiederum die Produktion von Wasserstoff aus Grünalgen: Diese können ein Enzym (Biokatalysator) dazu nutzen, um Wasser direkt in Knallgas zu zerlegen. Und Sparfüchse kommen dabei ebenfalls auf ihre Kosten, denn die Energie dafür liefert die Sonne via Photosynthese frei Haus. Man stelle sich das einmal vor: Die Algenpest am Urlaubsstrand provoziert dann nicht nur ein Badeverbot, sondern auch noch am Strand ein Grill- und Rauchverbot. Ich sehe schon die passende CT-Schlagzeile vor mir: „Riviera wird Atex-Zone 0“. Brave new world!