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(Bild: bennytrapp / dikobrazik – stock.adobe.com)

Den Begriff Seitwärtsbewegung hat die Börse Düsseldorf bereits 2004 zum Börsen-Unwort des Jahres gekürt. Begründung: Das Wort sei unsinnig, weil ein Börsenkurs de facto stillsteht, wenn er sich nicht hoch oder runter bewegt. Der Begriff täusche also eine Bewegung vor, wo überhaupt keine nennenswerte Bewegung und damit auch keine Entwicklung vorhanden ist. Das hält die Online-Börsenliteratur allerdings nicht davon ab, trotzdem Strategieempfehlungen für Seitwärtsbewegungen abzugeben.

Schlingern oder Springen

Das mit dem vermeintlichen Stillstand ist ohnehin eine grobe Verharmlosung: Wer zum Beispiel einmal mit Sommerreifen überraschend auf Glatteis (Die Älteren könnten sich erinnern: Wenn es draußen kalt genug wird, kann Wasser plötzlich ganz ohne Gefrierfach fest werden) geraten ist, kennt schlingernde Seitwärtsbewegungen der unangenehmsten und heftigsten Sorte. Es sei denn, er hat als Verkehrsminister so viel Ahnung vom Straßenverkehr, dass er sich auch von Schlingerkursen nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Eine nützliche Seitwärtsbewegung ist dagegen das Ausweichen. Etwa wenn der Chef eines großen Unternehmens nach einer umstrittenen Entscheidung sagt, bei seinem eigenen Unternehmen hätte er „vielleicht anders entschieden“. Unausgesprochen blieb „vielleicht auch nicht“. Seitlich weggeduckt, Manöver gelungen. Siemens sana in corpore sano, laviert der Lateiner.

Das Seitwärts-Hinundher geht aber auch tänzerisch, zum Beispiel „a jump to the left, and then a step to the right“, ein Hüpfer nach links, dann ein Schritt nach rechts. Was wie Tagespolitik auf einem Bolzplatz in Thüringen klingt – links antäuschen, rechts überholen – ist in Wahrheit die Anleitung zum „Time Warp“. Der Tanz aus der Rocky Horror Show ist gewissermaßen eine Anleitung zum extradimensionalen Ausflippen – und das alles nur mit harmlosen Seitwärtsbewegungen. Von wegen Stillstand.

Zeitverzerrungen wünschen sich auch die Wahrsager auf dem Ölmarkt bei dem Versuch, in die Zukunft zu schauen und den Preis des schwarzen, nun ja, Katzengoldes vorherzusehen. Doch die Zukunft verzichtet auf jegliche ablenkende Seitwärtsbewegung und kommt unerbittlich konstant mit einer Geschwindigkeit von einer Sekunde pro Sekunde auf uns zu, sodass nur die Prognose „langfristig mehr oder weniger konstant“ übrig bleibt. Der Ölpreis lässt dagegen einen gewissen Hang zur Dramatik erkennen und zeigte jüngst im Börsenballet ein paar Tanzdarbietungen des Sterbenden Schwans. Bislang ist er jedoch immer wieder aufgestanden, um sich mehrfach zu verbeugen.

Und wo wir bei fossilen Brennstoffen sind: Fossilien haben auch einen Tanzauftritt im Karneval der Tiere des Komponisten Camille Saint-Saëns. Die Musik dazu ist der Totentanz „Danse Macabre“.

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