Mann schiebt Fahrrad durch Hochwasser

(Bild: wildarun – stock.adobe.com)

Die Niederlande haben ein sehr altes Problem und ein recht neues. Das alte ist eine sehr eigenwillige Beziehung zum Meer, in der Landessprache „de zee“: Einerseits sind die Niederlande traditionell eine Nation von Seefahrern und Fischern, und auch wenn das „goldene Zeitalter“ vorbei ist, ist man auf diese Vergangenheit durchaus stolz. Andererseits liegt ein großer Teil des Landes niedriger als der Meeresspiegel, und de zee hat ihre Tücken. Im Wohnzimmer will man sie bei aller Liebe dann doch nicht haben. Folglich sind die Niederlande auch eine Nation von Deichbau-Profis. Während die Fischerei insbesondere in der Nordsee derzeit um ihre Zukunft bangen muss, ist der Deichbau in Zeiten steigender Meeresspiegel ein Gewerbe mit goldener Zukunft.

Im Namen Ihrer anderen Majestät

Ein Problem jüngerer Zeit ist der Energiekonzern Shell, welcher der Regierung in Den Haag jüngst in deren Worten „eine unangenehme Überraschung“ bereitete: Der Konzern, der mit vollem Namen gar „Royal Dutch Shell“ heißt, will das Land verlassen und den königlichen Bezug streichen, „Royal Dutch“ soll ersatzlos wegfallen.

Dabei erfordert die geplante Fahnenflucht diesen Schritt noch nicht einmal zwingend: Die neue Wahlheimat des Unternehmens liegt, passend zu einem großen Teil des Ölgeschäfts, gewissermaßen offshore. Der Shell-Hauptsitz verlässt die Niederlande, das europäische Festland sowie die EU und zieht nach Großbritannien. Eine Umwidmung von einer Hoheit auf die andere wäre für den niederländisch-britischen Mischkonzern also durchaus im Rahmen des Möglichen.

Neben dem Namen soll aber vor allem die Aktienstruktur einfacher werden. Zumindest ist das die offizielle Lesart. Andere Gründe könnten weitaus profaner und vor allem finanzieller Natur sein: Da Shell im Deichbau bislang weniger aktiv ist, bleibt dem Ölkonzern dieser Zukunftsmarkt verschlossen. Gleichzeitig Deiche und neue Ölfelder zu bauen wäre an Zynismus ohnehin kaum zu überbieten. Kleiner, sicherlich nur zufälliger Nebeneffekt des Umzugs ist außerdem, dass in Großbritannien eine lästige Steuer auf Dividenden entfällt, für die man in den Niederlanden einfach keine günstigeren Konditionen aushandeln konnte.

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