Mann mit Mütze und Handschuhen unter der Dusche

(Bild: koldunova – AdobeStock)

Von kalt duschen für das Klima hat der eine oder die andere schon gehört, dass Privatpersonen nun auch der Industrie helfen können und sollen, indem sie kalt oder weniger duschen sowie weniger heizen, ist neu. Aber das scheint nach Meinung des Bundesnetzagentur-Chefs Klaus Müller unser aller Bürgerpflicht zu sein. Man solle nicht nachlassen mit dem Sparen beim Heizen oder Duschen, das sei teuer und unsolidarisch. Ein steigender Gasverbrauch würde zu höheren Gaspreisen in der energieintensiven Industrie führen, die ja nun nach den Preisexplosionen im Sommer genug gelitten hätte. Aus Frieren für das Klima wird also Frieren für die Industrie.

Was sagt der Gas-Notfallplan dazu?

Die dritte Eskalationsstufe des Gas-Notfallplans der Bundesregierung – genannt Notfallstufe – sieht vor, dass die Bundesnetzagentur zum Bundeslastverteiler wird. Sie soll sich dann mit den Netzbetreibern abstimmen, wie das vorhandene Gas verteilt wird. Besonders geschützt sind soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser, private Haushalte und Anlagen, die auch der Wärmeversorgung dienen. Die privaten Haushalte sind nach den Plänen der Bundesregierung also diejenigen, die noch länger mit Gas versorgt würden als die Industrie.

Schauen wir uns das Thema von der anderen Seite an: Wie viel Kilowattstunden könnten durch kürzeres Duschen eingespart werden? Eine vereinfachte Rechnung. Pro Minute, die jemand warm duscht, fließen etwa 0,5 kWh den Abfluss hinunter. Die gesamte deutsche Bevölkerung von 83,2 Mio. Menschen könnte demnach 41,6 Mio. kWh einsparen, wenn jeder und jede eine Minute kürzer duschen würde. Das klingt erstmal nach sehr viel. Darum muss diese Zahl ins Verhältnis gesetzt werden. Die BASF benötigt nur für ihren Standort in Ludwigshafen schon über 6 TWh elektrischer Energie pro Jahr. Das entspricht in etwa 16,6 Mio. kWh pro Tag. Umgerechnet könnte also mit der aus dem Weniger-Duschen der Bevölkerung eingesparten Energie die BASF 2,5 Tage lang ihren Standort Ludwigshafen betreiben.

Das ist dann auf einmal gar nicht mehr so viel. Zumal es in Deutschland noch diverse weitere große energieintensive Konzerne gibt, die von unserer Weniger-Dusch-Energie dann noch gar nichts abbekommen hätten. Vielleicht sollte also eine größere Stellschraube für deutschlandweite Energiesparmaßnahmen gefunden werden als die Duscharmaturen im heimischen Badezimmer.

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