Kopf mit Schere

(Bild: Photobank + Friedberg ‒ stock.adobe.com)

Wenn Chefs ihre Mitarbeiter auffordern, neue Ideen zu entwickeln klingt es meist so: „Seien Sie kreativ.“ „Machen Sie sich im Kopf frei.“ „Denken Sie mal in eine ganz neue Richtung.“ Einfach alles hinter sich lassen, den „Reset“-Schalter im Kopf drücken und .... Klappt das? Meist nicht!
Sie bemühen sich zwar, frischen Wind in Ihren Kopf zu lassen, grübeln und sinnieren, doch stellen ernüchtert fest, dass Sie stets bei den bekannten Lösungen landen. Sie sind frustriert und denken: Ich bin nicht kreativ. Doch, Sie sind kreativ. Vermutlich ist nur gerade eine „Schere“ in Ihrem Kopf aktiv, die jeden neuen Denkansatz sofort abschneidet. Hier ein Überblick über die häufigsten Scheren und wie man sie deaktivieren kann.

Die Gewohnheitsschere

Sie haben eine wirklich neue Idee. Doch statt zu jubeln, spüren Sie Skepsis – auch bei sich selbst. Und Ihre Kollegen sagen: „So haben wir das noch nie gemacht.“ Unser Gehirn zieht bekannte Lösungen unbekannten vor. Denn das geht schneller, als stets neue Lösungen zu entwerfen. Mit diesem Mechanismus schafft es unser Kopf, die meisten Alltagsprobleme effektiv zu lösen.
Sie deaktivieren diese Schere indem Sie die Idee ausarbeiten die Ihnen im Kopf herum spukt – selbst wenn sie Ihnen zunächst absurd erscheint. Stellen Sie sich vor, Ihr Chef hätte Ihnen zur Vorgabe gemacht, dass es eine ganz neue Lösung sein muss. So zwingen Sie Ihr Gehirn, die Gewohnheitsschere auszuschalten.
Und Ihren Kollegen, der sagt „Das haben wir noch nie gemacht.“ Den setzen Sie mit der Rückfrage „Ist die Idee deshalb gut oder schlecht?“ schachmatt. Antwortet er „schlecht“ bitten Sie ihn um eine fachliche Begründung. Das zwingt ihn, sich inhaltlich mit Ihrer Idee zu befassen.

Die Machbarkeitsschere

„Geht nicht!“ Sobald Sie eine Idee haben, fallen Ihnen tausend Gründe ein, warum sie nicht umsetzbar ist. Unser Kopf ist auf Gefahrenabwehr programmiert. Unsere Urahnen erachteten alles, was sie nicht kannten oder einschätzen konnten, zunächst als gefährlich – aus Vorsicht. Das haben wir verinnerlicht. Deshalb warnt Sie Ihr Kopf immer erst vor den Gefahren und Mühen einer neuen Lösung.
Sie deaktivieren diese Schere, indem Sie sich, bezogen auf jeden Einwand, fragen: Wie kann ich dieses Hindernis am besten überwinden? Denn bevor neue Ideen Realität werden, müssen stets Hindernisse überwunden werden. Entwickeln Sie aus den Antworten einen Aktionsplan.
Und wie gewinnen Sie Ihre Kollegen? Setzen Sie Ihre Idee in Bezug zu großen Ideen, die Realität wurden. Sagen Sie zum Beispiel: „Die Menschheit ist zum Mond geflogen. Nennen Sie mir einen Grund, warum dann diese Idee nicht realisierbar sein sollte?“

Die Wissensschere

Sie suchen nach einer Lösung für ein Problem. Doch Ihr Kopf entpuppt sich als Faulpelz und suggeriert Ihnen: „Die gibt es nicht.“ Wenn unser Gehirn keine Lösung weiß, dann suggeriert es uns oft, dass es keine gibt. Das ist meist Unsinn, aber gut für unser Selbstwertgefühl. Denn wenn wir permanent denken würden „Ich weiß zu wenig“, dann würde dies unser Selbstvertrauen erschüttern. Glauben Sie nicht alles, was Ihnen spontan durch den Kopf geht.
Sie deaktivieren diese Schere, indem Sie ab heute
davon ausgehen, dass es für alles eine Lösung gibt. Sie wissen nur noch nicht welche. Formulieren Sie konkrete Suchfragen und kontaktieren Sie Experten aus anderen Bereichen. Sie werden erstaunt sein, für wie viel es eine Lösung gibt – wenn man ums Eck denkt.
Und Ihren skeptischen Kollegen bieten Sie eine Wette an: „Ein Essen beim Nobel-Italiener, wenn ich eine Lösung finde.“ Sie werden überrascht sein, wie schnell diese einknicken.

Die Regelschere

Diese Schere wird schon sehr früh aktiv. Bevor Sie überhaupt in eine neue Richtung denken, sagt sie Ihnen: „Das darf man nicht.“ Das verbietet zum Beispiel die DSGVO. Von früher Kindheit an hören wir: „Das darfst Du nicht.“ „Das macht man nicht.“ Entsprechend schnell passen wir uns im Berufsleben den Regeln der Umgebung an – oft zu perfekt! Denn wer auf keinen Fall anecken möchte, beschneidet seine Kreativität, indem er sofort denkt: Was sagen die Anderen wohl, wenn .... Wie reagieren die Kunden, wenn ....
Sie deaktivieren diese Schere, indem Sie sich zwei einfache Fragen stellen: „Warum sollte das nicht erlaubt sein?“ Und: „Was könnte im schlimmsten Fall passieren?“. Gewöhnen Sie sich die „Strategie des sanften Bulldozers“ an: Niemanden fragen, erst einmal machen! Dabei werden Sie schnell feststellen, dass Sie die meisten Regeln mühelos beiseiteschieben können.

Die Widerspruchsschere

Diese Schere achtet genau darauf, wie unsere Umwelt auf unsere Worte und Ideen reagiert. Sobald Widerspruch droht, signalisiert sie: Stopp! Wir wollen nach außen als logisch denkende und handelnde Menschen erscheinen. Was irrational oder widersprüchlich wirken könnte, ist uns nicht geheuer: Gestern noch dagegen, heute dafür – da fühlen wir uns als Wendehälse. Mit dieser Haltung manövrieren wir uns aber ins kreative Abseits. Denn die Dinge ändern sich nun einmal schnell – das haben die Monate seit Ausbruch der Corona-Pandemie überdeutlich gezeigt. Die Widerspruchsschere hat schon manchen klugen Manager in einen Betonkopf verwandelt.
Sie deaktivieren diese Schere, indem Sie in Alternativen denken und sich nicht zu früh auf eine Option festlegen. Das ist beim kreativen Denken ein Qualitätsmerkmal! Denn wer weiß in Zeiten der Veränderung oder Marktumbruchzeiten wirklich, welche Strategien und Ideen am Ende funktionieren? Deshalb ist es sinnvoll, einen Plan B parat zu haben. Erklären Sie das Ihren Kollegen. Dann erscheinen Sie als jemand der alle Eventualitäten und möglichen Szenarien berücksichtigt.

Wie so vieles, was sich die Natur ausgedacht hat, haben auch die Scheren in unserem Kopf einen Sinn. Sie geben uns Sicherheit und Halt. Doch manchmal stehen sie uns im Weg – zum Beispiel, wenn unsere Kreativität auf Hochtouren arbeiten soll. Dann sollten wir sie deaktivieren.

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